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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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zu lassen und seine Optionen erst später erneut auszuloten. Mit der Fahnenflucht hatte er, um im historischen Kontext zu bleiben, den Rubikon überschritten und bei allem Verständnis würde er auch bei Rheinberg letztendlich nicht mehr erwarten können, als dass dieser das Interesse verfolgte, die Mannschaftsdisziplin aufrechtzuerhalten. Im Zweifel würde es dafür notwendig sein, ein Exempel zu statuieren.
    Für einen Moment erschien Volkert die Perspektive, nach Noricum aufbrechen zu müssen, fast wie die beste aller möglichen Alternativen.
    Die Zeit bis zum Aufbruch verging wie im Fluge. Insgesamt gut 250 Männer waren der Legio II Italia zugeteilt und am frühen Morgen des kommenden Tages hatte der Zenturio Latinus, der sie zur Freude aller den Weg bis nach Noricum anführen würde, die kaum ausgebildeten Rekruten in so etwas wie eine Marschkolonne organisiert. Seinem Gesicht war anzusehen, dass ihm die Aussicht, eine Gruppe wenig begeisterter Rekruten anzuführen, von denen die Hälfte die erstbeste Gelegenheit zur Flucht ergreifen würde, kaum behagte. Die Tatsache, dass er gut 30 weitere, offenbar erfahrene Legionäre mit sich führte, die sich mehr wie Wachleute und weniger wie Kameraden aufführten, bestätigte diesen Eindruck nur noch. Letztlich bekam die ganze Kolonne in Volkerts Sichtweise mehr und mehr den Charakter einer Verlegung von Sträflingen.
    Simodes schien die Aussicht auf die lange Wanderschaft förmlich zu beflügeln. Seine bemerkenswert gute Laune war alles andere als ansteckend, und als ihm einige Kameraden ziemlich böse Blicke zugeworfen hatten, riet Volkert ihm, sein sonniges Gemüt nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. Für den Fähnrich hingegen war der sorgenlose Optimismus des Griechen sehr angenehm, da er ihn von seinen eigenen trüben Gedanken abzulenken vermochte.
    Nach einem schnellen Frühstück hatte jeder frischgebackene Legionär ein schweres Bündel auf seinen Rücken geschnallt, gefüllt mit Werkzeugen, Nahrungsmitteln, seinen Waffen, einer Schlafunterlage, zusätzlicher Kleidung und allerlei nützlichen Utensilien. Volkert hatte schon vorher feststellen müssen, dass sich die Anforderungen an die Tragfähigkeit von Soldaten über die Jahrhunderte offenbar nur wenig verändert hatten – unabhängig von der Existenz entweder von Eselskarren oder Dieselmotoren wurde von jedem einfachen Soldaten weiterhin verlangt, alles Notwendige auf den eigenen Schultern mit sich zu führen. Volkert hatte im Lager marschieren geübt und auch seinen Anteil an Märschen während seiner Grundausbildung in Deutschland erlebt, also war er damit grundsätzlich besser zurechtgekommen als so mancher anderer Rekrut. Die Aussicht aber, nun Hunderte von Kilometern zurücklegen zu müssen, möglicherweise nur unterbrochen durch eine Flussfahrt, wenn Wetter und Strömung das nahelegten, erfreute ihn genauso wenig wie jeden anderen der 250 Mann, die sich für den Marsch rüsteten.
    Bereits am Ende des ersten Tages waren Volkerts Füße trotz aller Marschübungen voller Blasen. Er musste zugeben, dass die Sandalen, die die römischen Soldaten trugen, für Märsche generell nicht schlecht geeignet waren, da sie zumindest verhinderten, dass die Füße seitlich allzu sehr aufgescheuert wurden. Natürlich flogen so leichter Steine zwischen Fuß und Sohle und die Füße wurden schnell und gründlich dreckig – und jetzt, da die Witterung langsam aber sicher immer winterlicher wurde, war es vor allem empfindlich kalt.
    Der Zenturio legte ein kräftiges Marschtempo vor, genehmigte nur sehr kurze Pausen und schien ernsthaftes Interesse an einem neuen Geschwindigkeitsrekord zu haben. Alle murrten und wurden geflissentlich von den Veteranen ignoriert. Volkert ahnte, warum man sie so schindete: Wenn sie sich zur Nachtruhe begaben, würden die Rekruten alle viel zu fertig sein, um noch an Fahnenflucht zu denken.
    Als man am Abend das Lager aufschlug, waren Volkerts Fußsohlen aufgerissen und voller teilweise blutiger Schwielen. Simodes reichte ihm eine Salbe, die er selbst zusammengemixt hatte, und die etwas Linderung verschaffte. Auch die Füße des Griechen hatten unter dem fast achtstündigen Marsch gelitten, dennoch zeigte er ein freundliches Lächeln, scherzte und gab großzügig von seiner Salbe ab. Seine Kameraden verziehen ihm seine unerträglich gute Laune, als er das Rezept für die Tinktur mit ihnen teilte und sie bemerkten, dass das Mittel in der Tat half, da es die Schmerzen linderte.
    Volkert

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