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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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nicht durch zu offenherzigen Zugang zu den Kellern der Häuser von seinen neuen, ernst genommenen, männlichen, ja römischen Pflichten abzubringen. Gattin und Sohn, ja, ganz sicher, ein Stammhalter, hatten in seinen Händen sicher zu sein und das neu erweckte Verantwortungsgefühl, welch positiver Einfluss der neuen Ehefrau, sollte gehegt und gepflegt werden.
    Martinus Caius hatte jedenfalls seit Beginn ihrer Reise sehr schlechte Laune und fast, aber nur fast, tat er Julia auch ein wenig leid.
    Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass, sobald sie dem Zugriff ihrer angeheirateten Familie entschwunden war und sich als üble Schlampe entpuppt hatte, Martinus Caius endlich wieder eine Ausrede hatte, seinem liebsten Laster zu frönen, und für seine Darstellung des leidenden Betrogenen auch noch die Sympathie seiner Familie erwarten durfte.
    Abgesehen vom Wackeln des Wagens und ihrer Freude am Leiden des Martinus gab es keine große Abwechslung für sie. Ihr Weg war ein relativ sicherer, da sie eigentlich nur der Militärstraße folgen mussten. Von Ravenna aus ging es direkt nach Aquilea, und von dort die Via Julia Augusta entlang – welch Ironie, wenn Julia das recht bedachte – weiter nördlich bis zur Provinzhauptstadt Virunum, der Kapitale von Noricum Mediterraneum. Von dort führte die Straße weiter zur Straßenstation Noreia bis nach Lauriacum, der Stadt, in der die Legion lag, bei der Thomas Volkert Dienst tat.
    Wenn sie ihre Informationen nicht täuschten.
    Wenn er noch in Noricum war.
    Julia wollte nicht daran denken. Im schlimmsten Falle würde sie schlicht einen langweiligen Frühling in einer völlig uninteressanten Garnisonsstadt verbringen, weit entfernt selbst von den Annehmlichkeiten der Provinzhauptstadt Virunum. Sie würde dann nach Ravenna zurückkehren und ein Kind zur Welt bringen, das den Nachnamen Caius führen würde, zumindest so lange, bis sie herausfinden konnte, wo sich Thomas aufhielt.
    Oder bis er sie fand.
    Eines von beiden würde geschehen, dessen war sie sich sicher.
    Der Wagen schaukelte erneut heftig. Ein unterdrückter Fluch ihres Ehemannes ließ Julia unwillkürlich lächeln.
    »Die Reise erfreut Euch, Herrin«, versuchte sich die Sklavin in Konversation. Julia wollte sie erst anherrschen, doch dann fiel ihr ein, was Thomas Volkert zum Thema Sklaverei gesagt hatte, als sie das Thema einmal kurz diskutiert hatten. In seinem Haushalt, so hatte er mit einer Bestimmtheit gesagt, die neu für sie gewesen war, würde es keine Sklaven geben, nur freie Bedienstete, ordentlich bezahlt und behandelt. Und wenn kein Geld für Bedienstete da war, nun, dann eben nicht – dann würde er sie, Julia, bedienen und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen.
    Er war so süß gewesen. Natürlich hatte Julia ihm Letzteres keine Sekunde geglaubt. Natürlich würden sie ein einfacheres Leben führen, aber sie hatte ja vorgesorgt. Eine Schatulle mit Schmuck, ein Gürtel, in den Golddenare eingenäht waren, ein Beutel mit Silber- und Kupfermünzen, alles leicht am Körper zu tragen. Davon konnte man ein kleines Stück Land erwerben, vielleicht ein paar Tiere, und sicher ein paar Sklaven.
    Nein, korrigierte sie sich. Genau das würden sie nicht tun. Und es geziemte sich nicht, da war Julia altmodisch, sich den expliziten Wünschen ihres wahren Gatten zu verschließen. Sklaven waren Menschen. Und am besten waren sie frei. Julia war Christin und konnte diesen Gedanken zumindest theoretisch durchaus nachvollziehen.
    Sie holte also Luft und lächelte die Sklavin an.
    »Dein Name ist Claudia, nicht wahr ?« , sagte sie warm.
    »Ja, Herrin.«
    »Du bist in Sklaverei geboren ?«
    Die junge Frau senkte den Kopf. »Ja, Herrin.«
    »Wurdest du bisher von deinen Herren gut behandelt ?«
    »Ich bin zufrieden, Herrin .«
    Die Antwort kam etwas zögerlich, klang eher höflich als ehrlich. Was sollte Claudia auch über ihre vorherige Arbeit sagen? Sie hatte zu den Bediensteten der Mutter von Martinus Caius gehört. Keine herausgehobene Stellung, aber die Arbeit einer Leibsklavin, direkt für die Herrschaft. Man sagte, dass alle männlichen Mitglieder der Familie zu Jähzorn neigten. Man sagte auch, dass der Ältere Caius, ermüdet von seiner unansehnlichen Frau, alles bestieg, was nicht rechtzeitig entkommen konnte.
    Sklavinnen hatten normalerweise keine Chance, irgendwohin zu entkommen.
    Julia beschloss, die Richtung des Gesprächs zu verändern. Claudia war nun offenbar als ihre Leibsklavin vorgesehen und sie nahm sich

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