Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Sie haben viel Blut verloren, aber die inneren Blutungen hielten sich in Grenzen. Sie waren lange bewusstlos und hatten schnell hohes Fieber, aber Sie haben sich standhaft geweigert zu sterben. Die gute Nachricht ist, dass ich vermute, dass Sie keine Infektion haben und das alles auch überleben werden. Die schlechte Nachricht ist, dass Sie niemals mehr über Ihre ganze Lungenkraft verfügen werden. Damit werden Sie leben müssen.«
»Ah, Scheiße.«
Der Sanitäter sah Volkert wieder etwas seltsam an, dann nickte er.
»Es wird noch lange schmerzen. Ich habe kaum Mittel, die ich Ihnen geben könnte. Etwas Morphium ist noch da. Aber es gibt andere Legionäre mit ebenfalls sehr schmerzhaften Verletzungen, da will ich …«
»Kein Problem«, ächzte Volkert. Das Sprechen fiel ihm sehr schwer und schmerzte ihn. Aber er hatte selbst gesehen, mit welchen Verwundungen noch lebende Legionäre vom Feld getragen wurden. Wenn es dem Sani gelungen war, einige dieser Menschenleben zu retten, dann unter großen Schmerzen. Volkert sehnte sich nach Linderung. Das Morphium erschien ihm wie eine Verheißung und fast schon wollte er seine Ablehnung wieder zurücknehmen, aber ehe er den Mund öffnen konnte, umfing ihn wieder vollkommene Erschöpfung und er fiel in einen tiefen Schlaf.
Als er das dritte Mal erwachte, war alles noch da: der Schmerz, das Brennen, das schwierige Atmen – aber der Rest seines Körpers fühlte sich recht gut an. Auch sein Blick war klarer und nicht mehr so verschwommen. Er merkte, dass er in einem Gebäude lag, einer Hütte aus Holz, und das nicht allein. Neben ihm, so erkannte er, lag Bertius, mit verbundenem Armstumpf. Der sonst so gut genährt und gesund wirkende Mann hatte eine fahle Gesichtshaut und ruhte mit geschlossenen Augen. Ob er schlief, war nicht zu erkennen. Aber er atmete tief und regelmäßig und auf seiner Stirn stand kein Schweiß, was darauf hinwies, dass er nicht unter Fieber litt. Für Volkert sah es so aus, als würde auch Bertius es überleben.
Er wusste, warum der Mann hier lag.
Er lag hier, weil Volkert dafür gesorgt hatte, dass er an der Expedition teilnahm.
Und er lag hier, weil er dem Dekurio das Leben gerettet hatte.
Unwillkürlich spürte Volkert das Bedürfnis, sich aufzurichten, doch mahnte sich selbst, das lieber sein zu lassen. Dass er diese Verletzung überhaupt überlebt hatte, grenzte an ein Wunder. Doch er wusste, dass er Bertius etwas schuldete und dass der Mann mehr getan hatte, als er von ihm erwartet hatte. Die Dankbarkeit, die er empfand, mischte sich mit Scham. Er würde etwas tun müssen.
Jemand trat neben seine Liegestatt. Es war Secundus, sein Kamerad, der mit ihm zusammen gekämpft hatte, als ihn der beinahe tödliche Streich ereilt hatte.
»Na, Thomasius, wie geht es dir?«
»Beschissen.«
»Das hört sich gut an. Du hast ja auch lange genug hier gelegen.«
»Wie lange?«
»Hat man es dir nicht gesagt? Du warst sieben Tage im Delirium. Wir haben kaum Wasser in dich hineinbekommen. Dann ist das Fieber abgeklungen. Bist wieder eingeschlafen, für fast zwölf Stunden, und jetzt habe ich den Auftrag, dir Wasser zu geben und, wenn irgendwie möglich, eine anständige Fleischbrühe.«
Volkert wurde mit einem Mal bewusst, dass er einen brennenden Durst empfand. Secundus reichte ihm einen Becher und stützte seinen Kopf mit der Hand. Volkert trank bewusst langsam und fühlte sich fast unmittelbar belebt.
»Wie ist die Lage?«, krächzte er.
»Oh, es hat sich einiges getan. Die Hunnen wurden natürlich geschlagen. Du hast dem Sohn des Quadenkönigs das Leben gerettet, was zu einigen interessanten Entwicklungen geführt hat.«
»Was?«
»Zum einen scheint Sedacius für seine … politischen Ambitionen jetzt einen externen Verbündeten gewonnen zu haben.«
Volkert schloss die Augen.
»Dann wäre da noch die Tatsache, dass der Tribun dich zum Zenturio befördert hat.«
Volkert blickte Secundus wieder an. »Dich auch, mein Freund.«
Der Mann schaute auf die Insignien auf dem Brustpanzer. »Ach, ist mir noch gar nicht aufgefallen! Verdammt! Wie konnte das nur geschehen?«
Volkert schüttelte sachte den Kopf.
»Sedacius wartet jetzt noch einige Tage, denn die gefangenen Hunnen werden noch verhört. Das werden sie nicht mehr lange überleben, wie es aussieht. Danach brechen wir auf und machen uns auf den Heimweg. Unser Tribun hat große Pläne und das schließt übrigens dich ein, mein Freund. Sobald du wieder etwas mehr auf dem Damm bist, will er
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