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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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nicht einmal angedeutet hatte, dass der Knabe Honorius der Sohn des letzten gesamtrömischen Kaisers, sein Sohn, sein würde.
    Rheinberg holte noch einmal tief Luft.
    »In meiner Zeit ist bekannt, dass ein römischer Gouverneur namens Magnus Maximus den jungen Kaiser hier jagen und töten wird. Ich weiß, dass er, sich als rechtgläubig und orthodox gebärend, die Zustimmung vieler Kirchenväter haben wird, obgleich Gratian, verraten von den eigenen Generälen und allein gelassen von der eigenen Leibwache, eines jammervollen Todes sterben wird, den er nun wahrlich nicht verdient hat. Christen töten Christen. Christliche Usurpatoren töten christliche Kaiser.«
    Er sah Ambrosius eindringlich an. »Trinitarier töten Trinitarier, Bischof. Welch ein Jammer und welch ein Leichtsinn, welch eine Dummheit und welch eine Kurzsicht. Das sind meine Befürchtungen und Ängste, Bischof von Mailand.«
    Rheinberg setzte sich hart.
    »Und jetzt nennt mich einen Abgesandten Satans!«
    In den Augen des Deutschen stand Herausforderung, fast schon wütende Anklage, und erstmals fand sich etwas wie eine emotionale Regung in Ambrosius' Gesicht. Er schaute Gratian an, der erstaunlich gefasst wirkte, sich mit der Perspektive des eigenen, gewaltsamen Todes jedoch bereits hatte auseinandersetzen können. Es war erkennbar, dass die eindringliche, beschwörende Darstellung des Deutschen ihn erneut tief bewegt hatte. Sie hatte auch ihre Wirkung auf Theodosius nicht verfehlt, der die Lippen aufeinanderpresste und dann doch der Erste war, der Worte fand.
    »Ich … ich werde der letzte gesamtrömische Kaiser sein?«
    »Ihr werdet der Letzte sein, den man mit Fug und Recht Kaiser wird nennen können, edler Theodosius. Doch Euer frommer Glaube und Eure Anerkennung der moralischen Macht des Ambrosius wird Euch genauso zum Verhängnis werden, wie sie letztlich dem Reich schaden werden.«
    Der Bischof räusperte sich. »Ich habe beste Absichten«, murmelte er.
    »Gute Absichten haben nicht immer gute Taten zur Konsequenz«, erwiderte Rheinberg. »Und es nützt niemandem im Reich, den Streit zwischen Trinitariern und Arianern mit Schwert und Feuer auszutragen. Es hilft nicht, den Viktoriaaltar zu zerstören und das Toleranzedikt des Konstantin zu widerrufen. Es bringt keinen Erfolg, die Kirche in immer größerem Umfange von allen Steuern und Abgaben zu befreien, während die Legionen frierend und leidend und schlecht ausgebildet gegen überlegene Feinde ins Feld ziehen sollen. Es nützt nichts, das Volk auszupressen und ihm jede Freiheit zu nehmen, und es hilft nicht, den Armen nicht nur ihr letztes Hab und Gut zu nehmen, um sie danach auch noch in einen Religionskrieg zu stürzen oder ihnen vorzuhalten, dass der Glauben ihrer Vorväter ein Irrglauben sei und sie ihm bei Todesdrohung abzuschwören hätten. Es mag Eurer Sache dienen, einen einzigen Glauben im Reich durchzusetzen, Bischof von Mailand, aber es dient nicht der Sache des Reiches. Es wird den Keim des Untergangs säen.«
    Rheinbergs Blick wanderte umher. Er versuchte, dem Kaiser nicht allzu deutlich ins Gesicht zu blicken, doch wenn er auch nur einen winzigen Funken Menschenkenntnis hatte, dann sagte ihm diese jetzt recht klar, dass Gratian überzeugt worden war. Nicht nur überredet, sondern überzeugt. Gratian war, nicht zuletzt aufgrund seines Lehrers Ausonius, ein großer Freund der Gelehrsamkeit und vor allem der Rhetorik. Unter seiner Regentschaft hatten Vertreter dieser Disziplinen zahlreiche hohe Positionen bei Hofe erlangt oder es waren speziell für sie Stellungen geschaffen worden. Rheinberg hatte das gewusst, sich gut vorbereitet, nächtelang über einer Art Rede gebrütet, wohl wissend, dass diese Art der Konfrontation bevorstand. Er wusste, dass Ambrosius ebenso ein Kind seiner Zeit war wie der Kaiser, er ahnte aber auch, dass Gratian beeinflussbar war, und er würde, wie jeder Sterbliche, Angst um seine eigene Existenz und Gesundheit haben.
    Ambrosius presste schweigsam die Lippen aufeinander. Er kannte den Kaiser und hatte in seinem Gesicht gelesen wie in einem offenen Buch. Und er war kein Narr. Diesen Kampf hatte er verloren und das war selbst Theodosius deutlich anzusehen.
    Es war der Kaiser, der die Stille schließlich beendete.
    »Edle Freunde, ich denke, wir haben alle einiges gehört, über das wir nachdenken müssen. Ich werde morgen früh mit dem Heer aufbrechen und den Rückweg in den Westen antreten. Theodosius hat Aufgaben im Osten zu erledigen und mein guter

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