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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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fristen. Nach dem, was er über die gescheiterten Verhandlungen mit Engus berichtet hatte, war sein Verhältnis zur gotischen Führung eher als abgekühlt zu betrachten.
    Ehe der Gote etwas sagen konnte, kam noch jemand zu Rheinberg, jemand, dessen Besuch er im Stillen erwartet hatte. Der Tribun Thomasius – Fähnrich Thomas Volkert – trat auf ihn zu, warf Godegisel einen kurzen Blick zu und grüßte.
    »Tribun«, sagte Rheinberg und verkniff sich ein Lächeln. »Fragen zu Euren Befehlen?«
    »Ich … nein. Die Befehle sind eindeutig.«
    »Dann solltet Ihr bei Eurer Legion sein.«
    »Ja, Heermeister.«
    Rheinberg sah Volkert forschend an.
    »Etwas liegt Euch auf dem Herzen.«
    Der Mann sah zu Boden. »Es ist … privater Natur.«
    Rheinberg hob die Augenbrauen und gab Godegisel einen Wink. Der Gote verbeugte sich und verschwand. Nun waren die beiden Männer allein, zumindest so allein, wie man angesichts der Umstände sein konnte.
    Volkert seufzte und hob zu sprechen an, doch Rheinberg hob eine Hand und gebot ihm damit zu schweigen.
    »Ich kann mir denken, worum es geht!«
    »Wirklich … ich … oh.«
    Mit einer Sekunde Verspätung bemerkte Volkert, dass Rheinberg nicht auf Griechisch oder Latein, sondern auf Deutsch mit ihm geredet hatte. Er starrte den Kapitän an – und er war sein Kapitän, das vor allem anderen – und es fehlte ihm jede Kraft, noch ein Wort hervorzubringen.
    »Seit wann …«, schaffte er dann schließlich doch noch.
    »Seit unserem Zusammentreffen hier in Afrika«, erklärte Rheinberg. »Ihnen ist vergeben und verziehen, Tribun. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich muss mich dafür bei Ihnen entschuldigen.«
    Volkert starrte immer noch. Es war ihm nicht anzusehen, welche Last mit diesen Worten von seinen Schultern gefallen war, aber doch: Sein Körper schien sich zu straffen, aufrechter zu stehen, und seine Augen leuchteten in dem Bewusstsein, dass diese Sorgen nun von ihm genommen waren.
    »Ich …«
    »Nein, im Ernst, Volkert«, unterbrach ihn Rheinberg. »Was Sie geleistet haben, ist phänomenal. Sie sind ein hervorragender Offizier und Sie haben schwierige Entscheidungen getroffen. Ich habe Sie in diese Malaise gebracht – aber schauen Sie, was Sie daraus gemacht haben! Was für eine Karriere! Sie verdienen Respekt und Anerkennung.«
    Volkert senkte den Kopf, fühlte, wie sein Gesicht heiß wurde. In diesem Moment war er nicht der mutige und erfolgreiche Tribun, sondern der schüchterne Fähnrich.
    »Ob Sie jetzt Thomasius bleiben wollen oder wieder Thomas Volkert – das müssen Sie entscheiden«, fuhr Rheinberg fort. »Aber es stehen Ihnen alle Türen offen. Nach dem Sieg über Maximus können Sie sich sicher sein, dass höchste Ämter für Sie erreichbar sein werden. Sie werden die Familie gründen, die Sie sich gewünscht haben, und eine wichtige Rolle spielen. Ach so – herzlichen Glückwunsch übrigens. Sie sind ja Vater geworden.«
    »Äh … ja, also, danke …«
    Rheinberg grinste, trat an den verlegenen Mann heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Überleben Sie die Schlacht. Helfen Sie uns, den Sieg zu erringen. Vergessen Sie, was war. Wir sind auf einer Seite, wie es immer war und wie es sein soll. Sind Sie bereit?«
    Volkerts Blick festigte sich, er nickte.
    »Dann gehen Sie zu Ihren Männern. Überleben Sie, Volkert. Wir wollen jetzt siegreich sein.«
    Volkert salutierte. Er wusste nichts anderes mehr zu sagen als die ultimative Antwort auf alles, die einem Fähnrich jederzeit leicht über die Lippen kam:
    »Jawohl, Herr Kapitän.«
        
     

32
     
    Von Klasewitz ging die Batterien entlang, inspizierte alles so genau, wie es von ihm erwartet wurde. Er hatte kaum geschlafen nach jener verhängnisvollen Nacht, in der sich die Dinge so wunderbar gefügt hatten, ohne dass er weiter hatte intervenieren müssen. Er war sehr froh darüber, dass dieser Frieden nicht zustande kam, und als er die stumpfen Rohre der Kanonen betrachtete, wie sie ihre dunklen Öffnungen drohend dem Schlachtfeld entgegenstreckten, empfand er große Freude und Zuversicht, die ihn mehr belebte als ein starker Kaffee.
    Er fühlte sich nahezu euphorisch.
    Seine gute Stimmung übertrug sich auf die Männer, mit denen er ohnehin in den letzten Monaten – mit erheblicher Selbstüberwindung – ein emotionales Band geknüpft hatte. Er verbreitete mehr als die stille Zuversicht des kompetenten Anführers, er strahlte freudige Erwartung aus, ja geradezu Begeisterung. Er scherzte, lobte und

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