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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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jenem Platz, an dem die Männer auf ihn warteten. Mit Verwunderung betrachteten Maximus und Andragathius, wie aus dem Sack ein schwerer Hammer zum Vorschein kam, ein mächtiges Werkzeug, das der Bischof nur mit großer Anstrengung bewegen konnte. Die Wachsoldaten warfen sich kurze Blicke zu. Der Hammer stellte augenscheinlich keine Bedrohung ihrer Herren dar.
    »Würdet Ihr bitte etwas zurücktreten?«, bat Ambrosius. Maximus und Andragathius taten ihm den Gefallen. Der Bischof starrte wieder auf den Boden, erinnerte sich an seinen letzten Besuch an diesem Ort, als die Handwerker noch an dem Mosaik gearbeitet hatten, seinem letzten Versuch, Gratian noch einmal vom Irrtum seines Handelns abzubringen. Das Bild dort auf dem Boden, das nicht nur den Kaiser zeigte, sondern auch den sorgsam nachgebildeten Leib des eisernen Schiffes, des Ursprungs aller Blasphemie und Hexerei.
    Damals hatte sich der Bischof etwas vorgenommen.
    Er war froh, dass er diesen Vorsatz jetzt in die Tat umsetzen durfte.
    Mit beträchtlicher Anstrengung hob er den Hammer in die Luft und ließ ihn dann mit einem befreienden Aufschrei auf das Mosaik krachen. Steinsplitter flogen durch die Gegend. Maximus und sein General zuckten unwillkürlich zusammen. Ambrosius ließ nicht nach. Wieder und wieder riss er das schwere Werkzeug hoch und wieder und wieder schmetterte es auf die sorgfältig eingebetteten Steine. Mit jedem Schlag splitterten mehr der Mosaikstücke, mit jedem Schlag riss das Fundament mehr auf, löste sich der getrocknete Mörtel zwischen den bunten Stücken.
    Es dauerte keine zehn Minuten, dann war die Kontur der Saarbrücken aus dem Bodenbild getilgt.
    »Damnatio memoriae!«, stieß Ambrosius heftig atmend hervor, ließ den Hammer achtlos fallen, verbeugte sich vor Maximus und ging.
        
     

46
     
    An diesem Abend im Spätsommer des Jahres 379 wurden im Römischen Reich zwei Kaiser gekrönt. Es war nicht das erste Mal, dass es Kaiser und Gegenkaiser gab, und viele Beobachter der Vorgänge hatten nicht den Eindruck, dass dies in der Geschichte Roms das letzte Mal sein würde. Beide Feierlichkeiten wiesen bemerkenswerte Parallelen auf: Zugegen war eine illustre Schar an Gästen, hochrangige Persönlichkeiten, und das in etwa gleich verteilt. Die Festlichkeiten waren beide relativ bescheiden, prunklos, fast schon bürokratisch, mit starker Militärpräsenz und wenig Beteiligung der normalen Bevölkerung. Beide Zeremonien liefen unter erkennbarem Zeitdruck ab, mit militärischen Vorbereitungen und Arbeiten, die parallel dazu stattfanden. Richtige Feststimmung wollte da nicht aufkommen, es gab wenige lächelnde Gesichter, kaum Fröhlichkeit, aber immerhin einiges an Genugtuung, zumindest in Trier. In Ravenna gab es Blicke der Angst, des Misstrauens und des Zweifels, wenngleich solche Gefühle gut verborgen blieben, versteckt hinter Masken höflicher Aufmerksamkeit und ostentativer Zufriedenheit.
    Ein zentraler Unterschied war jedoch zu erkennen: Während die Zeremonie in Trier vorwiegend von kirchlichen Würdenträgern der trinitarischen Richtung bezeugt wurde, waren in Ravenna Vertreter der Arianer sowie der traditionellen römischen Religionen zugegen, Priester des für die Streitkräfte wichtigen Mithras-Kultes und anderer Religionen. Dass sich von den Trinitariern nur ein untergeordneter Priester, nicht einmal der ältliche Liberius, Bischof von Ravenna, blicken ließ, sagte einiges über die Spaltung aus, die mit dem Angriff des Maximus das Reich zu trennen drohte. Theodosius, der, nachdem ihm der Purpur umgelegt worden war, eine kurze Rede hielt, ging mit keinem Wort darauf ein. Er sah keinen Sinn darin, die religiösen Gefühle aufzuwiegeln.
    Beide neu ernannten Kaiser wirkten an diesem Abend müde, durchliefen die Zeremonie mit einer gewissen Entschlossenheit, aber ohne den Funken der Begeisterung, der die Zuschauer hätte mitreißen können. Beide Kaiser plauderten mit hochrangigen Gästen, nahmen Glückwünsche entgegen, hörten sich Bitten an und Vorschläge, verfolgten, wie Männer und Frauen sich an den neu etablierten Höfen positionierten, wie kleine Machtkämpfe und Intrigen bereits an diesem ersten Abend ihrer gerade gewonnenen Herrschaft einsetzten. Doch beide wirkten distanziert und wurden dabei ertappt, wie sich ihr Blick nachdenklich in die Ferne richtete, starr fast, als ob sie nach der Zukunft Ausschau halten würden. Beide wussten um den Ernst der Lage und keiner von ihnen war auch nur einen Moment bereit, die

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