Kaiser des Mars
versuchten, mich und diejenigen, die mit mir ritten, zu jagen. Also hatte ich keine andere Wahl, als das Banner des Krieges gegen alle zu erheben: die Besatzungsmacht, die KA-Bullen und die einfachen Kolonisten. Zuerst kämpften nur Fürst Thuus Leute, die Clans der Roten Berge, an meiner Seite gegen die Erdenmenschen. Aber bald darauf schloß sich uns die Weiße-Falken-Nation an. Und am Ende hatten sich alle vier Nationen meinem Heiligen Krieg angeschlossen. Beinahe hätten wir den Sieg errungen; aber die Verhaßten waren zu stark. Wir hatten nichts außer Bronzeschwertern und Speeren und die Kraft unseres Hasses.«
»Damit ist nicht viel gegen Betakanonen und Atombomben auszurichten.«
»Aber jetzt sind Sie zurückgekehrt und haben neue Verbündete für Ihre Sache gewonnen«, erinnerte der Doktor mich mit leiser Stimme.
Ich nickte. »Ja. Fürst Kraa hat mich anerkannt, und die Krieger der Monddrachen-Nation werden sich den vier Nationen anschließen. Und der Krieg kann aufs neue beginnen.«
»Und wo wird das alles diesmal enden?« fragte das Mädchen ernst. »In weiterem Kampf und weiteren Morden – müssen noch mehr Menschen sterben?«
»Ja. Aber dieses Mal werde ich alle Nationen einen, ehe das Kriegsbanner sich wieder erhebt. Fürst Kraa wird Gesandte zu jenen Nationen schicken, die sich mir noch nicht angeschlossen haben. Wenn wir diese leidige Angelegenheit mit dem Schatz von Ilionis hinter uns gebracht haben, wird sich der ganze Mars im Heiligen Krieg erheben. Und wir sind den Erdenmenschen um das Hundertfache überlegen.«
Keresny nickte mitfühlend. »Aber sie haben immer noch Betakanonen und Atombomben«, sagte er.
»Das ist richtig. Aber diesmal werden sie mich nicht lebend gefangennehmen und damit die Schlacht beenden. Diesmal werden wir kämpfen, bis zum letzten Krieger. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß selbst das Mandat es fertigbringen wird, sich gegen das massierte Gewicht der öffentlichen Meinung zu stellen. Genozid ist das schmutzigste Wort im Lexikon der Politik. Sie würden eine ganze Welt ermorden müssen, um uns aufzuhalten.«
Ich hielt inne, als die Tür sich nach innen öffnete und uns den Blick auf einen pompös gekleideten Herold freigab.
Die Zeit für das Festmahl war gekommen.
8. Die Halle der Monde
Das Mahl fand in einer riesigen Säulenhalle statt, die mich an die große Halle von Karnak erinnerte.
Man nannte sie die Halle der Monde. Zwei gehämmerte Scheiben aus uraltem Silber schmückten eine Wand, und ihre stumpfglänzenden Flächen waren mit Arabesken und komplizierten Symbolen verziert. Das Volk hat weithin berühmte Ephemeriden der Mondzyklen gesammelt, denn für sie sind die kleinen, schwach leuchtenden, dahinrasenden Monde infolge ihrer großen, das Licht sammelnden Augen sichtbar. Aus den komplizierten Bahnen der Zwillingsmonde prophezeien ihre Schamanen die Zukunft. Die Wissenschaft der Monde ist für das Volk das, was die Astrologie einst den Urvölkern der Erde war (und manchen noch heute ist).
Zu den schrillen Klängen von Trompeten betraten wir die Halle. Die Szene war von atemberaubendem, barbarischen Glanz. Ein wahrer Wald riesiger, roter Marmorsäulen trug eine gewölbte Decke, die sich in düsteren Schatten zu verlieren schien. Die Säulen waren spiralförmig mit uralten Inschriften versehen; hier, im Innern des Großen Hauses, hatte der Zahn der Zeit weniger Schaden angerichtet, und man konnte noch die alten Pigmente sehen.
Aus Bronze getriebene Leuchter trugen rauchlose, weiße Flammen, die völlig geruchlos waren. Auf dem Mars gibt es wenig Holz und nur ganz wenig Sauerstoff, um Holz zu verbrennen; aber das Volk hat einen chemischen Ersatz gefunden, der aus dem Öl bestimmter Moose gewonnen wird und der sich in flammenlosem Glanz entzündet, wenn man ihn mit einem pulverisierten Mineralstoff in Verbindung bringt, den wir bis jetzt noch nicht kennen.
Einige Hunderte der Lords und Adeligen der Monddrachen saßen vor knöchelhohen Steintischen auf rituellen Kissen. Sie trugen strahlend bunte, zeremonielle Festkleider, und der Anblick der edlen Krieger in ihrem schimmernden Gewand im Schein der hellen Lichter war unbeschreiblich.
Meine Begleiter waren von der Wärme des Saales begeistert, denn auf steinernen Gittern loderten mächtige Feuer, und der Duft von gebratenem Fleisch lag in der Luft. Noch begeisterter waren sie, als ich ihnen erklärte, daß sie hier gefahrlos die Atemmasken abnehmen konnten. Die Atmosphäre des Mars
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