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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Freund Ambrosius hat seine Stadt zu lange verwaist gelassen.«
    Rheinberg hütete sich, auch nur ansatzweise die aufflammenden religiösen Unruhen in Ravenna zu erwähnen, von denen ihm erst kürzlich berichtet worden war. Ambrosius musste nirgends vor Ort sein, um seinen Einfluss geltend zu machen.
    »Wir werden dieses Gespräch fortsetzen, sobald wir die Entwicklungen der kommenden Monate abgewartet und die Ergebnisse erblickt haben. Letztlich werden auch die Fremden erst einmal beweisen müssen, dass sie bereit sind, ihr Blut für Rom zu vergießen, und ich will ihnen für diesen Beweis die Gelegenheit geben. Soviel Zeit muss sein. Bis dahin stehen die Besucher unter meinem kaiserlichen Schutz und ihr Schiff ist unantastbar. Ihre Besatzungsmitglieder sollen als Ehrengäste behandelt werden und wir wollen offen sein für das, was sie uns lehren. Sobald wir wissen, was aus den Goten wird, gibt es weitere Entscheidungen. Bis dahin gilt mein Wort.«
    Gratian warf Rheinberg einen bedeutungsvollen Blick zu. Ambrosius erhob sich schweigend, verbeugte sich, das Gesicht in der Niederlage verkniffen, gar nicht mehr so beherrscht und ausdruckslos wie zu Beginn ihrer Begegnung. Theodosius jedoch wirkte fast nachdenklich, seltsam berührt, und Rheinberg hatte eine plötzliche Hoffnung, dass der spanische Adlige noch nicht ganz für seine Sache verloren war. Schließlich war dies Theodosius der Große. Vielleicht war mehr Größe in ihm als nur die Propaganda der christlichen Geschichtsschreiber, die ihm für seine Orthodoxie danken wollten.
    Rheinberg folgte den Männern ins Freie. Es war dunkel geworden, ein frischer Wind fuhr durch das Lager, in dem noch ein geschäftiges Treiben herrschte. Ambrosius und sein Schützling verweilten nicht länger, sondern entfernten sich zielstrebig vom Zelt des Kaisers, während Rheinberg noch verharrte und die vergangenen Minuten innerlich Revue passieren ließ. Er war weit gekommen. Hoffentlich war es genug. Die wichtigsten Dinge waren ihm jetzt aus der Hand genommen. Becker hielt den Schlüssel in Händen.
    Rheinberg beschloss, die Auflösung des Lagers zu nutzen, um vom Kaiser die Erlaubnis zu erwirken, zur Saarbrücken zurückkehren zu dürfen. Die Berichte über die Unruhen hatten ihn alarmiert. Es war an der Zeit, das Kommando wieder zu übernehmen.
     

 
     
13
     
    »Legio II Italica«, las Volkert von dem Stück Ton ab, das ihm der Zenturio wortlos in die Hand gedrückt hatte. Er ging weiter, die Schlange hinter ihm schob ihn voran und bald verlor er sich in den Haufen Legionsbezeichnungen der Rekruten, die meist geballt um jene Kameraden, die des Lesens mächtig waren, herumstanden. Schnell wurden auch Volkert Tonscherben entgegengestreckt, von jenen, die wussten, dass er lesen konnte, und so war der Fähnrich derjenige, der den meist verzweifelt oder unglücklich dreinblickenden Männern eröffnen musste, wohin sie geschickt wurden, »um die Ausbildung zu vollenden«, wie es hieß. Tatsächlich war die Personalnot in den Streitkräften so groß, dass die meisten der Rekruten, sobald sie ihre Einheiten erreicht hatten, sofort den regulären Dienst antreten mussten, und viele von ihnen würden sterben, ehe sie überhaupt alles gelernt hatten, was ihrem Überleben hätte zuträglich sein können.
    »Legio II Adiutrix«, las Volkert von einer ihm entgegengehaltenen Scherbe. »Legio II Parthica«, von einer anderen. »Legio II Traiana fortis«, von einer dritten. Mehr und mehr Hände, erwartungsvoll, manchmal zitternd, manchmal fast schüchtern, reckten sich ihm entgegen und Volkert las fast mechanisch, was ihm vor die Augen gehalten wurde: »Legio III Augusta, Legio III Cyrenaica, Legio III Gallica …« Bald wurde sein Mund trocken und er fand sich am Rande des Platzes wieder, inmitten einer Gruppe von Legionären, die es ebenfalls in die Zweite Italische Legion verschlagen hatte. Dort hatte sich auch, zu Volkerts großer Freude, der Grieche Simodes eingefunden, der einzige unter den Kameraden, den er mittlerweile als Freund anzusehen bereit war.
    »Also haben wir es nicht allzu weit von hier«, begrüßte ihn der Grieche. »Keine wilden Barbarenstämme in Noricum, keine Garnisonsarbeit, nur ein wenig Reisende kontrollieren und gut aussehen, wenn ein Offizieller eine Leibgarde in schimmerndem Harnisch benötigt. Das ist ein guter Dienst, es gibt bei so was immer reichlich zu essen und die Mädchen haben immer ein Auge für einen schneidig auftretenden Soldaten …«
    Simodes hielt

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