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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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verächtlichem Blick.
    »Die verfluchten F’yagha gehen mit uns zur Stadt?«
    Ich versuchte ihn mit einem königlichen Blick zum Schweigen zu bringen, aber das gelang mir nicht.
    »Meine … Freunde … kommen mit mir. Sofern der Priester Dhu keine Einwände hat?«
    Er zuckte die Achseln, und seine verbildeten Schultern hoben sich. »Nicht ich! Der Lord mag seine Hunde mit sich nehmen, wenn er dies wünscht.«
    Der Fürst wandte sich mit scharfer Stimme an ihn. »Genug, Priester! Du machst uns vor dem Jamad Schande; seine Brüder sind unsere Brüder, solange die Welt lebt. Ich dulde keine Unverschämtheit, bei meiner Ehre!«
    Der Zwerg verbeugte sich spöttisch, während ich mich abwandte.
    Aber als ich dann zum Doktor und den anderen zurückging, spürte ich die ganze Zeit seine kalten, häßlichen Augen in meinem Nacken.
     

 
7. Die Tore von Farad
     
    Das Slidar ist ein Tier, das man mit keinem irdischen Geschöpf vergleichen kann. Es ist etwas größer als ein Pferd, besitzt vier Beine und hat einen langen, gebogenen Hals; aber damit hört auch jede Ähnlichkeit auf. Das Slidar ist nämlich ein Reptil, ein Geschöpf mit Schuppen, Fängen und einem Schlangenschwanz. Und doch erinnert es in seiner hageren, hochgewachsenen Schwerfälligkeit viele Erdmenschen an das Kamel.
    Es läuft mit einem schlurfenden, gleitenden Schritt, und daher sein Name; denn Slidar bedeutet in der Sprache ›Springer‹. Wenige Erdenmenschen haben die Kunst gemeistert, diese Tiere zu reiten oder gar sich im Sattel wohl zu fühlen. Aber meinen Begleitern gelang es, wenn auch Bolgovs Panik offensichtlich war. Er klammerte sich starr an dem hohen Sattelhorn fest und fluchte während des ganzen Weges.
    Ilsa hatte die Kunst des Reitens in schicken Reitschulen gelernt und paßte sich dem schlingernden Schritt ihres Tieres vergleichsweise gut an. Selbst der Doktor schaffte es, im Sattel einigermaßen elegant auszusehen.
    Die Chun-Krieger schnürten unsere Bündel, luden sie auf Pack-Sitdars, und dann ritten wir den Abhang hinauf zum Klippenrand und setzten uns in nördlicher Richtung über das Plateau in Bewegung.
    Hier war nichts als zerbröckelnder, trockener Felsen mit gelbem, staubfeinen Sand, der sich in den Spalten sammelte. Nichts wuchs hier außer zähen Flechten und gelegentlichen Moospolstern. Das Tafelland war reingefegt, ein weites, nacktes Felsplateau, von den Pockennarben der Fumarolen von Gasgeisern überzogen.
    Ilsa ritt an meiner Seite. Sie konnte kaum den Blick von unserer Eskorte wenden. Ich mußte ein belustigtes Grinsen unterdrücken, denn ich konnte ihr Staunen gut verstehen. Die Wüstenwelt hält nämlich für ihre Besucher eine dritte Überraschung bereit: das Volk selbst.
    Nur wenige Erdenmenschen, die das Volk noch nicht gesehen haben, wissen, wie durch und durch menschlich sie sind. Zwar sind die eingeborenen Marsianer insgesamt größer und schlanker gebaut als wir; ihr Knochenbau ist leichter und ihre Brust breiter, um ihnen das Leben in ihrer dünnen Atmosphäre zu gestatten. Ihr Kopf, die Handrücken, Brust und Hals sind nicht mit Haaren, sondern einem feinen, seidigen Pelz bedeckt, der gewöhnlich rötlichbraun ist und eine erstaunlich wirksame, natürliche Isolierung gegen den Hitzeverlust bildet. Ihre Augen sind größer als die unseren und haben weitere Pupillen, um das schwächere Sonnenlicht auszugleichen, das ihre düstere Welt empfängt. Diese besonderen Eigentümlichkeiten ihrer Augen und ihrer Pelzkappe, die gleitende Eleganz ihrer Bewegungen und ihre zwischen der Farbe von Bernstein und Kupfer liegende Pigmentierung ist es, die uns instinktiv an Katzen erinnert und ihnen die Bezeichnung Katzenmenschen eingetragen hat.
    Aber dies sind nur oberflächliche Unterschiede, die nur wenig zu bedeuten haben. Die Rassenunterschiede der Erde sind viel ausgeprägter – die Schlitzaugen der Mongolenrasse, das Wollhaar und die ebenholzfarbene Pigmentierung der Negroiden. Aber von oberflächlichen Unterschieden abgesehen, ist das Volk erstaunlich menschlich. Menschlich dort, wo es wirklich zählt.
    In der chemischen Zusammensetzung ihres Blutes, in ihren Genen und Chromosomen sind sie – Menschen.
    Zuerst fallen einem nur die bernsteinfarbene Haut, der rotbraune Pelz, die großen, schwarzen, obsidianglänzenden Augen auf. Aber bald darauf – sofern einen nicht Vorurteile davon abhalten – erfüllt einen Staunen über ihre Menschlichkeit.
    Und diese kleinen Unterschiede in der Pigmentierung, in den Augen und

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