Kaiserkrieger 2: Der Verrat
fanatischsten Gefolgsleute heimlich in die Nähe der Saarbrücken bringen können. Wir müssen das sorgfältig planen, Tennberg! Es muss bei Nacht geschehen und wir müssen schauen, dass im Wachplan unsere Leute die Oberhand haben. Wir lassen Petronius' Männer an Bord und zeigen ihnen, wo die Anhänger Rheinbergs hausen. Ich will allzu großes Blutvergießen vermeiden, aber wer sich wehrt, soll die Konsequenzen spüren.«
Tennberg nickte eifrig. Von Klasewitz hatte bereits vor geraumer Zeit die leicht sadistische Neigung des Mannes erkannt und mehrere Male, wenn er Mannschaftsdienstgrade unnötig schikaniert hatte, ein Auge zugedrückt. Der Fähnrich wusste das und er dankte es dem Adligen mit seiner Loyalität.
Es hatte sicher geholfen, dass von Klasewitz angedeutet hatte, dass nach Durchführung der Aktion – er vermied das Wort »Meuterei«, wenn es nur ging – einige Feldbeförderungen notwendig seien und er einen zuverlässigen und disziplinierten Ersten Offizier benötigen würde. Damit hatte er Tennberg endgültig im Sack gehabt.
Von Klasewitz war sich durchaus darüber im Klaren, dass die meisten der 40 Männer, von denen Tennberg behauptet hatte, dass sie sich beteiligen würden, ebenfalls nur deswegen mitmachten, weil Gier ihr Hauptmotiv war. Tennberg hatte ihnen versprochen, wonach ihnen am meisten der Sinn stand: Ein Leben in Saus und Braus, große Paläste, willige Sklavinnen – es gab keinen wahnsinnigen oder feuchten Traum, den die beiden Offiziere nicht aus der Kiste gepackt hätten, um die notwendige Anzahl an Meuterern zusammen zu bekommen. Er hatte sich mit Petronius bereits in Ruhe über die Konsequenzen unterhalten und war zu dem Schluss gekommen, dass es eine schöne Geste an die Rheinberg-Loyalisten wäre, die schlimmsten der Meuterer aus den Mannschaftsdienstgraden anschließend für ihre »Gräueltaten« hinrichten zu lassen, um Sündenböcke zu haben. Dann würde man die feinen Geister beruhigt haben und gleichzeitig vor vollendeten Tatsachen stehen. Und von Klasewitz musste sich beeilen, denn er ahnte, dass Rheinberg irgendwann in nächster Zukunft zur Saarbrücken zurückkehren würde. Der Adlige hatte die historischen Werke in der Kajüte Rheinbergs gelesen und wusste, dass Gratian seinen Feldzug im Osten nicht fortsetzen würde. Mit Beckers Mannen unterwegs und mit Theodosius als Feldherrn gab es auch keinen Grund, warum sich das ändern sollte – und auch Rheinberg hatte deutlich gemacht, dass er Gratian lieber nicht direkt in militärische Aktivitäten im Osten verwickelt sehen wollte. Demnach würde der Kaiser sich seinen Aufgaben im Westen widmen und das würde sicher der Anlass für Rheinberg sein, zurückzukehren.
Es galt, schnell und präzise zu handeln.
»Ich habe den Wachplan so weit angepasst, behutsam natürlich, damit niemand sonst etwas bemerkt«, erläuterte von Klasewitz nun seinem Adlatus. »Wenn alles klappt, werden wir in drei Tagen die richtige Konstellation an Männern in den nächtlichen Wachen haben. Ich habe die Schweinewache für unsere Aktion ausgewählt, da werden die wenigen der Männer, die nicht zu uns gehören, am wenigsten aufmerksam sein. Ich habe Petronius genau instruiert und er hat mir versichert, dass seine Vorbereitungen alle Eventualitäten in Betracht gezogen haben.«
»Dann ist ja alles in Butter«, freute sich der junge Mann sichtlich. Er schien das Ganze für ein sehr aufregendes und vielversprechendes Abenteuer zu halten. Zu gegebener Zeit, dessen war sich von Klasewitz gewiss, würde der junge Mann sich noch als sehr nützlich erweisen.
Der Adlige erhob sich.
»Wir dürfen uns nichts anmerken lassen, Fähnrich!«, schärfte er Tennberg ein. »Alles muss absolut normal laufen, bis die besagte Wache anbricht. Vor allem dieses fette Walross Köhler hat seine Augen und Ohren überall! Wenn jemand etwas riecht, dann wird er es sein.«
Tennberg schnalzte mit der Zunge. »Köhler steht auf meiner Abschussliste ganz oben, wenn es so weit ist. Der Mann weiß nicht, wo sein Platz ist. Er wird lernen müssen, wo die Grenzen eines Unteroffiziers sind, egal, wie erfahren er auch sein mag und wie eng er mit einigen der Offiziere verbandelt war.«
Der Adlige konnte nur zustimmen. Wenn der Hauptbootsmann zu den Opfern ihrer kleinen Aktion gehörte, würde er dem Mann ganz sicher keine Träne nachweinen. Unteroffiziere, die meinten, selbst denken zu müssen, waren eine der Absurditäten, die das allzu liberale Regiment erst von Krautzens und dann
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