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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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erläuterte ihnen Sepidus, dass es kaum eine Stadt gebe, in der sich die religiösen Gegensätze des Reiches mehr entfalteten. Alexandria war ebenso die Stadt der Arianer wie der Trinitarier gewesen, mächtige Bischöfe wie Gregor oder der berühmte Athanasius hatten ihr den Stempel aufgedrückt. Aber auch viele andere Glaubensrichtungen fanden sich hier wieder, etwa die offiziell verbotenen Manichäer aus dem Orient, die hier einst ein Einfallstor ins Römische Reich gesucht hatten.
    Im Zentrum der Stadt gab es eine weitere große Kirche, deren Bau vor noch nicht allzu langer Zeit abgeschlossen worden war: die Kaiserkirche, die nun aktueller Bischofssitz war. Auch dieser widmeten die Besucher einige Zeit, doch es packte sie schnell wieder die Entdeckungslust, und das, obgleich es an jeder Straßenecke etwas Neues zu bewundern gab. Tempel und andere Gotteshäuser, zum Teil von großartiger Architektur, reihten sich aneinander. Die Rennbahn war einer der Mittelpunkte der Stadt und wie Sepidus erzählte, waren die Alexandriner verrückt nach den Wagenrennen – wenn es so etwas wie einen Volkssport gab, dann diesen. Sie besuchten den Alexanderplatz, benannt nach dem zu dieser Zeit gar nicht mythisch wirkenden, sondern sehr realen Stadtgründer. Dort lag einst die Sema, das Grabmal Alexanders, das später in neu gebaute Palastanlagen der ptolemäischen Könige verlegt und noch später, zu Zeiten des Königs Aurelian, zerstört worden war.
    Immer wieder lenkte sie ihr Weg auf die Breite Straße zurück, die die Metropole exakt durchteilte. Neben dem Küstenbereich, dessen Paläste sie von der See aus hatten bewundern können, war dies eine bevorzugte Wohnlage für jene, die begütert waren. Hier war es lauter und hektischer, denn auf der tatsächlich wortwörtlich breiten Straße herrschte Tag und Nacht ein hektisches Treiben.
    Sepidus musste natürlich auch vom Nachtleben der Stadt berichten, ja, war dies doch, wofür Alexandria besonders bekannt war. Die zahlreichen Lokalitäten, in denen man trinken, tanzen und sich noch anderen Vergnügungen hingeben konnte, waren dem alten Gubernator offenbar noch gut bekannt und es war Behrens, der seine schwärmerischen und immer detaillierter werdenden Ausführungen mit einem stummen Nicken in Richtung Marcellus beendete. Der Junge hatte für diese Darlegungen ein sehr hohes großes Interesse entwickelt und zeigte sich etwas enttäuscht, dass Sepidus Behrens versprach, zu einem anderen Zeitpunkt die beschriebenen Attraktionen persönlich mit ihm in Augenschein zu nehmen.
    Den Abschluss ihres stundenlangen Rundganges stellte das Serapeion dar, der mächtigste, heidnische Tempel der Stadt. Gewidmet der Stadtgottheit Serapis war das Gebäude von gigantischen Ausmaßen, seine Wandelgänge und Säulen erstrahlten in einem fast blendenden Weiß, während die zahlreichen Malereien lebendige Farben zeigten. Bevor sie nach Alexandria aufgebrochen waren, hatte Behrens sich von Kapitän Rheinberg das erzählen lassen, was sich in dessen wenigen Büchern zu Alexandria finden ließ, unter anderem die Tatsache, dass in der alten Zeitlinie nur drei Jahre von jetzt an, 391, der Kaiser Theodosius die Zerstörung dieser einmaligen Kultstätte anordnen würde. Jetzt, da der Spanier nicht zum Kaiser erhoben wurde, war es durchaus möglich, dass dem Gebäude dieses Schicksal erspart bleiben würde. Als die Besucher sich das architektonische Meisterwerk staunend ansahen, wuchs in allen der Wunsch, dass es in der Tat so kommen würde, denn es war ohne Zweifel ebenso ein Wahrzeichen dieser Metropole wie der Leuchtturm von Pharos .
    Köhler, Neumann und Africanus hingegen hatten die Freude eines solchen Stadtrundganges nicht. Es war bezeichnend für die Stadtoberen Alexandrias, die sicherlich von den technischen Errungenschaften der Zeitenwanderer gehört hatten, dass die Gäste sogleich, nach erster Begrüßung, ins Museion geführt wurden. Hier waren die Reste dessen zu finden, was einst als berühmte Bibliothek von Alexandria galt. Diese größte Sammlung antiken Wissens war bei der Invasion Caesars in Ägypten teilweise zerstört, aber wieder restauriert worden, nur um späterhin mehrmals Brandkatastrophen zum Opfer gefallen zu sein. Der letzte Aderlass lag nur wenige Jahre zurück, erneut zur Zeit der Wirren unter Kaiser Aurelian, als abgesehen von der Zerstörung des Residenzviertels auch weitere Teile des Schriftrollenbestandes vernichtet worden waren. Dennoch konnten sich die Besucher davon

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