Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
seine Dienste getan.«
»Und?«
»Ich kann ihn derzeit nicht als General einsetzen«, sagte der Comes mit einem Blick auf Andragathius, der nur stumm nickte. »Malobaudes gilt als Verräter. Er ist natürlich auf der richtigen Seite und hat den Richtigen verraten – aber gerade viele Überläufer werden trotz der Tatsache, dass sie Gratian abgeschworen haben, nicht sehr erfreut sein.«
»Aber so gesehen sind diese Männer doch selbst Verräter«, meinte der Bischof.
»Ja, aber die meisten sind erst nach dem Tode Gratians zu uns gekommen. In ihren eigenen Augen haben sie Gratian nie verraten. Bei Malobaudes ist das etwas anderes. Ich habe es mit ihm besprochen und er sieht die Sache ähnlich.«
»Tatsächlich?«
»Er ist kein Dummkopf. Er blieb in Belgica mit einigen Grenztruppen zur Sicherung der hinteren Flanken und um zu zeigen, dass die normale Reichsverwaltung jetzt völlig unbeirrbar weiter ihre Arbeit macht. Ich will, dass so schnell wie möglich wieder Normalität einkehrt. Wir arbeiten mit sehr flüchtigem politischen Kapital. Wir benötigen den Rückhalt in der Bevölkerung. Und die will bei aller gerechten Empörung vor allem wieder ihre Ruhe, nachdem alles getan ist. Und die will ich ihr geben.«
Ambrosius nickte. »Eine gute Entscheidung. Sagt mir, wenn Euch die Kirche helfen kann. Ich will all meinen Einfluss einsetzen, um die Lage in Eurem Sinne zu stabilisieren.«
Maximus verbeugte sich. »Ich nehme die Hilfe gerne an.«
»Bleibt noch die Frage, wie wir weiter mit dem Zeitenwanderer von Klasewitz verfahren«, murmelte Andragathius. »Ich muss zugeben, trotz seiner unerfreulichen Art, mit seinen Männern umzugehen, hat er sich in der Schlacht bewährt. Seine Kanonen haben einen wichtigen Beitrag zu unserem Sieg geleistet.«
»Das stimmt«, bekräftigte Maximus. »Ich gedenke, diese neue Waffengattung zu stärken. Der Mann soll eine eigene, große Artillerieeinheit aufbauen dürfen, sobald wir die Lage in Ravenna im Griff haben. Wir müssen ihm im Auge behalten, aber ich denke, dass er uns mehr benötigt als wir ihn. Er giert nach Rache und nach Bestätigung, und nach Lage der Dinge können wir ihm mit beidem aushelfen.«
Maximus sah Ambrosius an. »Was meint die Kirche dazu?«
»Ich bin nicht die Kirche«, erwiderte der Bischof. »Aber es ist gut, dass es erwähnt wird. Damit meine ich weniger den Zeitenwanderer, den haben wir ganz gut unter Kontrolle, und er ist nicht halb so schlau, wie er denkt. Ich werde mich auch um ihn kümmern, an seiner Loyalität arbeiten. Er ist ein Mann, der stark im Glauben steht. Ich werde dies zu unseren Gunsten zu nutzen wissen. Überlasst ihn mir.«
»Nicht ganz«, murrte Andragathius. »Er bekommt von mir einen offiziellen Aufpasser an die Seite. Er soll merken, dass wir ihn im Blick haben.«
»So sei es«, entschied Maximus. Er blickte Ambrosius forschend an. »Was wolltet Ihr mir sagen?«
»Die Kirche, Augustus. Denkt an den Bischof von Rom, den Papst. Wir müssen seine Autorität stärken, schon jetzt und offiziell. Ich strebe nach keinem weiteren Amt, aber die Kirche benötigt einen klaren, starken Vertreter, einen Anführer, jemanden, der in weltlichen wie geistigen Dingen das erste und das letzte Wort führt. Trefft Euch mit ihm in Rom, sobald Ihr könnt, Augustus. Es ist wichtig. Sehr wichtig.« Maximus sah Ambrosius an, nickte langsam. Der Bischof war manchmal schwer zu ergründen. Strebte er tatsächlich nicht nach persönlichem Einfluss, genügte es ihm, die Kirche als Staatskirche zu etablieren und zu stärken? Oder war er einfach nur jemand, der es vorzog, die Macht aus dem Hintergrund auszuüben, damit er weniger angreifbar erschien?
»Ich will Euren Rat beherzigen, Bischof«, sagte Maximus nur. Er musste sowieso nach Rom, eine symbolische Tat vollbringen, die von ihm erwartet wurde. Sie würde geeignet sein, seinem Herrschaftsanspruch Legitimität zu verleihen.
Für einen Moment schwiegen sich die Männer an, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
»Dann bleibt für heute also nur noch eines zu tun«, erklärte der Bischof schließlich und starrte auf den Boden zu ihren Füßen.
»Was wäre das?«
»Gestattet Ihr, Augustus?«
Maximus öffnete die Arme in einer zustimmenden Geste. Ambrosius wandte sich kurz ab, schritt durch die Halle. Vor der Tür stand einer seiner Priesterkollegen mit einem schweren Bündel in der Hand, das er dem Bischof wortlos überreichte. Ächzend schleppte der Bischof es wieder in die Halle bis zu
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