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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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ihrem Haar passen irgendwie zusammen; sie wirken – richtig. Es überkommt einen ein Prickeln geheimnisvoller Ehrfurcht, die Erkenntnis, daß sie fast ein verlorener Zweig der Menschheit sein könnten … eine weitere Rasse, wie die schwarze, die braune, die gelbe und die weiße … eine Rasse, die irgendwie in der Dämmerung der Zeiten verlorenging oder auf seltsame Weise vom Hauptstrom getrennt wurde.
    Als Christoffsen zum ersten Mal hier landete und Verbindung mit der Weiße-Falken-Nation aufnahm, registrierte er voll Staunen in seinem Tagebuch, wie menschlich die Marsianer wären. Das letzte, was die Wissenschaftler auf der Wüstenwelt erwartet hatten, war eine intelligente eingeborene Rasse: diese Vorstellung war so abgedroschen, daß selbst die Science-Fiction-Schriftsteller des letzten Jahrhunderts dieses Thema aufgegeben hatten. Und da waren sie …
    Selbst heute können die Fachleute noch keine vernünftige Theorie anbieten, die das Vorhandensein dieser Rasse erklärte. Bloß zahlreiche Hypothesen. Die Anhänger Cantwells argumentieren, der Homo sapiens sei einfach die praktischste Konstruktion für intelligentes Leben. Sie führen eindrucksvolle biologische Gründe auf, weshalb jede Rasse, die dazu bestimmt ist, eine höhere Zivilisation zu entwickeln, sich zu einem aufrecht gehenden, warmblütigen, Sauerstoff atmenden, zweibeinigen Säuger mit zweiäugiger Sicht, einem abwinkelbaren Daumen und einer Körperchemie, die auf Kohlenstoffbasis beruht, entwickeln muß. Aber in Wirklichkeit dienen diese Argumente nur der Selbstbestätigung; wenn die beiden einzigen bis jetzt entdeckten zivilisierten Rassen diese Ähnlichkeit teilen, nimmt das Ganze das Gewicht eines Naturgesetzes an.
    Die Anhänger von Diego de Renza andererseits weisen all diese Behauptungen wegen angeblich unzureichender Beweise zurück. De Renza behauptet, jeder Stern vom G-Typ verfüge mit hoher Wahrscheinlichkeit über ein Planetensystem und die Aussichten, daß sich auf einigen dieser Planeten Leben entwickle, seien statistisch geradezu überwältigend groß. Er lehrt, daß vielleicht eine Million Planeten in der Galaxis bewohnt seien, und meint, erst wenn wir ein paar hundert mehr gefunden hätten, erst dann – und nur dann – könnten wir behaupten, es mit Naturgesetzen zu tun zu haben.
    Die Anthropologen und einige der mehr der Mystik zuneigenden Archäologen sind in ihrer Meinung ziemlich gleichmäßig geteilt, daß eine verlorene, vergessene Zivilisation beide Welten kolonisiert hätte, ehe die Eiszeit über sie kam. Eine Theorie behauptet, die Erde sei vom Mars kolonisiert worden, während die andere davon ausgeht, daß der Mars von prähistorischen Erdenmenschen besiedelt worden sei. Und dann gibt es sogar noch eine Splittergruppe, die behauptet, beide Planeten seien in Wirklichkeit nur Kolonien des mythischen fünften Planeten, Aster, der sich in einem Atomkrieg selbst vernichtete und in Stücke brach, die den Asteroidengürtel bildeten.
    Die einzig unwiderlegbare Tatsache in diesem Morast der Meinungen ist die, daß in Wirklichkeit niemand etwas Bestimmtes weiß.
     
    Ehe die Sonne den Zenit erreicht hatte, näherten wir uns den Mauern von Farad.
    Ich stellte zu meiner Überraschung fest, daß die Monddrachen-Nation ein städtisches Volk war. Die meisten anderen waren den langen Weg von der städtischen Zivilisation bis an den Rand der Barbarei zurückgesunken. Einst hatten die Marsianer ein Weltreich gebildet. Äonen verstrichen, und sie teilten sich in nationale Einheiten; im Lauf weiterer Äonen lösten sich diese Nationen zuerst in Stadtstaaten auf und sanken dann noch weiter zurück, zerfielen in nomadische Kriegerclans.
    Auch dies hatte die Wissenschaftler und Gelehrten fasziniert und ihnen Material für weitere Theorien geliefert.
    Aber das Volk von Fürst Kraa wohnte in den Mauern einer der uralten marsianischen Städte. Abgesehen von der wenig bekannten Goldenen-Löwen-Nation, die irgendwo in den Polarregionen des Nordens wohnt, hatte sich keine der Neun Nationen die städtische Lebensart bewahrt.
    Die Stadt war sogar in relativ gutem Zustand. Als wir den langen, gepflasterten Weg entlangritten, der von jenen seltsamen marsianischen Sphinxen gesäumt war, die wie riesige geduckte Insekten aussehen, konnten wir erkennen, daß die mächtigen Außenmauern noch standen. Dahinter ragten unglaublich schlanke Türme zum Himmel.
    Doktor Keresny war von wissenschaftlicher Begeisterung erfüllt, und seine Augen funkelten erregt.

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