Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
hastete den Hügel wieder hinunter. Der Hauptmann folgte ihm, dann gab er eine knappe Einweisung in das Gelände und wies auf die vereinbarte Vorgehensweise hin. Es gab keine Fragen. Die Zeitreisenden trugen das Feldgrau, das sie bei diesen Lichtverhältnissen fast unsichtbar machte, und auch die Männer des Modestus, bewaffnet mit langen Dolchen, die sie mit professioneller Gelassenheit handhabten, hatten sich in dunkle Kleidung gehüllt – nicht zum ersten Mal in dieser Kombination, wie von Geeren vermutete, ohne es laut auszusprechen. Es waren sehr schweigsame Männer und es blieb nur zu hoffen, dass sie sich weiterhin dem Kommando des Hauptmannes unterwerfen würden.
Wenige Minuten später näherten sie sich in einer langen, lockeren Kolonne, jede Deckung nutzend, dem Anwesen, deutlich außerhalb des Blickfeldes der Torwachen. Erst hatte von Geeren erwogen, nur eine kleine Gruppe mit dem Feuerwerker nach vorne zu schicken, sich dann aber dagegen entschieden. Ging etwas schief, würden diese leicht überwältigt werden, und das konnte er nicht riskieren.
Von Geeren musterte die Mauer mit großer Aufmerksamkeit, doch es war niemand zu erkennen. Bald hatten die Angreifer das Bauwerk erreicht, drückten sich in einer Linie an die weiße Oberfläche und Feuerwerker Kretschmann hatte seinen Auftritt. Mit der gelassenen Nonchalance eines Mannes, der ständig in der Gefahr lebte, Gliedmaßen durch unvorhergesehene Explosionen zu verlieren, platzierte er das Bündel Handgranaten an einer Stelle. Die Männer zogen sich zurück, duckten sich hinter Bäume und Büsche oder legten sich einfach nur so flach wie möglich auf den Boden. Kretschmann rollte eine Zündschnur aus und spazierte an von Geerens Seite, der in einer Art flachem Graben lag und fühlte, wie seine Stiefel mit Feuchtigkeit vollliefen. Er ignorierte die Nässe, sah, wie Kretschmann sich neben ihm niederließ, die Zündschnur mit dem Auslöser in der Hand, und den Hauptmann auffordernd ansah.
Dieser nickte nur.
Sekunden später gab es einen ohrenbetäubenden Knall, als die aneinandergebundenen Granaten zusammen explodierten. Bei Kretschmann gab es keine Blindgänger. Großes Geschrei ertönte von innen, voller Angst und Verwirrung. Von Geeren war bereits aufgesprungen und schwang sich mit gezückter Pistole in das mannshohe und gut zwei Meter breite Loch, das die Detonation gerissen hatte. Aus einem Gebäude taumelte ein Bewaffneter, noch mit Schlaf in den Augen, das Schwert halb gehoben. Von Geeren hob den Lauf seiner Waffe und drückte ab. Er traf den Soldaten mitten in die Brust, der sackte zusammen, fiel lautlos zu Boden, sodass von Geeren über ihn hinwegsteigen konnte. Das Geschrei wurde lauter. Hinter von Geeren strömten die Kameraden in den weiten Hof. Sassmann hockte sich direkt neben das Loch, legte sein Gewehr an. Während die anderen Männer sich nach rechts hielten und auf das Haupthaus zurannten, wies der Lauf seiner Waffe nach links.
Vom Tor her rannten drei der Entführer mit gezückter Klinge auf das Mauerloch zu. Sassmann zielte mit unbewegtem Gesicht, drückte ab, lud nach, drückte ab, lud nach, drückte ein drittes und letztes Mal ab, senkte die Waffe, die Augen aufmerksam auf den Hof gerichtet, auf das kleine Torhaus, die Nebengebäude. Sein Blick ignorierte die drei bewegungslosen Körper, für deren Tod er verantwortlich war, und dass sie tatsächlich tot und nicht nur verletzt waren, daran gab es für den Obergefreiten keinen Zweifel.
Er blieb in der Hocke, das Gewehr locker gesenkt. Wer auch immer sich ins Freie wagen würde, war bereits jetzt ein toter Mann. Ein zweiter Zeitreisender hockte sich neben ihn, als sein persönlicher Feuerschutz und Leibgardist. Die anderen hatten derweil das Hauptgebäude erreicht, dessen Tür weit offen stand. Zwei weitere der Bewacher waren herausgerannt und hatten das Schicksal ihrer Kameraden geteilt. Blut mischte sich in den weißen Kies des Hofes und ein nicht ganz sauberer Schuss hatte lautes Schmerzensgeschrei zur Folge. Nicht jeder war ein Sassmann und es schoss sich im Laufen auch weniger akkurat als in einer vorbereiteten Stellung.
Wenn der Verletzte das Scharmützel überlebte, würde er versorgt werden, wie jeder andere auch, das waren von Geerens Befehle. Keine Gnadenschüsse, keine Hinrichtungen. Sie waren Soldaten, keine Scharfrichter.
Das Hauptgebäude war von durchaus beachtlichen Ausmaßen und umfasste zwei Stockwerke. Von Geeren selbst stürmte mit einigen Männern die
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