Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
dem Transportschiff bereits beruhigte, die Kämpfe abflauten. Die intelligenteren unter den Angreifern baten um Gnade. Kein sinnloses Gemetzel, hatte Volkert befohlen.
Annäus winkte ihm zu. Er würde die Seile der anderen Piratengaleere kappen lassen, um so schnell wie möglich die Ruder ausfahren zu können, damit er manövrieren konnte.
Volkert hastete zum Achterdeck, blickte auf die dritte Galeere. Dort war man in hektische Tätigkeit ausgebrochen. Ruder senkten sich ins Wasser, das Schiff begann, seitlich an der verlorenen Beute vorbeizusteuern, brachte sich in Position für einen Rammangriff, wie Volkert es vorhergesehen hatte.
Dass die eigenen Leute noch an Bord waren, schien niemanden auf dem dritten Schiff zu stören. Vielleicht konnten viele schwimmen, was normalerweise unter Seeleuten eher unüblich war. Dann würden sie sich möglicherweise retten können.
Jemand schlug mit dem Schwert auf seinen Schild. Secundus stand hinter den Ruderbänken und gab einen Takt an. Die Ruderblätter senkten sich ins Wasser. Die Piratengaleere löste sich vom Transportschiff. Der alte Gubernator wendete nicht, wie Volkert erwartet hatte.
»Wohin?«, fragte er.
»Das Piratenschiff geht nach links und wird angreifen, sobald die losgelöste Galeere abgetrieben ist. Wir sind rechts und rudern vorne an unserer alten Dame vorbei, anstatt langwierig nach hinten zu drehen. Wir haben dann Schwung genug … ah, Androgathus hat es kapiert!«
Die Ruder des Transportschiffes kamen zum Vorschein, und kaum berührten sie das Wasser, begannen sie, das Schiff rückwärtszurudern.
Porcius lachte auf. »Der Trierarch will uns nicht im Weg sein!«
»Ein kluger Mann!«, bemerkte Volkert. »Aber wir werden jetzt, wenn alles klappt, frontal gegen die feindliche Galeere rudern! Der dreht doch auch!«
»Natürlich. Und dann schauen wir mal, wessen Schiff stabiler gebaut ist«, erklärte Porcius fast fröhlich. »Ihr könnt schwimmen, Tribun?«
»Ich schon. Und Ihr?«
»Wie ein Fisch. Fragt mal unten nach. Ansonsten schmeißen wir ein paar Bretter ins Wasser.«
Volkert starrte den alten Mann für einen Moment nur an, dann nickte er. Dies musste er Porcius überlassen. Ohne Schiffsgeschütze war seine maritime Ausbildung hier sinnlos. Dies war eine andere Art zu kämpfen.
Die Rückwärtsbewegung des Annäus schienen die Piraten nicht einkalkuliert zu haben. Als das Transportschiff sich aus dem Sichtfeld geschoben hatte, war die Situation entstanden, die Volkert erwartet hatte: Die beiden Galeeren sahen sich frontal gegenüber, die Piraten hatten ihre Ausrichtung auf den Transporter noch nicht ganz vollendet und das Schiff des Porcius hatte das große Fahrzeug umfahren. So war ihnen auch die abtreibende, leere Galeere ebenfalls nicht im Weg, sondern lag abseits steuerbord von Volkerts Schiff.
Porcius rief Secundus etwas zu. Der schlug mit größerer Vehemenz auf seinen Schild. Er schien an alledem viel Freude zu empfinden. Die Galeere drückte sich ins Wasser, als die Ruderer sich mit höherer Kadenz in die Riemen zu legen begannen. Volkert starrte über die Wellen auf die Piraten. Dort hatte man offensichtlich kurz gezögert, war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass man es nicht mit der Piratenehre vereinbaren konnte, jetzt zu kneifen. Oder man rechnete damit, dass die Römer im letzten Moment abdrehen und man sich nur gegenseitig die Ruder abrasieren würde, was wiederum die Chance ergab, zumindest eine der Galeeren aus den Händen der Legionäre zurückzuerobern.
Volkert war das gleich. Die Gegner konzentrierten sich auf ihn, nicht auf das große Getreideschiff. Die zahlreichen Legionäre an Bord würden nicht auf den Meeresgrund geschickt werden, und das war ja letztlich der Sinn hinter der ganzen Sache.
Er biss die Zähne aufeinander, als nun auch die Piratengaleere Fahrt aufnahm und auf sie zuzuspringen schien.
»Räumt den Bug!«, befahl Porcius. »Ruder auf mein Kommando einziehen!«
Der alte Steuermann amüsierte sich ebenfalls prächtig. Alle schienen großen Spaß zu haben, während Volkert einen eisigen Klumpen in seinem Magen verspürte. Er blickte auf Porcius, der mit beiden Armen das Steuerruder umklammert hielt und aus zusammengekniffenen Augen die Piratengaleere beobachtete. Er war sich seiner Sache wohl sehr sicher.
Die Zeit verging rasch. Dann waren die Galeeren heran. Es gab jetzt kein Ausweichen mehr, kein Abdrehen.
»Ruder rein!«, brüllte Porcius. Volkert hörte einen ähnlichen Befehl vom
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