Kaiserkrieger 5: Die Flucht (German Edition)
protokolliert, gegen ihn benutzen konnte. Eusebius war intelligent, wortgewandt und leider auch sehr beherrscht.
Bedauerlich.
Ambrosius wechselte einen kurzen Blick mit Petronius, der das Protokoll führte und bisher nur einige karge Sätze niedergelegt hatte. Der Priester zuckte etwas ratlos mit den Schultern. Der Bischof von Mailand sah keine andere Möglichkeit, als sich auf den Pfad zu begeben, der gleichzeitig der am einfachsten zu beschreitende wie auch der am wenigsten überzeugende war. Er musste sich darauf zurückziehen, dass der Imperator Befehle erteilt hatte.
»Eusebius, es gibt eine eindeutige Politik des Maximus, und dies sollte Euch auch wohl bekannt sein«, hob er also mit einem leicht säuerlichen Gesichtsausdruck an. »Der Kaiser wünscht sich Einheit und Einigkeit in der Christenheit, eine starke Staatskirche, eine Union von Reich und Glauben, die sowohl unser aller Seelenheil befördert wie auch dafür sorgt, dass wir unseren äußeren wie inneren Feinden mit gemeinsamer Stärke begegnen.«
Ambrosius fragte sich, ob sich seine Worte in den Ohren des Eusebius genauso hohl anhörten wie in den eigenen. Er wischte den Gedanken fort und redete weiter, ehe sein Gegenüber etwas entgegnen konnte.
»Arianer bekommen nunmehr die Wahl, und es ist ein Zeichen der Gnade des Kaisers wie auch seines Bestrebens, dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten. Er öffnet Euch die Tür, er breitet seine Arme aus. Schwört ab vom arianischen Irrglauben, bekennt Euch zur Dreieinigkeit und erkennt die geistige Führung des Bischofs von Rom an, und Euch soll verziehen werden. Ihr bleibt Priester, in Eurer Gemeinde, könnt weiterhin alle Eure Pflichten und Dienste erledigen, genießt Steuerfreiheit und alle Privilegien sowie den allgemeinen Schutz und die Bevorzugung des Reiches.«
Eusebius hatte aufmerksam zugehört und genickt. Schließlich, als Ambrosius ihn auffordernd anschaute, runzelte er die Stirn, als fehle ihm etwas.
»Um die Verheißung komplett zu machen, Bischof, fehlt noch die dazu gehörige Drohung«, machte er Ambrosius aufmerksam. Dieser hatte gehofft, dass sich das von selbst erschließen lassen würde, und verachtete Eusebius dafür, dass dieser ihn zwang, das Unausweichliche laut auszusprechen – vielleicht, weil doch tief in ihm irgendwo eine Stimme sagte, dass in alledem eine grundsätzliche Ungerechtigkeit, ein Widerspruch lag, den Ambrosius nicht wahrhaben wollte oder den er letztlich für nachrangig hielt.
»Ihr werdet sterben, Eusebius«, sagte er einfach.
Der Priester nickte erneut, mehr zu sich selbst, tat für einen Moment so, als müsse er sich das Angebot des Bischofs überlegen, obwohl Ambrosius ganz genau wusste, dass es keiner weiteren Überlegung bedurfte. Dann seufzte der Arianer, weniger aus Selbstmitleid, sondern eher mit einem gewissen Fatalismus in der Stimme.
»So sei es denn, Bischof von Mailand. Der jüngste Tag ist ohnehin nicht mehr weit, also macht es keinen großen Unterschied, wann genau ich vor den Herrn trete. Ich bin zuversichtlich, dass er letztendlich nur ein geringes Verständnis für unseren Streit haben wird, andererseits bin ich schon immer ein recht sturköpfiger Mann gewesen. Ich jedenfalls gedenke nicht, irgendetwas von dem, was ich gesagt habe, zurückzunehmen oder meinen Überzeugungen abzuschwören, nur um mein Leben zu bewahren oder in Amt und Würden zu bleiben.«
Er sah Ambrosius forschend an. »Ich frage mich gerade, ob Ihr in meiner Situation genauso handeln würdet. Und ich frage mich, ob es sein könnte, dass die durch das Toleranzedikt ausgesprochene Milde in Eurem Falle nicht der Gnade zu viel ist – denn ich glaube, Staatsmord wird dadurch nicht abgedeckt.«
Ambrosius winkte den Legionären. Diese ergriffen den Arianer und zerrten ihn ohne weiteren Kommentar aus dem Raum.
Der Bischof erhob sich und trat an das Fenster, das zum Hof hinwies. Er sah hinaus. Eusebius wurde auf den Hof hinausgezerrt, das Gesicht des Arianers trotz seiner kühnen Worte von Angst gezeichnet. Er sprach leise Gebete, wie man an den Mundbewegungen unschwer erkennen konnte, und für einen Moment erwog Ambrosius, ihm die Möglichkeit zu geben, ein ordentliches Gebet zu sprechen, einen Abschluss zu finden.
Andererseits, so dachte er, war Eusebius nun wahrlich keiner mehr, den er als Christ bezeichnen wollte, niemand, dem besondere Aufmerksamkeit oder Nachsicht entgegengebracht werden musste. Er hatte sich selbst ins Abseits gestellt, obgleich ihm eine Tür zur
Weitere Kostenlose Bücher