Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
Vom Netzwerk:
Seine Lippen bewegten sich leicht, als formulierte er bereits die Einleitung der Monographie, die er schreiben würde, wenn all das vorüber war. Ich grinste: wenigstens soviel würde er mit sich zurücktragen. Der Schatz mochte sich als leere Legende erweisen; aber hier lag eine Entdeckung von beträchtlichem wissenschaftlichen Wert vor uns.
    Als wir näherkamen, stellten wir fest, daß unsere ersten Eindrücke von Farad falsch waren. Einst war dies eine riesige Metropole gewesen – vielleicht das Babylon oder das Karthago des antiken Mars. Aber das lag lange Zeit zurück. Eine Million Jahre waren seit jenen ruhmvollen Tagen vergangen, und das einst mächtige Volk, das noch heute die Stadt bewohnte, war zu einem jämmerlichen Überrest dessen zusammengeschrumpft, was es einmal gewesen war. Ganze Stadtviertel lagen in Schutt und Asche; Sand hatte die breiten Boulevards überzogen, die von den abgebröckelten Standbildern längst gestorbener Herrscher gesäumt waren.
    Nur ein kleiner Teil der Stadt war noch bewohnt und wurde einigermaßen gepflegt; und das war die Karawanserei in der Nähe der Haupttore. Dahinter, auf einer Anhöhe, lagen die Überreste des einst herrlichen Palastkomplexes des alten Farad. Dort hatten vielleicht in jüngster Vergangenheit – etwa dem Pleistozän der Erde – die entfernten Vorfahren von Fürst Kraa in prunkvoller Größe geherrscht.
    Jetzt wohnten ihre Abkömmlinge in einem dreistöckigen Steingebäude, das man kaum als Hütte bezeichnen mochte.
    Aber die Mauer stand noch, und ihre megalithischen Steinblöcke, von denen jeder eine gute Tonne wog, waren so perfekt geglättet, daß sie ohne Mörtel zusammengefügt waren. Die Tore waren grandios. Hochaufragende Pylonen aus schwarzem Marmor stiegen wie schwarze Obelisken zum Himmel, und man konnte heute noch die Hieroglyphen auf ihnen erkennen, obwohl schon geologische Epochen verstrichen waren, seit man die Zeichen in den Stein gehauen hatte.
    Die Portale selbst waren mächtige Tore aus gegossener Bronze. Einst waren sie mit Gold bedeckt gewesen, einer Art Goldblatt vielleicht. Hier und da konnte man an den oberen Rändern noch das glänzende, papierdünne Metall sehen.
    Die Tore standen offen, und wir ritten zwischen ihnen hindurch, betraten eine breite Avenue, die von vielleicht dreitausend Männern, Frauen und Kindern gesäumt war. Im Triumph ritten wir über die Prachtstraße, und von den Fenstersimsen, den Balkonen und den Dächern hingen Fahnen. Wieder hörte ich das Dröhnen des Hai-yaa aus vielen Kehlen, dem Gruß der Könige.
    Das Große Haus stand vor einem breiten Platz. Eine große Kolonnade verlief an seiner Vorderseite. Das Portal wurde von zwei steinernen Titanen gestützt. Es war wahrhaft großartig; aber die Zeit hatte an ihm genagt. Tiefeingeschnittene Glyphen schmückten die mächtigen Säulen, und der Staub der Jahrhunderte hatte den glatten Marmor abgewetzt, bis man die Glyphen kaum mehr lesen konnte.
    Vor dem Haus von Kraa hielten wir an, und dort stand der ergraute Kuruk im zeremoniellen Kleid und strahlte über das ganze Gesicht. Chaka, der Junge, stand neben ihm. Er hatte nur Augen für mich.
    Ich fing seinen Blick auf und rief ihn mit einer Geste zu mir. Dann forderte ich die Priester und Höflinge des Hauses auf, zurückzutreten, und ließ den Jungen die Zügel meines Slidars halten, während ich abstieg.
    Das war natürlich eine Ehre. Seine Augen leuchteten, und in dem stolzen Blick Kuruks leuchtete dasselbe Licht.
    Und so kam ich nach Farad …
     
    Man stellte mir eine großartige Zimmerflucht zur Verfügung. Meine Begleiter sollten unten, inmitten der Sklavenkammern untergebracht werden. Ich erklärte den Priestern und Höflingen, daß meine Freunde bei mir wohnen würden. Und da genügend Platz war, bedeutete das auch keine Unbequemlichkeit für mich. Ich hielt es für klüger, wenn wir alle beisammen blieben; ich wollte nicht, daß Ilsa auf einem Strohsack schlafen mußte. Und ich hielt es für klug, Bolgov so gut wie möglich von den Eingeborenen fernzuhalten; die Abneigung, die er dem Volk entgegenbrachte, und sein hitziges Temperament würden sonst vielleicht Keresny und Ilsa Schwierigkeiten einbringen. Ich wollte nicht, daß unsere Beziehungen zu unseren Gastgebern durch Duelle oder Blutrache kompliziert würden.
    Während wir auspackten, sprudelte der Doktor förmlich vor wissenschaftlicher Erregung über. Tatsächlich hatte man bei dem Raum, in dem wir uns aufhielten, den Eindruck, es handle sich

Weitere Kostenlose Bücher