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Kaiser des Mars

Kaiser des Mars

Titel: Kaiser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter
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ist dünn und natürlich arm an Sauerstoff, aber nicht weniger atembar als die der Höhe des Himalaja oder des Anden-Hochplateaus. Die intensive Kälte und die schreckliche Trockenheit der Luft sind es, die den Lungen von Erdenmenschen so gefährlich sind und den Einsatz von Atemgeräten erfordern. In diesen Masken wird die Luft zu atembarer Dicke kondensiert und gleichzeitig angewärmt und befeuchtet.
    Als wir die Halle betraten und die Plätze einnahmen, die der Herold uns wies, verstummten die Trompetenklänge. Die vielen Hunderte, die bei meinem Eintritt aufgestanden waren, um mich zu begrüßen, verbeugten sich tief, als ich, gefolgt von meinen Begleitern, den breiten Gang zwischen den Tischen entlangschritt.
    Man führte mich zum Hohen Sitz auf einem breiten Podest aus gelbem Marmor. Mein Sessel war ein thronähnliches Gebilde aus uraltem, schwarzen Holz, der höher aufragte als der Platz des Fürsten, der sich erhob, um mich zu begrüßen. Keresny, Ilsa und Bolgov wurden weniger bedeutsame Plätze auf einer der unteren Stufen des Podests zugewiesen.
    Mir fielen ein paar finstere Blicke auf, und in den Augen vieler Adeliger und Häuptlinge blitzte es feindselig, als sie sahen, daß meine Begleiter den F’yagha, den Verhaßten, angehörten. Dagegen ließ sich nichts machen, und vermutlich war die Reaktion nur natürlich, wenn man überlegte, welches Leid das Volk von den Erdenmenschen erfahren hat. Aber ich hatte keine Angst, daß es zu offenen Feindseligkeiten kommen würde, und glaubte, daß die finsteren Blicke sich bald aufhellen würden, wie es auch in der Tat der Fall war. Die Gastfreundschaft ist nämlich beim Volk eine heilige Tugend, und keiner wird ungestraft das Gastrecht brechen, will er nicht seiner Ehre verlustig gehen.
    Der Fürst selbst hielt mir einen kalten Becher aus geschnittenem Amethyst hin und griff dann selbst nach einem ähnlichen Trinkgefäß. Dann schenkte ein wohlgenährter Kammerherr eine klare Flüssigkeit in die beiden Becher, und atemlose Stille senkte sich über den Saal. Wir tranken beide, er und ich.
    Es war Wasser – reines, kaltes Wasser, seltener und wertvoller als jeder Wein. Jetzt hatte ich mit Fürst Kraa ›Wasser geteilt‹, wie ich es mit Thuu und Mha und Yatha und Eonnah geteilt hatte, die alle Fürsten von Nationen waren. Damit wurde zwischen uns ein Pakt der Freundschaft und der Brüderschaft besiegelt, wie ihn nur der Tod noch trennen konnte.
    Jetzt mußte er nur noch sein Schwert zu meinen Füßen legen und damit seinen Lebenseid ablegen.
    Die wertvolle Wasserflasche wurde entfernt und die Becher weggetragen. Man gab uns Schalen aus grüner Jade, die man mit Wein füllte. Ich grüßte meinen Wasserfreund und tat einen tiefen Zug. Der Wein war dünn und glänzte golden und hatte das Feuer von Honig im Herzen. Er erfüllte meine Adern mit einem Prickeln der Kraft wie der beste Champagner.
    Dann begann das Festmahl; eine endlose Vielfalt von gewürztem Fleisch, Porzellantassen mit dampfender Brühe, in der wertvolle Kräuter schwammen, eingelegte Wurzeln, kandierte Früchte aus den Feuchtländern und gesüßtes Gebäck wurde auf mächtigen Platten aus Gold und Silber auf den Schultern von Sklaven vor uns getragen. Und dann standen da Becher aus jenem seltsamen und höchst wertvollen, blaugrünen Metall, das es nur auf dem Mars gibt und das damals auf der Erde der letzte Schrei war, als Christoffsen mit den ersten Proben nach Hause zurückkehrte. Martium nennt man es.
    Ich sah die Habgier in Bolgows Augen glänzen, als uns das Fleisch auf einer Platte aus massivem Martium gereicht wurde, für die er wohl zwanzig Jahresgehälter hätte bezahlen müssen. Er nahm ein paar Stücke süßen, weißen Fleisches von der Platte, und ich lächelte, als er das Fleisch hungrig hinunterwürgte, ohne dabei das wertvolle Metall aus den Augen zu lassen.
    »Schmeckt gut, nicht wahr, Bruder Konstantin?«
    Er knurrte. »Nicht schlecht.«
    »Ja, und herrlich gewürzt. Das ist natürlich Sandschlange …«
    Sein Gesicht lief purpurrot an, und er spuckte den Bissen in seine Serviette.
    Es gab dreiundzwanzig Gänge und neun Weine und am Ende einen Brandy, der wie flüssiges Gold aussah.
    Musikanten spielten zwischen den Tischen und benutzten Instrumente, die nur wenige Erdenmenschen je gesehen haben. Keresny folgte ihnen mit faszinierten Blicken. Die Musik bestand nur aus klagenden Molltönen, vergleichbar vielleicht der arabischen Musik, und das dauernde Klirren kleiner, silberner

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