Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
ausstieß, waren keine Worte, sondern eine Mischung aus verzücktem Gurren und dem Ausdruck tiefer, ja triumphierender Befriedigung. Der mittlerweile weit vorgewölbte Bauch ihrer Tochter, die Krippe, all das war Bestätigung dafür, dass sie ihren Willen hatte durchsetzen können und dass ihre missratene Tochter endlich, endlich dort war, wo sie hingehörte.
Für einen winzigen Moment gestattete sich Julia die höchst unerwachsene Fantasie, wie ihre Mutter wohl reagieren würde, wenn sie eines Tages herausfand, von wem das Kind eigentlich war – spätestens dann, wenn sie erfuhr, dass die folgsame und geläuterte Julia den Spediteurssohn hatte sitzen lassen, um das Leben mit dem Mann zu führen, den sie sich ausgesucht hatte.
Julia rang sich ein Lächeln ab. Noch war dafür die Zeit nicht gekommen. Bis auf Weiteres war es notwendig, sich das Wohlwollen der Lucia nicht zu verscherzen.
»Es ist soo niedlich«, bekräftigte ihre Mutter mit einem Trällern in der Stimme, das Julia niemals zuvor dort bemerkt hatte. »Entzückend! Einfach entzückend!«
Sie sah ihre schwangere Tochter an.
»Hat Martinus Caius es gebaut?«
Julia lag eine harsche und verächtliche Entgegnung auf den Lippen, aber dann erinnerte sie sich ihres Vorsatzes und sie zwang sich zu einer höflichen Umschreibung der Realität.
»Er ist sehr beschäftigt, Mutter. Seit unserer Heirat interessiert er sich sehr für das Fuhrgeschäft seines Vaters. Er merkt wohl, dass er jetzt für eine Familie zu sorgen hat. Aber er hat dem Schreiner genaue Anweisungen gegeben.«
Lucia stieß wieder einen dieser gurrenden Laute auf, das breite Gesicht strahlte dabei pure Beglückung aus. Sie begann, die Krippe erneut zu umrunden.
Das plötzliche Interesse des Caius am Geschäft seines Vaters war, wie Julia wusste, nur vorübergehender Natur – bis die große Ladung griechischer Weine für die Städte Galliens abgefertigt war und er sich persönlich von der hohen Qualität der Ware überzeugt hatte. Der Tischler hatte seine Anweisungen zwar von Caius erhalten, sie hatten jedoch nur aus dem Satz »Tun Sie, was meine Frau sagt!« bestanden. Julia hatte sich eine schöne Krippe für ihr Kind machen lassen. Sie hatte das Bestreben, das Geld ihres Mannes so gut und umfassend auszugeben, wie es die Situation erlaubte. Sie ahnte, dass ihr zukünftiges Leben mit Thomas Volkert eher von Entbehrungen gekennzeichnet sein würde. Bis dahin wollte sie zumindest von dem ihr angebotenen Luxus mitnehmen, was nur möglich war.
So in Gedanken, hatte sie gar nicht gemerkt, dass sich ihre Mutter genähert hatte. Lucia legte eine Hand auf den Bauch ihrer Tochter. Das Ungeborene nutzte die Gelegenheit, kräftig gegen die Bauchdecke zu treten. Julia lächelte beglückt. Zwischen ihr und dem Kind bestand offenbar schon jetzt ein tiefes emotionales Band.
»Dir geht es gut, ja, meine Tochter?«
»Bestens«, antwortete Julia wahrheitsgemäß. Tatsächlich war die Hebamme mit ihr überaus zufrieden. Sie kam gut durch die Schwangerschaft und die immer kräftigeren und ausdauernderen Bewegungen des Kindes zeugten davon, dass es ihm gut ging und es sich offenbar darauf freute, bald das Licht der Welt zu erblicken.
»Du musst vor der Geburt keine Furcht haben«, sagte Lucia begütigend. »Es ist sicher nicht einfach, aber es ist der stolzeste Moment im Leben einer Frau. Es ist die Erfüllung, für die wir geboren sind.«
Julia schenkte ihrer Mutter ein Lächeln. Lucia hatte in ihrem Leben in vielen Dingen Erfüllung gefunden und die kurzen Momente der Geburt ihrer beiden Töchter gehörten sicher nicht zu den wichtigsten. Julia hatte da eine ganz eigene Theorie darüber, was ihre Mutter vorantrieb, und es war keinesfalls eine sonderlich schmeichelhafte.
»Ich habe keine Furcht«, erwiderte sie ebenfalls wahrheitsgemäß. »Ich habe eine gute Hebamme mit großer Erfahrung.«
Auch hier hatte sie das Geld ihres Mannes gut angelegt. Die Hebamme hatte in der Tat einen ausgezeichneten Ruf und ließ sich ihre Dienste reich entlohnen. Vor allem, da Julia auf täglichen Kontrollbesuchen bestand. Sie genoss die Gespräche mit der gebildeten Frau bei leichtem Wein und den wunderbaren Küchlein, die sie immer vom Markt mitbrachte.
Julia dachte einen Moment etwas besorgt an die Pölsterchen, die sich an Stellen ihres Körpers zu entwickeln begannen, die mit der Wölbung des wachsenden Kindes wenig zu tun hatten. Sie warf einen Blick auf die massive Gestalt ihrer Mutter und runzelte die Stirn.
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