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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Erinnerungen. Er hatte es sehen müssen. Volkert musste einfach hinsehen, wenngleich er den Akt der Entleibung nicht beobachten konnte. So viel Privatheit hatte man dem Verräter zugestanden. Er hatte sich in seinem Zelt getötet, ohne Zeugen. Dann war er hinausgetragen worden, an Volkert vorbei, der im Gesicht des Sedacius vergeblich nach Anklage, Schmerz oder Hass gesucht hatte.
    Das, so musste er herausfinden, machte die Sache nur noch schlimmer.
    Er hatte dann versucht, es zu vergessen. Bertius, der sich mit nahezu rührendem Eifer um ihn bemühte, hatte mit Sorge gesehen, dass Volkert, sonst kein allzu großer Freund der Sauferei, mehr als üblich dem Alkohol zugesprochen hatte. Glücklicherweise hatte er damit auch genauso schnell wieder aufgehört, da sich der erhoffte Nutzen immer nur kurzzeitig einstellte. Danach hatte sich Volkert in Arbeit gestürzt, kaum geschlafen, sich in hysterischer Unermüdlichkeit verbraucht, bis selbst seine Offizierskameraden ihm nahegelegt hatten, doch mal etwas kürzer zu treten. Tatsächlich war er auf dieses Schiff kommandiert worden – als Passagier, wie viele der an Bord befindlichen Legionäre –, weil man davon ausging, dass er nicht viel mehr tun würde, als tagelang in der Sonne zu liegen und es sich gut gehen zu lassen.
    Das war nicht das, was Volkert wollte. Stattdessen hatte er sich ein Arbeitsprogramm zurechtgelegt, unterstützt durch einige dicke Schriftrollen, die Bertius ihm organisieren konnte: Geschichtsbücher, philosophische Abhandlungen, frivol-unterhaltsame Poesie, alles auf Latein und Griechisch und alles allein zu dem Zwecke, seine Sprachkenntnisse zu verfeinern und, natürlich, seinen Kopf mit anderen Dingen zu füllen als dem Bild des so friedlichen, toten Sedacius.
    Es war am zweiten Tag auf See, der Wind stand immer noch günstig und war frisch genug, um den Ruderern eine Pause zu gönnen. Es wurde heiß an Deck, sodass sich viele der Soldaten im Schatten aufhielten oder im Unterdeck. Die großen Getreide-Lagerräume waren alles andere als stickig, da durch Öffnungen in den Bordwänden eine gut kanalisierte Brise wehte, und die Sonne knallte nicht so. Es war genug Platz, um einigermaßen gemütlich sitzen und sich dem Würfelspiel hingeben zu können. Volkert hatte dafür gesorgt, dass einige große Schwitzamphoren mit Wein mit an Bord kamen, und wenn die Hitze gegen Mittag am größten wurde, ließ er welche davon aufbrechen und ausschenken. Er selbst nahm nur extrem verdünnten Wein zu sich. Er hatte seine Lektion gelernt.
    »Trierach! Masten backbord!«
    Der Ruf des Ausgucks riss ihn aus seiner Kontemplation. Volkert war nicht der Kommandant dieses Schiffes – ein Amt, um das er den stämmigen Trierarch beneidete, einen alten Seebären, der seit frühester Jugend auf Getreideschiffen fuhr und der das Schiff mit traumwandlerischer Sicherheit befehligte. Der Mann, Julius Annäus mit Namen, war bereits an der Reling. Er trug Volkerts Fernglas und benutzte es, als hätte er nie etwas anderes getan.
    Für einen Moment betrachtete er den Horizont, dann setzte er das Glas ab und machte ein verächtliches Geräusch.
    »Piraten«, sagte er. »Idioten.«
    Volkert nahm das Glas und schaute hindurch. Drei Schiffe, schlanke Galeeren, ruderten mit Energie auf sie zu. Woran Annäus erkannt hatte, dass es sich um Piraten handelte, wusste er nicht, aber es war zu vermuten, dass außer der römischen Marine und den Briganten niemand Kriegsgaleeren unterhielt.
    »Sie halten uns für einen Getreidesegler«, mutmaßte Volkert.
    »Ja, wir sind ja auch einer«, erwiderte der Trierarch grinsend. »Nur haben wir eine etwas andere Ladung.«
    »Das ändert nichts daran, dass sie uns mit ihren Rammspornen versenken können«, gab Volkert zu bedenken. Er ging davon aus, dass die drei Angreifer ihren Transport binnen einer Stunde erreicht haben würden.
    »Sie wollen uns nicht versenken, sie wollen unsere Ladung«, erwiderte Annäus. »Der Bauch ist voller Luxuswaren, die wir nach Afrika bringen, um dann mit Getreide heimzukehren. Sie sind scharf auf all die kostbaren Stoffe, die schönen Keramiken, die Amphoren mit edlem Wein, ganz zu schweigen von den Kisten mit Golddenaren.«
    Volkert grinste, als er an die schwitzenden Männer in den Laderäumen dachte.
    »Wir lassen sie an Bord«, sagte er dann. »Wir kapitulieren und lassen sie entern. Möglichst viele von ihnen. Und dann überraschen wir sie.«
    Annäus sah Volkert an. »Euer Ruf eilt Euch voraus, Tribun«, murmelte

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