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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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überzeugen, dass die Sammlung immer noch beachtlich war und dass immer noch Gelehrte von Weltrang die Bestände für ihre eigenen Forschungen nutzten. So erhielten Wissenschaftler staatliche Stipendien, um an ihren Projekten zu arbeiten. Das Museion war das, was vor dem Eintreffen der Saarbrücken einem Forschungsinstitut am nächsten kam. Und der derzeitige Vorsitzende der Institution, ein Mathematiker namens Theon, begrüßte die Zeitenwanderer mit einem Enthusiasmus, der allein in der Begeisterung eines Forschers begründet war, endlich neue Dinge zu erfahren.
    Natürlich war bei aller Wissbegierde bei den versammelten Gelehrten, die unter Führung Theons das Begrüßungskomitee bildeten, auch der in der Wissenschaft übliche Neid sowie das Bedürfnis, die eigene Genialität unter Beweis stellen zu müssen, durchaus vertreten. Es war daher unvermeidbar, dass – trotz aller Fragen und des mehrfach geäußerten Ansinnens, die Valentinian und hier vor allem die Dampfmaschine zu besichtigen – ein junger griechischer Gelehrter, der sich selbst Dionos nannte und als Schüler des großen Heron von Alexandria bezeichnete, sich nicht nehmen ließ, den Besuchern die zweifelsohne vorhandene Erfindungsgabe der Forscher dieser Zeit zu demonstrieren.
    Und da die Zeitenwanderer vor allem mit ihrer Dampfmaschine für Aufsehen gesorgt hatten, war es nur nachvollziehbar, dass Dionos, offenbar gut auf den Besuch vorbereitet, seine eigene Dampfmaschine präsentierte.
    Es war nicht zu viel gesagt, wenn man behauptete, dass Köhler und Neumann ungemein beeindruckt waren. Jetzt hätte Oberheizer Forstmann gut in diese Gruppe gepasst, doch er hatte es vorgezogen, sich mit der Stadt vertraut zu machen.
    Sie kamen in einen lichtdurchfluteten Raum, kreisrund, mit großen Fenstern. An der Decke waren schöne Malereien angebracht, die offensichtlich auf die griechische Göttin Athene hinwiesen. Viel wichtiger aber war eine metallene Konstruktion, die in der Mitte des Raumes stand. Neben ihnen hatten bereits zwei weitere junge Männer, offenbar Gehilfen den Dionos, auf sie gewartet.
    »Dies«, erklärte der Forscher mit dem sauber gestutzten Backenbart und den vor Stolz leuchtenden, dunkelbraunen Augen, »ist die Aeolipile !«
    Köhler und Neumann betrachteten den Apparat neugierig. Er bestand aus einem zum Teil mit Wasser gefüllten Gefäß, in das ein unter das Wasser eines großen, geschlossenen Beckens hinabreichendes, beiderseits offenes Rohr eingesetzt worden war. Unter dem Becken war ein Feuer vorbereitet. Eine auf einer Achse drehbare Kugel war mit dem Wasserbecken verbunden; an ihr waren zwei gekrümmte Rohre befestigt, und zwar genau entgegengesetzt und mit Austrittsöffnungen, die dafür sorgten, dass der bei Erhitzen des Wasserbeckens austretende Wasserdampf die Kugel zum Rotieren brachte. Und so geschah es: Das Feuer brachte das Wasser im Becken zum Kochen, der Dampfdruck schoss in die Kugel und der komprimierte Dampf wurde durch die beiden kleinen Austrittsrohre ausgestoßen. Die Kugel drehte sich.
    »Diese Erfindung des großartigen Heron, so will ich meinen, entspricht im Prinzip Eurer Maschine, die das Schiff antreibt, mit dem Ihr nach Alexandria gekommen seid«, erläuterte Dionos mit einer Mischung aus Stolz, Arroganz und Selbstsicherheit, die einen zweifelsohne geweckten Minderwertigkeitskomplex nicht ganz überdecken konnten.
    Neumann und Köhler wechselten einen kurzen Blick. Das war exakt das, wovor Rheinberg sie gewarnt hatte. Keine Hybris zeigen. Diese Leute mussten ernst genommen werden. Niemals auch nur andeutungsweise zu tun, als wären die Zeitenwanderer prinzipiell überlegen. Arroganz war tödlich.
    »Verehrter Dionos«, sagte Neumann, »Ihr seht mich beeindruckt und überrascht. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Alexandria ist wahrlich eine große Stätte des Wissens und der Gelehrsamkeit. Ich erkenne, dass über die Jahrhunderte bis in jene Zeit, aus der wir stammen, so vieles verloren gegangen zu sein scheint, was wir mühsam wieder haben neu erarbeiten müssen. Jener Heron muss ein Genie gewesen sein. Lebt er noch? Kann man mit ihm sprechen ?«
    Der junge Dionos schien von der Antwort des Arztes sehr angetan zu sein, denn er lächelte breit und deutete eine Verbeugung an.
    »Heron ist seit über 200 Jahren tot«, informierte er Neumann. »Ich bezeichne mich als seinen Schüler auf der Basis seiner Studien, die ich fortzusetzen und zu verfeinern gedenke .« Er zögerte einen winzigen Moment.

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