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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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unterdrücken in der Lage war. Volkert sah sich selbst voranschreiten. Er hatte sein Schwert gezogen, wie jeder Legionär es getan hatte, obgleich es für die Klingen noch nichts zu tun gab. Die geschlossene Phalanx der Kameraden vermittelte ein falsches Gefühl der Sicherheit, zumindest im jetzigen Stadium. Nur diejenigen, die ganz vorne marschierten, sahen, wie die Wand der Gegner mit der gleichen maschinellen Unermüdlichkeit auf sie zukam. Volkert wusste, wie es dort war. In der ersten Reihe standen entweder die ganz Ängstlichen, die von ihren Kameraden oder der Militärpolizei angetrieben wurden, oder die ganz Mutigen und Abgeklärten, die das Handwerk des Abschlachtens mit emotionsloser Routine betrieben.
    Dann stiegen weiße Rauchwolken in die Luft und Volkert vermeinte, ein leises Singen zu hören. Es war unverkennbar.
    Die Kanonen des Freiherrn hatten zu feuern begonnen.
    Volkert schätzte die Entfernung zur gegnerischen Schlachtlinie ab, sekundenschnell, kam sofort zu dem Schluss, dass sie noch weit genug entfernt war, und schrie:
    »Abdite!«
    Der Drill funktionierte. Wie ein Mann warfen sich die Legionäre flach auf den Boden und zogen den Schild über ihren Rücken. Keine Sekunde zu spät: Die mächtigen Schrotwolken, die von den Kanonen verschossen wurden, ergossen sich über die liegenden Männer. Viele hatten Glück und blieben unverletzt. Mancher Schrot wurde durch den Schild oder den Helm abgehalten, wenn die Durchschlagsgeschwindigkeit nicht zu hoch war. Doch dann kamen die Schreie, als die Metallkugeln Haut aufrissen, Adern freilegten, Gliedmaßen zerfetzten. Volkert wagte den Blick hoch, spürte, dass er selbst verschont geblieben war, starrte direkt auf einen Mann vor ihm, der mit ungläubigem Entsetzen auf die handgroße Wunde an seinem Bein starrte, aus der mit heftigen Stößen das hellrote Arterienblut schoss. Volkert hatte sich kaum halb erhoben, da verlor der Legionär bereits das Bewusstsein.
    »Elevate!«
    Sie konnten hier nicht liegen bleiben. Sie mussten voran. Und sie durften sich nicht mehr niederwerfen, wenn die Gefahr bestand, dass die gegnerische Schlachtlinie zum Sturm ansetzte und über sie hinwegtrampelte.
    Sie standen auf, schnell, präzise, und marschierten nach vorne. Römische Disziplin führte sie über die gefallenen und verwundeten Kameraden hinweg. Gras und Erde vermischte sich mit Blut. Die Befehle der Offiziere wurden durch das Wehklagen der Getroffenen gedämpft. Secundus schrie.
    »Elevate, Culi! Elevate!«
    Ob es wirklich half, die eigenen Männer als Arschlöcher zu bezeichnen? Für Secundus schien es zu funktionieren. Seine Stimme riss die Soldaten hoch, trieb sie voran. Dann wieder Rauchwolken, ein Donnergrollen und Volkert brüllte sein »Abdite!« heraus, ein letztes Mal, denn die Feinde waren heran. Er warf sich zu Boden, hörte das ekelhafte Geräusch, wie das Kanonenschrot Fleisch zerriss und Wunden öffnete. Erneut, wie durch ein Wunder, blieb er unverletzt.
    »Elevate!« , brüllte Secundus nun. »Culi ignavi! Elevate!«
    Volkert stand auf. Jetzt waren die Männer sogar faule Ärsche. Secundus kannte sich in Menschenführung wirklich aus.
    Er hörte von vorne großes Geschrei und das Klirren von Metall auf Metall. Die ersten Schlachtreihen waren aufeinandergetroffen. Dann vernahm er die Schüsse der deutschen Infanteristen, nicht das wilde Geknalle, das er erwartet hatte, sondern eine sehr niedrige Kadenz, gezieltes Feuern, eindeutig, um Munition zu sparen und jeden Schuss auch sitzen zu lassen. Dann wieder das Krachen der Artillerie und diesmal kein Befehl zur Deckung, denn immer mehr der Legionäre waren in den Nahkampf vermittelt.
    Einige der Legionäre in den hinteren Reihen warfen sich trotzdem hin. Volkert merkte, dass das Schrot einschlug, Körper aufriss, Leben nahm. Das Geschrei der Verwundeten rüttelte an seiner Seele. Um ihn herum fielen Männer, drückten die Hände auf klaffende Wunden, hatten die Waffen fallen gelassen.
    »Warum werde ich nicht getroffen?«, wunderte sich Volkert und sah an sich herunter. Unverletzt.
    Er stolperte, fing sich gerade noch. Ein Mann lag vor ihm, blutige Blasen drangen aus seinem Mund. Schrotkugeln hatten ihn frontal an der Brust getroffen, die Knochen zerdrückt. Volkert sah Rippen aus der Haut ragen, Blut stieß hervor. Der Verwundete lebte noch, röchelte etwas, bewegte seine Lippen. Er sah Volkert bittend an, beinahe zwingend. Der Deutsche kniete sich nieder, hielt die ausgestreckte Hand, versuchte, etwas

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