Kaiserkrieger: Der Aufbruch
»Vielleicht kann mir Eure Konstruktion dabei Inspiration sein .«
»Inspiration vielleicht, aber sicher wird sie Euch nichts von den Prinzipien mehr lehren, denn diese scheinen Euer Meister und Ihr bereits perfekt verinnerlicht zu haben. Vielleicht gibt Euch unsere Maschine Hinweise auf einige wichtige handwerkliche Aspekte. Hierzu stehen wir nur zu gerne zur Verfügung .«
Dionos schien zufrieden. Africanus ergriff das Wort.
»Geehrte Herren, ich möchte mich im Namen der römischen Flotte für diese höchst lehrreiche Stunde bedanken. Wir verlassen diesen Ort befruchtet und angeregt, in dem Wissen, dass, solange dem Reich Gelehrsamkeit dieser Art zur Verfügung steht, wir jeden Sturm meistern können – durchaus im wahrsten Sinne des Wortes. Doch wir besuchen diese schöne Stadt nur als Durchgangsstation. Unser Weg führt uns weiter, ins Reich Aksum. Wir müssen sogleich mit den Reisevorbereitungen beginnen. Entschuldigt daher, dass wir uns, entgegen unserem Willen, nicht mehr länger hier aufhalten können .«
Waren es nun Africanus’ freundliche Worte oder die Tatsache, dass die Gelehrten sich den Fremden gegenüber genügend bewiesen hatten, jedenfalls wurde der Abschied der Besucher nicht weiter herausgezögert. Mit vielen Floskeln, vielen Verbeugungen und Ausdrücken der gegenseitigen Wertschätzung wurden die Männer entlassen und zurück zur Valentinian geführt.
Den Abend beschlossen alle Besatzungsmitglieder als Gäste der städtischen Honoratioren, die ihnen zu Ehren zu einem Festmahl geladen hatten. Für den kommenden Tag wurden diverse Führungen interessierter Besucher auf dem Dampfsegler geplant, während die eigentliche Schiffsführung mit Hochdruck an den Reisevorbereitungen nach Aksum beginnen würde. Es stand auch noch das Treffen mit dem hiesigen Statthalter an, mit dem sie Pläne für die Errichtung einer modernen Werftanlage besprechen wollten. Da sie offiziell im Auftrage des Kaisers unterwegs waren, bekamen sie jede nur mögliche Unterstützung der örtlichen Behörden. In Adulis, der Hafenstadt des afrikanischen Reiches, würden sie außerdem von einem römischen Handelsgesandten erwartet werden, der zwar offiziell nur die ökonomischen Interessen des Reiches vertrat, aber in vielen Fällen auch diplomatische Aufgaben wahrnahm. Es war, soweit sie das sehen konnten, alles auf das Idealste vorbereitet.
Bis Marcellus verschwand.
Kapitel 14
Ambrosius, Bischof von Mailand, war schlechter Laune. Er bat insgeheim den Herrn, ihm seine Gedanken zu verzeihen, aber die wenig schmeichelhaften Worte, die sein Geist für seine Mitreisenden, die Reiseumstände sowie das Ziel seiner Reise fand, wollten einfach nicht aus seinem Bewusstsein verschwinden. Der Wagen, in dem er über die Straße nach Trier fuhr, war schlecht gefedert und seine Reisegefährten, alles Priester seines engsten Mitarbeiterstabes, ließen ihre schlechte Laune ebenfalls nur aneinander aus, anstatt in Demut die schwierige Fahrt zu ertragen und, Gott gebe es, doch endlich einmal den Mund zu halten. Das Wetter war schlecht, es war kalt und sie kamen nicht sehr schnell voran. Ambrosius hätte es vorgezogen, zu Pferde zu reisen, was schneller und letztlich angenehmer gewesen wäre, doch hatten seine Brüder darauf bestanden, »ihm Beistand zu leisten«, wie sie es genannt hatten.
Ambrosius konnte auf diese Art des Beistandes ganz hervorragend verzichten. Dennoch, es galt, gewisse Konventionen zu beachten. Er war auf dem Weg zum Kaiser, um ihn zu befragen, seine Rechtgläubigkeit unter Beweis zu stellen. Dafür benötigte er Zeugen, und die Brüder, die er bei sich führte, sollten diese Funktion erfüllen. Auch wollte er erneut in Disput mit dem Heermeister Rheinberg treten, der sich in der Nähe des Kaisers aufhielt und zweifelsohne seine häretischen Einflüsterungen in den letzten Wochen fortgesetzt, ja intensiviert hatte. Ambrosius wusste, dass er sich durch seine verdeckte Unterstützung des Maximus bereits auf einen gefährlichen Weg begeben hatte, daher musste er sich und seine Entscheidung nachträglich absichern. Und je mehr sich in der Führung der Kirche verbreitete, dass der einst so pietätvolle und rechtgläubige Gratian den Eingebungen der hexerischen Zeitenwanderer erlegen sei, desto eher würde die Kirchenhierarchie auch ruhig halten, wenn sich Maximus mit Gewalt des Purpurs bemächtigte und die sogenannten »Reformen« des Kaisers wieder rückgängig machte.
Zumindest war das Ambrosius’ Hoffnung. Er war
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