Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
viele Gespräche geführt, mal subtiler Natur, mal weniger zurückhaltend. Es war darum gegangen, die Aktivitäten vorzubereiten, die zu seiner Machtergreifung führen würden. Die Kirche hatte hier ebenfalls eine gute Basis gelegt, Petronius sowie einige andere Priester hatten auf ihre Art begonnen, vor allem die Artillerielegionäre darauf einzuschwören, dass, egal was passieren würde, von Klasewitz ja immer da sei, um das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Die »göttliche Fügung«, durch die sie alle vor dem Giftanschlag gerettet worden waren, kam dabei gerade recht.
Der Freiherr grinste in sich hinein. Dass diese »göttliche Fügung« aus einer fetten und hässlichen Küchenhilfe bestanden hatte, die für einen Beutel Denare bereit gewesen war, alles auszuplaudern, musste ja niemand außer den bereits Eingeweihten wissen. Der Freiherr jedenfalls unterstützte jedes Gerücht, das ihn auch nur in die Nähe göttlicher Auserwähltheit brachte, denn vor allem für die einfacheren Gemüter war dies eine hilfreiche Brücke, über die sie im Falle seiner Machtergreifung wie die Schäfchen würden wandern können.
Schäfchen hatte von Klasewitz bitter nötig, dessen war er sich immer bewusst.
Er versteifte sich unwillkürlich, als Magnus Maximus an seine Seite trat. Der Kaiser hatte die ganze Überfahrt relativ zurückgezogen verbracht, über Plänen und Aufstellungen gebrütet, eine Lagebesprechung der nächsten folgen lassen. Alles hing davon ab, ob die afrikanischen Präfekten ihr Versprechen wahr machen würden, im entscheidenden Moment auf ihre Seite überzulaufen. Sicher, Maximus hatte Geiseln eingesammelt, aber auch der Kaiser machte sich keine Illusionen über die gnadenlose Ruchlosigkeit vieler römischer Würdenträger, für die die Familie nicht mehr war als eine Ressource, die man im Kampf um die Macht einzusetzen hatte. Und wie bei jeder Ressource, war ihr Einsatz manchmal gleichbedeutend mit ihrer Vernichtung, um damit einem höheren Ziel zu dienen. Es blieb also ein kleines Risiko. So plante der Kaiser mit seinen Offizieren auch für den Fall, dass die afrikanischen Legionen nicht Theodosius, sondern ihn verraten würden. Von Klasewitz hatte damit keine Probleme. Seine Artillerie würde dafür sorgen, dass sie in jedem Falle gewannen. Vor allem da die Gegner offenbar keine Absicht gehabt hatten, ihre Flotte auf der Überfahrt schlicht zu versenken, wie es seine größte Angst gewesen war.
Da schien so etwas wie Ritterlichkeit im Spiel zu sein. Der Freiherr wusste nicht, ob er das bewundern oder darüber lachen sollte. Es hatte keine große Auswirkung auf die Moral, denn die allermeisten Legionäre verstanden überhaupt nicht, wie leicht es der Saarbrücken gefallen wäre, ihre ganze Flotte auf den Boden des Mittelmeeres zu schicken.
Er jedenfalls hätte diesen Befehl ohne Bedenken gegeben. Ein sauberes Ende ohne eigene Verluste. Ein gigantisches Massaker, sicher – aber so war das nun einmal.
Maximus und er beobachteten das Einlaufen in den Hafen. Keine jubelnde Menge begrüßte sie. Sie hatten das auch nicht erwartet. Hippo Regius lebte vom Handel mit dem Rest des Imperiums. Die meisten der Menschen hier zogen die Pax Romana vor, anstatt sich dauernd mit wechselnden Kaisern auseinandersetzen zu müssen. Friede war gut fürs Geschäft. Krieg war eine Störung, eine Bedrohung, eine Unterbrechung, die große Verluste nach sich ziehen konnte. Maximus hatte nicht die Absicht, sich lange hier aufzuhalten. Ihn dürstete es nach der Entscheidung.
Die Anlegeprozedur dauerte eine Weile, obgleich die drei Transportgiganten bevorzugt abgefertigt wurden. Als Maximus unter Begleitung seines Heermeisters sowie abgesichert durch seine Leibgarde den festen Boden betrat, wartete dort bereits ein Emissär des Gaudentius auf ihn, wie abgesprochen. Es dauerte dann gar nicht mehr lange, und sie hatten einen größeren Raum in der Hafenverwaltung bezogen, erneut gut abgeriegelt durch die Legionäre und damit ein Ort, an dem sie sich ungestört unterhalten konnten.
»Mactaris ist der Ort der Schlacht«, hatte der Offizier den beiden Männern sogleich mitgeteilt. »Wir haben ihn ausgesucht und Theodosius hat zugestimmt, denn die Lage hat auch für ihn Vorteile. Wir haben bereits eine exakte Karte anfertigen lassen – eine Kopie derjenigen, die auch die Zeitenwanderer um Rheinberg nutzen, um zu planen. Gaudentius hat einen Offizier zu den Besprechungen mitgenommen, der über ein scharfes Auge und ein hervorragendes
Weitere Kostenlose Bücher