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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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unwillkürlich inne.
    »Tut mir leid, mein Freund. Das war jetzt sehr unbedacht von mir!«
    »Schon gut«, erwiderte Volkert. »Ich nehme es dir nicht übel. Ich bin auch froh über unser Los. Je weiter es mich von Italien fortgezogen hätte, desto geringer wäre meine Chance gewesen, Julia wiederzusehen.«
    »Es ist verwunderlich genug, dass die Legion nach der Machtergreifung von Gallienus nicht in größerer Nähe verblieben ist«, meinte Simodes. »Wir sind aber auch einer wahrlich illustren Einheit zugeordnet, mein Freund. VII Pia VII Fidelis ist der Ehrenname der Legion!«
    »Siebenmal treu, siebenmal loyal«, übersetzte Volkert in Gedanken. »Das müssen ja besonders harte Jungs sein.«
    Im Laufe der Zeit erfuhr er mehr über die Legion, die im Jahre 165 von Marcus Aurelius gegründet worden war, als der Krieg gegen die Germanen und die Parther in vollem Gange gewesen war. Später wurde sie in der Provinz Noricum stationiert. Noricum. Irgendwo hatte Volkert den Namen schon einmal gehört. Als man ihm die Stadt nannte, in der die Legion lag, sagte ihm der Begriff erst einmal nichts: Lauriacum. Erst, als er sich mit etwas ortskundigeren Kameraden unterhielt und einige Offiziere schließlich die große Feldherrenkarte hervorholten, um dem Informationsbedürfnis der Rekruten zu entsprechen, wusste Volkert, wohin es ihn verschlagen würde: nach Österreich.
    Er lächelte, als er sich fast erleichtert fühlte. Noricum hatte mit dem Österreich, das er kannte, herzlich wenig zu tun – soweit er es verstanden hatte, entstammte der Name einem alten keltischen Königreich, das sich einstmals dort befunden hatte. Aber es war ein interessanter Eindruck, dass ihm sein Gefühl sagte, er sei nunmehr auf dem Weg nach Hause, so irrig und irregeleitet das auch sein mochte. Als ihm jemand Lauriacum auf der großen Karte zeigte, konnte er die Stadt sogar zuordnen, denn es gab sie auch zu seiner Zeit – nur da hieß sie Lorch, gelegen an der Enns, wie viele alte römische Stadtgründungen in der Nähe eines schiffbaren Flusses.
    Es war keine wirkliche Grenzgarnison, aber nicht weit davon entfernt. Simodes' Optimismus konnte sich als ausgesprochen verfrüht erweisen.
    Wie sich herausstellte, wurden die rund 5.000 Rekruten, die sie in ihrem Lager hatten, auf insgesamt neun Legionen verteilt, alle im Westen des Reiches. Keine Verstärkung der Truppen im Osten, keine Gewaltmärsche in Richtung der Goten – Volkert war für diese Entwicklung geradezu dankbar. Das hieß nicht, dass er tatsächlich eine so ruhige Kugel würde schieben können, wie sein griechischer Freund das annahm, aber zumindest stand kein unmittelbarer Krieg auf dem Plan, wenngleich es immer die gelegentlichen Barbaren gab, die die Grenzbefestigungen ausprobierten. Die Zweite Italische Legion würde bereitstehen, wenn die Grenzgarnisonen einen Barbarenangriff nicht mehr aufhalten konnten.
    »Die meisten Soldaten dürften zurzeit ohnehin bei Gratian sein«, vermutete Volkert schließlich. »Der Kaiser hat fast alle Teile des Bewegungsheeres mit in den Osten genommen, um Valens zu helfen.«
    »Das Gerücht sagt, Gratian sei bereits auf dem Rückweg und er überlasse dem Theodosius sowie den fremden Zauberern den Kampf gegen die gotische Invasion«, erklärte der immer bemerkenswert gut informierte Simodes. »Wenn wir in Noricum eintreffen, werden wir auf den Hauptkörper des Heeres nicht lange warten müssen. Ob Gratian dann bald wieder nach uns rufen wird, das wissen allein die Götter.«
    Volkert horchte auf. Wenn der weströmische Kaiser auf dem Weg zurück nach Trier war, bedeutete dies auch, dass Rheinberg zumindest einen Teilerfolg errungen hatte. Und es bedeutete, dass Becker und seine Männer im östlichen Teil des Imperiums unterwegs waren und letztlich über das Wohl und Wehe der Deutschen in dieser Zeit entscheiden würden.
    Sein persönliches Schicksal war davon durchaus nicht unabhängig. Sollten sich die Deutschen langfristig der Gunst des Kaisers versichern, konnte er seine Identität preisgeben und darauf hoffen, aus der Legion entlassen zu werden. Andererseits stand sowohl in der Marine des Deutschen Reiches wie auch bei den Legionen auf Desertion die Todesstrafe, und von einer gemeinsamen Zukunft mit Julia wollte Volkert gar nicht erst träumen. Wie auch schon vorher, fühlte er sich hin und her gerissen zwischen den Möglichkeiten und Drohungen, die seine Entscheidungen umfassten, und erneut beschloss er, sich vorerst durch die Ereignisse treiben

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