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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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worden. Dass dies das Haus des Latius war, daran konnte kein Zweifel bestehen.
    »Die Tür ist offen. Das ist nicht normal«, meinte Africanus. Er sah ihren Führer an.
    »Ist das üblich?«
    Der Seemann zuckte mit den Achseln, wies auf die Tür.
    »Ich sollte Euch nur hierher bringen. Alles andere ist nicht meine Sache. Ich habe meine Arbeit getan.«
    Er erhob die Hand zum Gruße, wandte sich ohne einen weiteren Kommentar ab und verschwand, seiner Aufgabe entledigt. Was auch immer hier Seltsames vorging, er wollte offenbar nichts damit zu tun haben.
    Africanus, Köhler und Behrens sahen sich an.
    In ihren Augen stand Misstrauen.
    Die Zeitreisenden zogen die Pistolen, die sie bei sich führten. Sie waren für den zufälligen Beobachter nicht als Waffen erkennbar, daher würden sie nicht sofort als Bedrohung gelten, sollte sich die offen stehende Tür nur als Zufall erweisen.
    Köhler nickte Behrens zu. Das war sein Gebiet.
    Der Wachtmeister stieß die Tür vorsichtig mit der Zehenspitze auf. Sie schwang, ohne zu quietschen, in den Angeln und gab den Blick auf einen Vorhof im römischen Stil frei. Latius hatte sich ein kleines Stück Zuhause in Adulis errichten lassen.
    Behrens trat vor, sicherte, seine Blicke wanderten wachsam umher. Nichts rührte sich. Africanus und Köhler folgten ihm auf sein Zeichen.
    Eine sanfte Brise wehte von der Seeseite auf den Hof und verschaffte ihnen Kühlung.
    Langsam, sich wiederholt umblickend, drangen sie weiter vor, betraten das säulengeschmückte Haupthaus mit den bemalten Wänden und den Mosaikböden, kunstvolle Architektur, die von Reichtum und Geschmack zeugte.
    Kein Bediensteter stellte sich ihnen entgegen und fragte nach ihrem Begehr.
    Das Haus war wie ausgestorben. Die einzigen Laute drangen von der Straße her zu ihnen vor. Hier jedoch regte sich nichts.
    Sie betraten das Atrium und dort erblickten sie Latius, wie er ihnen freundlich entgegenlächelte. Ein stattlicher Mann, die Toga wie ein Senator um den Körper geschwungen, mit einer großen, ausladenden Nase, Lachfalten um die Augen und im römischen Stil kurz geschorenen Haaren. Er hatte die Hand zum Gruß erhoben, ganz das Sinnbild des Römers, der hier der Herr im Hause war.
    Und sich daher eine lebensgroße Statue seiner selbst in das Atrium gestellt hatte, sorgsam beschriftet mit Namen und Rang.
    Es half ihnen, die geköpfte Leiche, die direkt davor in ihrem Blut lag, eindeutig zu identifizieren. Der Kopf war etwas weiter gerollt, lag unter einem Liegesessel, der Gesichtsausdruck wenig freundlich, eher Ausdruck der Qual und des Entsetzens, das Latius im Augenblick seines Todes empfunden haben musste.
    Africanus betrachtete die Leiche mit fachmännischem Blick.
    »Ein sauberer, gut geführter Schlag. Dieser Mann hier war kein Krieger. Er war seinem Gegner wehrlos ausgeliefert.«
    »Wo sind die Bediensteten?«, fragte Köhler. »Latius wird Sklaven besessen haben.«
    Africanus blickte sich um, hielt einen Moment inne, legte lauschend den Kopf zur Neige. »Ich höre etwas.«
    In der Tat, Fußschritte näherten sich, eilig. Gleich mehrere Männer. Schwere Schritte.
    Dann stürzte ein halbes Dutzend aksumitischer Soldaten, bewaffnet mit Schild und Speer, in das Atrium, angeführt von zwei Männern, die als Sklaven zu erkennen waren; die beiden schienen aufgeregt, ja aufgelöst.
    Für einen Moment starrten sich beide Gruppen schweigend an.
    Dann fielen die Blicke aller auf die geköpfte Leiche des römischen Gesandten.
    Einer der Sklaven hob zitternd den rechten Arm, sein Mund versuchte verzweifelt, die Worte zu formen, die Köhler bereits erahnte. Als sich der Zeigefinger auf die drei Besucher richtete und der zitternde Mann etwas in einer fremden Sprache hervorbrachte, konnte am Inhalt der Botschaft kein Zweifel bestehen.
    Die Soldaten hoben die Speere.
        
     

4
     
    Petronius betrat die leere Kirche und hielt einen Moment inne. Ein unbeteiligter Beobachter hätte meinen können, der Priester verharre in stiller Andacht, doch stattdessen schaute sich der Mann unmerklich um. Der große Raum war leer, an den Wänden flackerten Öllampen; es wurde bereits Abend in Ravenna und durch die hohen, schmalen Seitenfenster fiel nicht mehr besonders viel Licht. Schließlich heftete sich der Blick des Kirchenmannes auf die zusammengesunkene Gestalt, die, scheinbar im Gebet verharrend, vor dem Altar hockte. Petronius wusste, dass diese Person auf ihn wartete, war er doch durch einen Boten erst heute Morgen auf die baldige

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