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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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Sie hörten eine Stimme. Es war Galdea, und sie transmittierte ihnen allen ein stummes [Kommt zurück.]
    Nichts anderes hatten sie getan.
    „
Mais oui
“, sagte Alain jetzt zu Bals, sein Kehlkopfmikro zurückbiegend. „Aber ja. Das ist es. Phantastisch.“ Er lächelte. „Beinahe magisch.“
    Bals nahm den Blick nicht von dem schwebenden Objekt. „Wissen Sie, de Saux, die einfachste, direkteste Erklärung – die von den wenigsten Annahmen ausgeht – ist gewöhnlich die richtige. Magie erfordert eine Menge Annahmen. Hochtechnologie nicht.“
    Alain lächelte wieder. Er mochte Bals, speziell dessen Aufgeschlossenheit prekären Neuerungen gegenüber. „Nach Arthur C. Clarke ist jede fortgeschrittene Technologie von Magie nicht zu unterscheiden.“ Erst schien es, als wollte Alain den Ovoid berühren, aber ließ es bei dem Vorhaben und seine Hand eine Armlänge über der Oberfläche. „Es fliegt, und das sehr schnell und wahrscheinlich ebenso weit. Wir wissen nichts über die Energiequelle. Weder finden sich Tragflächen, Triebwerke und Reaktoren mit meßbarer Abstrahlcharakteristik oder andere konventionelle Antriebs- oder Steuersysteme. Und...“
    „Und, Professor?“
    „Es ist unsichtbar auf Radar.“
    „Natürlich.“ Bals fand das schon amüsant. Bereits heute kennt die Militärtechnik Tarnkappeneffekte. Dazu müssen die Photonen nur an dem Objekt vorbeigeleitet zu werden, und es wäre nicht nur auf Radar, sondern auch für das Auge unsichtbar. Es gab sogar Tarnanzüge für Soldaten.
    „Das schon, Herr Vizepräsident, aber hier ist es anders. Es ist nicht unsichtbar, sondern
nicht da
. Dieses Schiff folgt einem völlig neuen Zweig der Experimentalphysik. Alle Forschungen in die Richtung werden erschwert durch das Fehlen von Verkabelungen, Rohren oder anderer Bauteile“, fuhr Alain fort. „Oder die Hülle. Wir maßen ihr Gewicht. Sie wiegt überhaupt nichts. Und daß, obwohl sie eine extreme Widerstandsfähigkeit gegen Druck zeigt. Wahrscheinlich kann ihr keine ballistische Gewalt, wie wir sie kennen, etwas anhaben.“ Er wedelte mit der Hand. „Empirisch betrachtet ist dort nichts. Aber dieses Nichts ist unüberwindbar.“
    Bals konnte mangels eines Besseren nur nicken. „Magie. Und dieser Clarke hat auch keine Märchen geschrieben?“
    Alain schüttelte nüchtern den Kopf. „Nein.“
    Bals Blick wurde bei der Betrachtung der über das Schiffsexterieur driftenden Sternbilder ganz sanft. Er dachte:
Man betrachtet es und fällt in einen Schlund, der in die lautlose Weite führt...
    Und dann trieb ein blaues Band zwischen den Sternen. Es wurde größer und heller und verblaßte. Bals sah in Alains Gesicht. Keine Regung. Abwesend berührte er mit den Fingern die quer über sein Brustbein laufende Narbe, die jetzt heiß pochte.
    Alain musterte Bals. Irgend etwas ging von diesem Schiff aus. Eine Note von Unauslöschbarkeit. Eine Ahnung von der Vereinigung mit dem Höchsten. Ein Mysterium. „Es birgt eine Kraft, Herr Vizepräsident“, sagte er. „Eine Intelligenz.“
    Bals fuhr herum. „Sie sagen, das Schiff denkt?“
    „Es verfügt über ein Tiefengedächtnis und zieht Schlüsse.“
    „Jesus Christus...“
    „Es ist mehr als ein Raumschiff. Es ist eine uns überlegene Lebensform. Soviel wissen wir.“
    Bals im Anblick des Sternenschiffes. Das Dröhnen aufsteigender Jagdflieger erfüllte die Luft, und ein Hubschrauber stob über das detonationsbeständige Hangardach. Bals sah Alain an und sagte: „Ja.“ Er musterte die Soldaten, die neben einigen Schützenpanzern der
LeClerc
-Serie standen und das Schiff bewachten. Sonst sagte er nichts.
    Mary-Doria Patrick, einen drahtlosen Knopf im Ohr, schwebte, ein Koaxialkabel nachziehend, aus dem Ovoid, zugleich Eiko Sakaguchi mit großen Schritten hinter einigen gestapelten Kisten mit Elektronikteilen vortrat.
    „Captain Patrick.“ Bals reichte der Pilotin die Hand. Doria, schien es, sah es als reine Höflichkeitsgeste. Bals schien darüber hinwegzusehen, begrüßte Eiko und wandte sich dann wieder an Doria. „Wir wußten, daß Sie es hinkriegen würden“, sagte Bals. „Bravo. Blaskowitz faßt sogar eine Belobigung für Sie ins Auge.“
    Danke für die Blumen,
dachte Doria.
Behalten Sie sie.
„Wie ich sehe, sind Sie allein gekommen, Vize. Wo steckt Berg? Ich meine, der Präsident. Ich kann mir denken, daß er gegenwärtig viel um die Ohren hat, aber daß sein Terminkalender derart voll ist, hätte ich nicht gedacht.“
    Bals lächelte, aber mit einer

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