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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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zum Heermeister war zu kurzfristig erfolgt, als dass er sich mit seinem Stab richtig hatte vertraut machen können.
    Und selbst wenn. Der Freiherr war niemand, der anderen Menschen viel zutraute. Er war sehr davon überzeugt, alleine die Wahrheit gepachtet zu haben, und das gab er auch offen zu, zumindest sich selbst gegenüber. Was die Wahrheit dann immer genau war, das änderte sich mit der Zeit, wurde den Gegebenheiten angepasst. Von Klasewitz hielt viel von Grundsätzen, war aber durchaus bereit zur Flexibilität. Letztlich stand ihm sein Dünkel gegenüber den Barbaren der Vergangenheit – und damit meinte er prinzipiell auch alle Römer – immer noch im Weg. Auch dieser Tatsache war er sich bewusst, aber es gelang ihm nicht, über den letzten Schatten zu springen.
    Er wusste, dass er das ändern musste. Er hatte viel gelernt in den letzten Monaten. Er war ein anderer Mann als jener, der hitzköpfig die Meuterei auf der Saarbrücken angezettelt hatte. Er schätzte nun die Vorzüge sorgfältiger Planung und die Notwendigkeit guter und engagierter Mitstreiter. War er erst Imperator, war es endgültig unmöglich, sich um alles und jedes selbst zu kümmern. Er musste delegieren. Er musste – bis zu einer gewissen Grenze – Leuten vertrauen.
    Und er wusste ja, wozu das führen konnte, wenn er den falschen Leuten vertraute.
    Doch wie trennte er die Spreu vom Weizen?
    Reichte seine Menschenkenntnis aus? Konnte er die Schleier von Verstellung durchblicken, die viele hohe Offiziere und Politiker mit ausgereifter Schauspielkunst um sich gewebt hatten? Konnte er Berater finden, die diese Dinge erkannten – und konnte er dann diesen Beratern vertrauen, ihm wahrheitsgemäß und ohne Hintergedanken zu berichten?
    Von Klasewitz seufzte, richtete sich auf, griff zum Weinbecher neben sich und trank. Diese Rastlosigkeit seiner Gedanken führte zu nichts. Er musste Ruhe finden. Der schwere Rotwein, den er sich kredenzte, mochte dabei helfen.
    Er trank den Becher leer, legte sich wieder hin, jedoch mit geöffneten Augen, die an die Decke starrten.
    Schlaf! Schlaf! Er wollte sich zwingen, Ruhe zu finden. Doch die innere Anspannung hatte ihn fest im Griff. Er wälzte sich einige Minuten hin und her, dann goss er sich erneut Wein ein, trank in hastigen Zügen, ohne der Note des ausgezeichneten Tropfens größere Aufmerksamkeit zu schenken.
    Irgendwann musste er dann doch eingeschlafen sein, doch die Träume, die ihn verfolgten, zeigten ihm beim Erwachen deutlich, dass nur sein Körper Ruhe gefunden hatte.
        
     

22
     
    »Das reicht nicht. Tiefer graben!«
    Von Geeren wies auf den Gefreiten neben ihm.
    »So wie er. Sonst ist das keine anständige Deckung. Der Feind hat Kanonen!«
    Es war ermüdend, das jedes Mal erneut betonen zu müssen. Der Infanterist vor ihm nickte nur und beugte sich hinab, um die Schaufel erneut ins Erdreich zu bohren. Seit den frühen Morgenstunden waren sie damit beschäftigt, die Stellungen auszuheben. Sie mussten mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen: eine gute Position bieten, um mit gezielten Schüssen das Schlachtfeld zu bestreichen, ein ausreichender Schutz gegen die Kanonen des verräterischen Freiherrn und eine Befestigung gegen angreifende Bodentruppen sein, die sie mit großer Sicherheit aufs Korn nehmen würden, Verluste hin oder her.
    Lucius Verilius wich ihm nicht von der Seite. Der Zenturio war weiterhin, wie schon in der Schlacht bei Bagacum, für die Sicherheit der Infanteristen verantwortlich. Seine Legionäre sollten hinterhältige Angriffe abwehren und den Deutschen damit zumindest die Zeit erkaufen, sich neu zu orientieren. Verilius’ Männer hatten bei Bagacum schwere Verluste hinnehmen müssen, doch seine Truppe war sofort wieder aufgestockt worden. Der Zenturio wusste, welche schwere Aufgabe vor ihm lag, und er tat alles, um die Chancen seiner Männer zu erhöhen. Er gab Ratschläge, wo er es für nötig hielt, und hatte auch keine Scheu dabei, von Geeren in die Parade zu fahren, wenn dieser sich seiner Auffassung nach irrte. Die Anlage eines Erdwalles hier, die Positionierung eines Scharfschützen dort – Verilius hatte mittlerweile ein tiefes Verständnis für die Möglichkeiten der Gewehre entwickelt und hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Von Geeren ließ ihn gewähren. Und er stellte fest, dass anfängliche Vorbehalte seiner Männer gegen die oft in hartem Ton vorgetragenen Vorschläge des Zenturios langsam schwanden. Das war gut, denn ewig würden die

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