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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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Spur unterdrückten Grolls. „Seien Sie dessen sicher, Captain, Präsident Berg wäre liebend gern heute hier, um das Schiff der Som´ai zu begutachten.“
    „Aber, Sir...“
    „Er ist unabkömmlich. Ein wichtiges Treffen zwecks der Landesverteidigung.“
    „Landesverteidigung“, gab Doria tonlos zurück.
Eher
Erd
verteidigung.
    „Ganz recht, ja.“
    Es kam nicht oft vor, aber in diesem Moment wußte Bals nicht, was er sagen sollte. Daß Aron Berg keine Zeit haben sollte, sich das außerirdische Raumschiff anzusehen und in Brüssel geblieben war, wollte selbst ihm nicht einleuchten. Es war nicht nur absurd, es paßte auch nicht zu Bergs Charakter. Der Mann war ein Suchender, ein Abenteurer. Bals hätte seine Apartmentwohnung in Brüssels noblem Südwesten verwettet, daß Aron Berg es sich keinesfalls nehmen lassen würde, selbst hier aufzukreuzen, um sich – Bals sah auf – dieses Wunder von technologischer Konstruktion anzusehen. Stattdessen hatte er sich hartnäckig dagegen verwehrt.
    Bals sagte, gequält lächelnd: „Es gibt viel zu tun hinsichtlich der Thematik einer zuverlässigen Verteidigung gegen die Shumgona.“ Er wußte, wie phrasenhaft das klang. Er biß die Zähne aufeinander, wandte sich Eiko und Alain zu. „Genug davon. Er wird schon noch kommen, um es selbst zu inspizieren.“ Wieder zu Doria: „Wie ich hörte, haben Sie das Schiff geflogen. Erzählen Sie mir davon. Ich will alles wissen.“
    „Sir, dazu kann ich nichts sagen.“
    Bals blinzelte überrascht. „Sie sind es doch geflogen?“
    „Es ist das Ei, was fliegt.“
    „Das Ei?“
    „Mein Name für den Ovoid. Aber wie immer Sie es nennen wollen, Sir, fest steht, es ist das Objekt, was die Entscheidungen trifft.“
    Bals schnaubte. „Jetzt behaupten Sie auch noch, es denkt.“
    Sie sah von Bals zu Alain, dann wieder Bals an. „So ist es, Sir.“
    „Aber
wie
?“
    „Fragen Sie ihn“, sagte Doria, Alain meinend. „Er ist die Intelligenzbestie.“
    Bals stutzte. Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wie bitte?“
    „Nun, Monsieur Bals“, sagte Alain, „ein derart ... fortschrittliches Schiff fliegt man nicht einfach. Es hat nichts mit Antriebstechnik oder Aeronautik zu tun, mehr mit dem Dasein selbst. Das Fliegen, Herr Vize“, fuhr er fort, „ist nicht Thema bei diesem Schiff.“
    „Was ist dann Thema?“
    „Wir denken, eine höhere Existenz. Genau wissen wir es nicht.“
    „Noch nicht“, sagte Doria.
    Bals musterte sie irritiert. Dann lachte er auf. „Ich verstehe kein Wort dessen, was Sie mir erzählen. Aber es klingt aufregend.“ Er wurde wieder ernst. „Also keine weiteren Testflüge, Captain.“
    „Ja, Sir.“
    Er sammelte sich. „Beginnen wir von vorn: Wie macht es, daß es schwebt? Vielleicht können Sie mir das verraten.“ Er setzte zu einer Schiffsumrundung an.
    Alain folgte ihm. „So wie das Schiff an seiner Unterseite das Licht beugt, müßte ein starkes Gravitationsfeld vorhanden sein, irgendwelche Kraftlinien oder geomagnetische Felder. Aber da ist nichts. Unsere Detektoren zeigen nichts an. Ebensowenig messen wir eine Starkstromquelle wie ein elektrogravitatives Feld. Es schwebt einfach.“
    „Dann vielleicht Antigravitation?“, fragte Bals.
    Alain wunderte es, daß ein Politiker diesen Begriff kannte. „Nicht sehr wahrscheinlich.“
    Er hatte das Phänomen der Antigravitation mit Institutskollegen besprochen. Die Schwerkraft wirkt überall durchweg gleich. Sie thront über allen anderen Kräften; sie auszusetzen oder ihr entgegenzuwirken gilt als unmöglich. Alain sagte: „Für eine Antischwerkraft war in unserem Denken bislang kein Platz.“
    „Betrachtete man die Quantenphysik zuerst nicht auch als Mystizismus?“ Bals stoppte mitten im Schritt. „Manchmal frage ich mich, was ihr Weltraumforscher die ganze Zeit treibt.“
    „Selbst Einstein erachtete die Anti-Gravitation als ›größte Eselei‹“, konterte Alain.
    „Ich würde sagen, er hatte Unrecht.“
    „Anscheinend.“
    Bals äußerte den Wunsch, das Schiff zu betreten.
    „Die Frage ist: will es das Schiff“, sagte Alain.
    Bals sah erstaunt.
    Doria trat vor, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. „Dieses Schiff, Sir, folgt eigenen Gesetzen.“
    „Soms Gesetzen? Oder Galdeas?“
    „Nein.“ Sie zögerte. „Wir wissen, daß nur bestimmte auserwählte Personen – der Indianer, Alain, Eiko, ich selbst – ins Innere gelangen.“ Sie löste ihre Hände und trat an den Ovoid. Auf Zehenspitzen fuhr sie mit der

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