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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Rheinbergs zugelassen hatte. Eine Geschwulst im Mannschaftskörper, die von Klasewitz mit sicherem Schnitt herauszutrennen gedachte. Es würde viel zu tun geben, wenn er erst das Kommando übernommen hatte.
    Er nickte sich selbst zu, als er Tennberg verließ.
    Oh ja, sehr, sehr viel zu tun.
     

 
     
15
     
    Odotheus war ein tapferer Krieger. Er war Fritigern und Alarich aus ihrem alten Siedlungsgebiet gefolgt, als diese schließlich den Reiterhorden aus dem Osten hatten weichen müssen. Obgleich den wendigen und rücksichtslosen Angreifern rettungslos unterlegen, hatte Odotheus das Seine getan, den Rückzug der vielen Hundert Planwagen zu decken und hatte mit angesehen, wie sein jüngerer Bruder Vitigis, von hunnischen Pfeilen gespickt, tot von seinem Pferd gefallen war. Odotheus hasste die Hunnen nicht, dafür hatte er mit zu vielen von ihnen Seite an Seite gegen die Römer gekämpft, mit Abtrünnigen, die dem hunnischen König aus ganz verschiedenen Gründen entsagt hatten.
    Odotheus hasste auch die Römer nicht. Was er von Rom gesehen hatte, fand er beeindruckend. Die schönen Latifundien, die wohl befestigten Städte mit den weißen Mauern und die ganzen imponierenden Bauwerke, vor allem die Kirchen und die kraftvollen, predigenden und reichen arianischen Bischöfe, die seinen Glauben vertraten und gleichzeitig die Macht der Kirche auf eine Art und Weise repräsentierten, wie es die gotischen Prediger in seiner alten Heimat niemals gekonnt hätten. Er bewunderte die Römer. Er war mit Fritigern gewesen, als dieser Siedlungsland mit Kaiser Valens ausgehandelt hatte. Dann waren sie verraten worden und hatten Valens getötet.
    Odotheus hatte kein Problem mit den Römern. Er hatte gerade einen großen Landbauernhof geplündert und sein Packpferd war voller Schätze, sein Karren beladen mit Stoffen und Tierhäuten und in seinem Beutel klimperten römische Solidi. Rom war eine feine Sache. Schade nur, dass die Römer einfach nicht aufgeben konnten.
    Als der Anführer ihrer Gruppe, der verwegene Fastida, von der römischen Truppe in ihrer Nähe gehört hatte, bedurfte es keiner großen Überredungskunst, um die gemischte Gruppe aus Goten und Hunnen dazu zu bringen, auch dieses Ziel anzugreifen und die Vorherrschaft der Goten in diesem Teil des Ostreiches zu zementieren. Es waren nicht viele Römer und sie waren schwerfällig auf ihren Pferden, und sie bauten mit solchem leichtsinnigen Lärm an ihrem albernen Lager, dass es einem schon fast leidtun konnte. Ein schneller Angriff, erbeutete Waffen, Rüstungen, etwas Gold aus der Soldkasse, ein paar Überlebenden die Flucht ermöglichen, damit sie von diesem Schrecken ihren Vorgesetzten berichten konnten, die sich hinter den schönen hohen Mauern verbarrikadiert hatten und sich vor Furcht die Togen einsauten – was gab es Schöneres, um einen ohnehin bereits erfolgreichen Tag zu beenden?
    Odotheus zuckte zusammen, als ihm Rhima, sein ältester Freund, auf die Schulter schlug. Eine hässliche, frisch-rote Narbe durchzog das Gesicht des bulligen Mannes, riss eine Furt durch seinen buschigen Bart. Da hatte ihn die Spitze eines römischen Kurzschwertes getroffen, eine Klinge, die jetzt am Gürtel des Goten hing und deren Besitzer längst bei seinen Ahnen weilte, eines der zahllosen Opfer jener denkwürdigen Schlacht vor Adrianopel, bei der der Kaiser fiel.
    »Nun, mein Freund, träume nicht! Der Befehl zum Sturm ist gekommen! Reite an meiner Seite und vielleicht, vielleicht lass ich dir einen Römer übrig!«
    »Du mir?«, rief Odotheus und trieb sein Pferd an. »Du mir? Rhima, lass die Narbe behandeln! Die Wunde trübt deine Sinne und deinen Verstand!«
    Doch sein Freund hörte ihn schon nicht mehr, so laut war das Getrampel der nunmehr in Masse galoppierenden Krieger geworden, ohrenbetäubend, und doch eines der erhebendsten Geräusche, die Odotheus kannte. Staub wirbelte auf, Dreck wurde durch die Hufe hochgeschleudert und die anfeuernden Rufe der Goten, das gutturale Kriegsgeschrei der Hunnen, alles vermischte sich zu einem Konzert besonderer Art, einer Musik des Krieges, die das Blut in Odotheus Schläfen pochen ließ. Er merkte schon gar nicht mehr, dass er nun selbst den Mund aufriss und einen Kriegsruf ertönen ließ, das Schwert über seinem Kopf schwenkte und eins wurde mit der Macht des gotischen Angriffes.
    Er verstand nicht, was sie traf. Er sah, wie Rhima vor ihm vom Pferd gerissen wurde, die Arme nach hinten geworfen, das Pferd schreiend und in einer

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