Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
hatte. Darin unterschied er sich eigentlich nicht wesentlich von den Ambitionen des Comes aus Britannien. Allerdings war dies nicht mehr der gleiche Theodosius wie jener andere.
»Ich schlage nicht vor, dass wir kapitulieren«, murrte Renna. »Aber wir sollten auch die Worte von Dahms ernst nehmen. Rheinberg wird nicht befehlen, die Stadt mit den Geschützen anzugreifen. Tatsächlich glaube ich eher, dass wir die Saarbrücken zusammen mit Theodosius, Rheinberg und den hier versammelten Senatoren nach Konstantinopel entsenden sollten. Wir bleiben hier und versuchen, Italien zu halten. Wir ziehen uns weiter Richtung Süden zurück, spielen Katz und Maus mit Maximus. Dann kann er sich nicht leisten, seine ganze Aufmerksamkeit auf den Osten zu konzentrieren, und wir gewinnen Zeit, die Armee des Ostens zu formieren und ihn dann von zwei Seiten in die Zange zu nehmen. Der darüber hinausgehende strategische Vorteil ist, dass wir mit der Saarbrücken sowie den Dampfseglern das Mittelmeer beherrschen. Wir können schnell wetterunabhängig kommunizieren, sogar Truppenteile verlegen, wenngleich keine großen.«
Richomer sah Renna anerkennend an. »Das ist ein ausgezeichneter Vorschlag! Wir suchen hier gar nicht erst die entscheidende letzte Schlacht! Wir tanzen mit Maximus! Er soll uns durch ganz Italien folgen, immer schön im Kreis. Und er soll mit ansehen, wie Ihr, Theodosius, derweil zusammen mit Rheinberg den Osten für den Gegenangriff vorbereitet.«
Die Männer sahen sich an. Plötzliche Zuversicht, ja Begeisterung machte sich in ihren Mienen breit. Dann beugten sie sich über die Karte.
Wenn Rheinberg eintraf, sollte ihm ein fertiger Plan präsentiert werden.
45
Ambrosius schritt durch die Eingangshalle. Zwei Legionäre standen in den dafür vorgesehenen Alkoven, betrachteten den Bischof ohne Misstrauen. Wer so weit in den Palast vorgelassen worden war, gehörte auch hierher. Der Geistliche war in der Halle nicht allein. Mitten im sonnendurchfluteten Hof standen zwei weitere Männer, offenbar in ein Gespräch vertieft. Gemessenen Schrittes ging der Bischof auf sie zu. Als sie seine Gegenwart bemerkten, wurden höfliche Begrüßungen ausgetauscht. Maximus Magnus wusste genauso gut wie sein General Andragathius, dass viel von ihrem aktuellen Erfolg darauf zurückzuführen war, dass der Bischof mit den Seinen ihre Sache offen unterstützte.
Ein wenig Respekt konnte da nicht schaden. Im neuen Rom unter einem Imperator Maximus würde Ambrosius der wichtigste Vertreter der Kirche sein, daran bestand kein Zweifel. Der Bischof selbst übte sich in einer demütigen, bescheidenen Haltung. Seine Triumphgefühle ob des Sieges über Gratian und dessen vorzeitigem Ende verbarg er gut. Er war selbst überrascht, wie gering sein Bedauern über den Tod des jungen Imperators letztlich doch war.
»Augustus«, sprach Ambrosius Maximus an, woraufhin dieser abwehrend die Hände hob.
»Noch nicht, Bischof, noch nicht. Wir sind erst heute Morgen in Trier angekommen und werden morgen früh gleich wieder in Richtung Ravenna aufbrechen. Ich habe die Absicht, heute Abend die Proklamation durchführen zu lassen, wenn es Euch gefällt.«
»Mir gefällt es sehr. Ich werde dabei sein und Euch segnen.«
»Das wäre gut.«
Ambrosius’ öffentliche Unterstützung war wichtig, um die Ernennung des Maximus zum Kaiser mit Legitimität zu versehen – genauso wichtig wie die der zwei Dutzend Senatoren, die in Trier zugegen waren, um dem Comes auch die politische Segnung zu geben. Dass seine Truppen ihn bereits vor Tagen mit dem Purpur versehen hätten, war unstrittig. Doch Maximus legte großen Wert auf ein angemessenes Protokoll und eine möglichst breite Unterstützung. Er wollte mit einem starken Mandat in die kommenden Auseinandersetzungen gehen, und dass es noch einiges an Arbeit gab, war jedem auch nach dem Sieg in Belgica durchaus bewusst.
»Ihr marschiert also sogleich auf Ravenna zu?«, fragte Ambrosius.
»So ist es. Ich lasse die Truppen eine Nacht verschnaufen, wir haben viele Gewaltmärsche hinter uns gebracht. Je eher wir in Italien sind, desto schneller können wir verhindern, dass sich dort eine ernsthafte militärische Opposition bildet. Unsere Spione berichten, dass Richomer und Renna zusammen mit Theodosius die Verteidigung bereits seit einiger Zeit vorbereiten. Ich will diese Männer nicht unterschätzen. Es ist noch nicht zu Ende.«
»Was ist mit Malobaudes?«
Maximus zögerte einen Moment. »Er hat
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