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Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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trug. Sie starrte ihn aus dunklen Augen an. In ihrem Blick lagen Erschöpfung, Angst und Dankbarkeit. Von Geeren schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln, dann wurde sie fortgestoßen, stolperte auf die beiden anderen Soldaten zu, während eine Faust von Geeren ergriff und herumwirbelte. Augenblicke später spürte er die warme Klinge an seinem Hals, erhitzt durch die Haut der Tiziana, und er schloss die Augen in Erwartung einer unbeherrschten Reaktion.
    Doch die Geiselnehmer waren nicht unbeherrscht. Sie drückten den Hauptmann zielstrebig aus dem Raum, an den beiden Frauen vorbei, die erleichtert in die Arme verdattert dreinblickender Matrosen gesunken waren. Für sie war die Qual endlich vorbei.
    Männer kamen von Geeren entgegen. Er hob abwehrend die Hände, bedeutete ihnen, die Waffen zu senken. Dann traten sie ins Freie. Wenn die beiden Geiselnehmer vorher Zweifel daran gehabt haben sollten, was mit ihren Kameraden passiert war, so würde sich dieser jetzt sicher in Wohlgefallen aufgelöst haben. Das Anwesen war fest in der Hand der Befreier. Die toten Entführer wurden bereits in einer Ecke des Hofes zusammengetragen, die Verletzten versorgt. Einige der Männer hatten sich ergeben und saßen gefesselt an einer Wand, unweit des in die Mauer gesprengten Loches.
    »Pferde!«, rief der Bärtige. Von Geeren wiederholte den Befehl. Zwei der Tiere, die die Entführer in einem Stall bereitgehalten hatten, wurden gebracht.
    »Hoch mit dir!«, befahl der Bärtige. Von Geeren zog sich aufs Pferd, die Klinge des Mannes nur mit sanftem Druck an seinem Schritt. Er machte keine Bewegungen, die der Geiselnehmer falsch interpretieren konnte. Dann spürte er, wie der Mann sich hinter ihm auf das Tier wuchtete und die Zügel in die Hand nahm. Wenige Augenblicke später ritten sie durch das offen stehende Haupttor hinaus.
    Von Geeren wappnete sich. Das konnte jetzt schiefgehen. Der Bärtige, der hinter ihm saß und mit einer Hand weiterhin eine Klinge an den Körper des Deutschen presste, war ein massiger, muskulöser Mann. Er trug vorne einen metallenen Panzer, wie ein Legionär, und am Rücken gleichfalls. Mit etwas Glück würde …
    Von Geeren zuckte zusammen, als er den erwarteten Knall hörte. Für eine winzige Sekunde presste sich die Klinge tiefer in sein Fleisch, doch dann erschlaffte der Bärtige, stöhnte auf und fiel rücklings vom Pferd. Ein hässliches Knacken ertönte, als er zu Boden schlug. Das Pferd blieb stehen, tänzelte unruhig hin und her. Von Geeren glitt sofort hinunter, duckte sich, dann kam auch schon der zweite Knall.
    Doch so gut Sassmann als Schütze auch sein mochte, der zweite Geiselnehmer hatte schnell reagiert. Er war auch vom Pferd gerutscht, hatte die Klinge gezogen und der Obergefreite hatte ihn verfehlt.
    Von Geeren machte einen Schritt auf den Bärtigen zu, der regungslos auf dem Boden lag. Der andere Entführer stellte sich ihm in den Weg, das Schwert stoßbereit, das Gesicht zu einer Fratze der Wut verzerrt. Der Hauptmann stolperte rückwärts. Er hatte einem bewaffneten und erfahrenen Schwertkämpfer ohne seine Pistole nichts entgegenzusetzen.
    Dann zuckte sein Gegner zusammen. Von Geeren hatte den Schuss in seiner Konzentration diesmal gar nicht wahrgenommen. Er sah, wie der Römer entschlossen noch einen Schritt tat, verzweifelt bemüht, seine Klinge doch noch in den Körper von Geerens zu treiben, dann aber verließ ihn die Kraft und er fiel mit einem Seufzen zu Boden.
    Der Hauptmann sah auf. Vier seiner Männer kamen aus dem Haupttor gestürmt. Er atmete tief ein, wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. Oben auf dem Dach des Torhauses sah er, wie sich jemand aufrichtete und ihm zuwinkte.
    Da hatte sich jemand eine Belobigung redlich verdient, dachte von Geeren erleichtert und winkte zurück.
    Eine Belobigung und noch einiges mehr.
    Nicht zuletzt seinen eigenen, aufrichtigen Dank.
        
     

22
     
    Volkert hasste Überraschungen. Als er einen Schritt zurücktrat und versuchte, möglichst emotionslos dreinzublicken, erkannte wohl nur sein alter Kamerad Secundus, dass er mit dem, was gerade passiert war, nicht notwendigerweise einverstanden war. Doch Sedacius lächelte ihn freundlich an, ganz so, als hätte er ihm einen Gefallen getan.
    Volkert war befördert worden. Der letzte Angriff der Truppen des Andragathius war zwar zurückgeschlagen worden – es war nicht mehr als ein Scharmützel von Vor- und Nachhut gewesen –, aber es hatte nicht nur gezeigt, dass ihnen der

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