Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
er. »Ich hätte einfach die Reling mit Soldaten vollgestellt und sie alle heftig winken lassen. Unsere Freunde dort wären sofort abgedreht und hätten sich die Seele aus dem Leib gerudert.«
»Oder sie hätten uns bequem gerammt und auf den Meeresgrund geschickt, weil sie ein grundsätzliches Problem mit Legionären haben«, erwiderte Volkert. Der Trierarch runzelte die Stirn und nickte dann langsam. »Das habe ich so nicht bedacht«, gab er dann zu.
»Wir wollen bei all dem Bürgerkrieg nicht vergessen, dass wir noch viele andere Feinde haben«, sagte Volkert. »Piraten sind die Geißel des Mittelmeers. Und drei zusätzliche Galeeren wären eine schöne Prise.«
Annäus lachte auf. »Das hört sich nach Euch an, Tribun. Segelt los, um sich auf der Überfahrt zu erholen, und kommt mit drei eroberten Piratengaleeren und einem Haufen Gefangener an. Ihr werdet Euch noch mit so viel Ruhm bedecken, dass Ihr eines Tages darunter ersticken werdet.« Er lachte erneut, dann wandte er sich ab und gab Befehle.
Hektik brach aus.
Volkert starrte auf die Masten der Piratengaleeren, die nun auch gut mit dem bloßen Auge erkennbar waren. Der letzte Satz des Trierarchen, obgleich scherzhaft, ja bewundernd gemeint, hallte in ihm nach. Ungewollt hatte der alte Mann den Finger auf eine Sorge gelegt, die Volkert schon lange umtrieb. Und solche Bemerkungen machten es nicht besser.
Doch der Erstickungstod durch Ruhm musste warten. Zuerst war zu vermeiden, dass er durch den Pfeil eines Piraten starb – oder im Wrack seines sinkenden Schiffes.
Die Hektik an Bord wich einer erwartungsvollen Ruhe. Sichtbar für die näher kommenden Piraten waren nur die üblichen Seeleute sowie einige wenige Legionäre. Auch die Getreidesegler transportierten ihre Ladung nie ganz ohne Schutz, sodass einige bewaffnete Soldaten auf Deck zu erwarten waren. Volkert selbst hatte es sich nicht nehmen lassen, die Ankunft der drei Piratenschiffe vom Achterdeck aus zu beobachten. Die Energie, mit der sich die Galeeren näherten, zeugte von ihrem Selbstbewusstsein – und der wachsenden Gier, endlich Beute zu machen.
Schließlich drehten zwei der Galeeren bei, in ausreichendem Abstand, um wieder manövrieren und zum Todesstoß ansetzen zu können. Das dritte Schiff näherte sich auf Rufweite. Volkert überließ dem Trierarchen diesen Teil der Scharade.
»Wer ist euer Kapitän?«, trug eine laute Stimme zu ihnen hinüber. Volkert erkannte einen bärtigen, kräftig gebauten Mann, der ihnen heftig zuwinkte. Annäus machte sich bemerkbar.
»Ich bin es.«
»Ergebt euch!«, schallte es sofort zur Antwort. »Oder wir versenken dein Schiff!«
»Was ist mit meiner Mannschaft?«
»Die setzen wir in Sizilien aus!«
Annäus warf Volkert einen bezeichnenden Blick zu. Das war natürlich gelogen. Piraten verkauften ihre Gefangenen als Sklaven oder schickten sie gleich aufgrund ihrer lästigen Eigenschaft als Zeugen auf den Meeresgrund. Einzig Passagiere von Bedeutung hatten eine Chance, als Geiseln genommen zu werden, um Lösegeld zu erpressen.
»Habt ihr Passagiere?«, kam dann auch die Frage des Bärtigen.
»Einige wenige!«, rief Annäus zurück und beherrschte sich mustergültig, um nicht hämisch zu grinsen.
»Ergebt ihr euch?«
»Ja, wir kapitulieren. Bitte tötet uns nicht! Wir sind nur wenige!«
Der Piratenanführer schien nichts anderes erwartet zu haben. Mit Italien im Bürgerkrieg hatten die Behörden sicher anderes zu tun, als sich besonders um den Schutz der Getreidesegler zu kümmern.
Volkert hörte, wie Befehle gegeben wurden. Die beiden anderen Galeeren schlossen auf, nahmen den Transporter in ihre Mitte. Von beiden Seiten kamen sie näher und würden auch von beiden Seiten entern. Mit Sorge betrachtete Volkert, dass das dritte Schiff jedoch Abstand hielt. Es war ohne Zweifel eine Versicherung, sollte etwas schiefgehen.
»Der Pirat ist mir zu clever«, murmelte Volkert. Er hastete an Annäus vorbei und eilte unter Deck. Secundus wartete dort bereits mit gezogenem Schwert auf ihn.
»Mein Freund, wenn du hier Männer findest, die schon einmal zur See gefahren sind oder es gerne mal richtig ausprobieren wollen, dann stelle rasch eine Mannschaft zusammen. Wir müssen eine der Piratengaleeren sofort erobern und uns um unsere Freunde auf dem Meer kümmern.«
Secundus nickte, wandte sich um, flüsterte, sodass die Nachricht sich verbreitete.
Volkert hastete wieder nach oben, fand den Kapitän, der ihm sorgenvoll entgegenblickte.
»Das dritte Schiff
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