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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Beruhigendes zu sagen – aber was sprach man zu einem Mann, der gleich tot war und sich in Schmerzen wand?
    »Wie heißt du?«, brachte er schließlich hervor.
    Der Sterbende hustete. »Olavus … Olavus Scintilla.«
    Scintilla. Der Funke. Dieser hier würde in Kürze erlöschen.
    »Sag… sagt meinem Vater, ich sei in der Schlacht gefallen. Ehrenvoll.«
    »Ich werde es ihm sagen. Wo finde ich ihn?«
    »Er wohnt … in der Nähe von Augusta Vindelicorum …«
    Olavus hustete erneut, spuckte Blut. Sein Blick verschleierte sich.
    »Versprecht es mir«, sagte er leise. »Mein Vater meinte immer, dass nichts aus mir wird.«
    »Ich werde es ihm sagen«, versicherte Volkert ihm. Er sah, wie ein schwaches Lächeln über die blutverschmierten Lippen des Sterbenden glitt, dann brach sein Blick und er sackte in sich zusammen, der verkrampfte Körper plötzlich ganz entspannt.
    Volkert schloss die Augenlider des Toten. Für einen winzigen Augenblick schien die Schlacht um ihn herum nicht stattzufinden.
        
     

34
     
    »Sorgfältig! Sorgfältig!«
    Von Geerens warnende Worte ließen den jungen Infanteriesoldaten schuldbewusst hochblicken. Er hatte in schneller Folge fünf Schüsse in die Menge der Legionäre abgefeuert, offenbar in der Auffassung, irgendwen würde er damit schon treffen. Natürlich war das nicht falsch, aber von Geeren hatte den Männern mehrfach eingebläut, auf jeden Fall sorgfältig zu zielen und sich ihrer Opfer absolut sicher zu sein. Wahllosigkeit bedeutete Munitionsverschwendung, selbst wenn die fünf Schüsse jetzt ihr Ziel gefunden haben mochten.
    Ein kurzes Knattern lenkte ihn ab. Die Maschinengewehre feuerten keine Einzelschüsse, dafür aber kurze Garben, vor allem auf jene gegnerischen Legionäre, die sich ihrer eigenen Stellung zu sehr näherten. Noch hatte der große Sturm auf die Infanteristen nicht begonnen. Auch die Kanonen des Gegners konzentrierten sich auf den Bereich, wo sie den größten Schaden anrichten konnten. Die Schrotpackungen, die von Klasewitz geladen hatte, wirkten verheerend auf die engen Formationen der Legionäre. Von Geeren wusste, dass keine Zeit war, völlig neue Taktiken einzustudieren, aber die traditionellen römischen Schlachtordnungen ergaben immer weniger Sinn, luden sozusagen zum Gemetzel ein. So konnte man seine Männer nicht weiter wegwerfen. Eine lockere Formation mit viel Deckung war notwendig, flexibel und mobil, in der sich jeder Soldat aufgrund seiner individuellen Entscheidung hinwerfen konnte, mit Sturmangriffen nur aus der Deckung heraus. Wenn die primitiven Handgranaten sich weiter verbreitet hatten und Schusswaffen allgemein gebräuchlich waren, würde die Schlacht anders werden, fließender, flexibler.
    Von Geeren wusste, dass er mit diesen Gedanken daheim, in Deutschland, auf Unverständnis gestoßen wäre. Er hatte immer den Eindruck gehabt, dass die Militärführung die immer besseren Waffen gerne akzeptiert hatte, die taktischen Implikationen eines daraus resultierenden Bewegungskrieges aber an ihnen weitgehend vorbeigingen. Von Geeren wusste nicht, wie der Krieg ausgehen würde, vor dem das Deutsche Reich bei ihrer Abreise gestanden hatte, er hegte aber die Befürchtung, dass die Schlachten sehr blutig und vor allem völlig falsch geführt werden würden.
    Im Grunde genommen beobachtete er dies jetzt auch, unter anderen Vorzeichen und Notwendigkeiten, aber nichtsdestoweniger. Sollte er hier überleben, würde er mit Rheinberg und den römischen Offizieren, die sich als geistig etwas flexibler erwiesen hatten, eine neue militärische Doktrin für die römischen Streitkräfte entwickeln. Auf See war dies die Aufgabe des Kapitäns, aber für die Landstreitkräfte, die weitaus wichtiger waren für den Fortbestand des Imperiums, lastete diese Herausforderung auf seinen Schultern.
    Der Infanterist vor ihm schoss, sorgfältig, gezielt. Von Geeren sah, wie ein gegnerischer Legionär die Arme hochwarf und zu Boden fiel, sich nicht mehr bewegte. Ein sauberer Treffer, eine effiziente Nutzung von Munition.
    »Gut so!«
    Von Geeren kroch weiter, von Stellung zu Stellung, ermahnte, lobte, korrigierte. Seine Infanteristen zeigten sich diszipliniert, nahezu methodisch, und dennoch betrachtete der Hauptmann mit großer Sorge, wie die Munitionsvorräte schwanden. Er hoffte immer wieder, dass diese Schlacht sich nicht ewig hinziehen würde. Wenn es so weiterging, würden sie trotz aller Vorsicht am Ende des Treffens ihre Bajonette aufpflanzen und sich in den

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