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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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aufgeführt. Ihre Kampfweise, schnell, von den kleinen, rasanten Pferden aus, der die Quaden wenig entgegenzusetzen hatten. Ihren Mut, ihre Rücksichtslosigkeit, ihre Entschlossenheit, die Fähigkeiten ihrer Anführer, die genau wussten, wie und wo die taktischen Vorteile einer mobilen Reiterarmee richtig zum Einsatz gebracht werden konnten. Dass es die Quaden noch gab, hing damit zusammen, dass der Haupttross der Hunnen relativ weit entfernt war und man bisher nur mit weit vorauseilenden, kleineren Reitertrupps zu tun hatte – sowie jenen Gruppen abtrünniger Hunnen, die sich den aktuellen Anführern dieses Volkes verweigert und auf eigene Faust ihr Glück gesucht hatten.
    Aber trotzdem. Als es den Quaden gelungen war, einige Gefangene zu machen, war klar geworden, dass irgendetwas nicht stimmte, zumindest für Thomas Volkert, der eine Version der Geschichte kannte, in der die große Masse der Hunnen erst Jahrzehnte später in die Nähe der Grenzen des Römischen Reiches kam. Dies mündete dann in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, in der Legende des Flavius Aetius, des letzten großen römischen Feldherrn, der den Untergang Roms abwenden konnte, nur, um dann von seinem eigenen Kaiser ermordet zu werden.
    Erminius hatte ihnen glaubhaft berichtet, dass sich die Hauptmacht der Hunnen schon jetzt stetig gen Westen bewegte und weitaus früher die Grenzen des Reiches erreichen würde als gedacht. Wahrscheinlich würde man bereits in wenigen Jahren die Grenzen des Reiches mit ernsthaften Angriffen antesten. Die Quaden hatten keine rechte Vorstellung von der Ausdehnung Osteuropas und es kam Volkert so vor, als würden sie die Geschwindigkeit, mit der die Hunnen zu reisen verstanden, trotz all ihrer Erfahrungen aus erster Hand immer noch unterschätzen.
    Dem jungen Deutschen wurde bei den Schilderungen heiß und kalt.
    Rheinbergs sorgfältig ausgearbeiteter Plan, dem Angriff der Hunnen gegen Rom durch einen Gegenangriff zuvorzukommen, drohte zusammenzufallen wie ein Kartenhaus. Wenn das, was der Quadenkönig hier in bitterer Offenheit preisgab, der Wahrheit entsprach, war auch die große Erkundungsmission, zu der Volkert gehörte, nur noch begrenzt sinnvoll – die Vorwarnzeit hatte sich rapide verringert, der Feind stand näher, als alle dachten und statt weiter in die Tiefe des Ostens zu kundschaften, war es notwendig, das Reich in einen wehrbereiten Zustand zu versetzen.
    Volkert musste bei dem Gedanken unwillkürlich lächeln. Er verbarg die missverständliche Mimik hinter einem hölzernen Becher mit Bier, von dem er schon zu viel getrunken hatte.
    Das Imperium befand sich seit Jahrzehnten in diesem Zustand. Allerdings würde das nicht reichen, das hatte die Geschichte bewiesen. Doch vielleicht konnten die Deutschen den Unterschied machen, den Unterschied zwischen dem tragischen Sturz Westroms und dem Überleben als staatliche Einheit. In Volkert drängte sich alles, Sedacius zu bitten, so schnell wie möglich eine Nachricht zurück ins Reich zu schicken. Doch er war nur ein Dekurio. So blieb er schweigsam sitzen und wartete auf seine Gelegenheit.
    Der Tribun sagte nichts. Auch er hielt einen hölzernen Becher mit Bier in der Hand, drehte ihn langsam zwischen seinen Fingern und betrachtete den Widerschein des prasselnden Feuers in der trüben Flüssigkeit. Er hatte sich als guter Diplomat erwiesen, und er trank das Bier, obwohl jeder wusste, dass er Wein vorzog. Doch Erminius zu beleidigen und dessen Gastfreundschaft auch nur ansatzweise infrage zu stellen, das kam dem Tribun nicht in den Sinn.
    Eine Fähigkeit, für die Volkert durchaus dankbar war. Die Quaden waren hier, tief in ihrem Gebiet, in der Überzahl und die römische Kolonne sehr verwundbar, trotz der Anwesenheit deutscher Infanteristen. Volkert musste immer wieder das Gefühl abschütteln, aus der Dunkelheit beobachtet zu werden. Er fühlte sich unwohl, seit sie das große Lager des Erminius betreten hatten, doch war ihm trotz aller Aufmerksamkeit nichts aufgefallen. Es waren auch nicht die Quaden, gegen die sich sein intuitives Misstrauen richtete. Diese waren zurückhaltend, trotzig, mürrisch, aber gerade deswegen wirkten sie ehrlich, und die Motivation ihrer Kooperationsbereitschaft wirkte glaubhaft.
    Da war etwas anderes.
    Volkert verbarg sein Gesicht wieder im Becher. Immerhin, das Gesöff war einigermaßen genießbar.
    »Was habt Ihr Römer also vor?«, stellte der Quadenkönig die alles entscheidende Frage.
    Sedacius zögerte sichtlich.

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