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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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verstanden, denn die Expertise in ihren sparsamen und exakten Bewegungen war unübersehbar. Auch der Aufseher schien mit der Arbeit seiner Männer zufrieden, ließ er doch hin und wieder ein zustimmendes Grunzen hören oder klopfte einem von ihnen anerkennend auf die Schulter.
    Es waren nur wenige Wartende anwesend und sie schienen kein großes Interesse an der Arbeit der Handwerker zu haben. Ambrosius jedoch trat vor und betrachtete die Darstellung genauer. Es war grundsätzlich kein überraschend anderes oder neues Bild: Das fertige Mosaik, das bereits jetzt zu gut zwei Dritteln vollständig war, würde Imperator Gratian zeigen, wie er auf einem Stuhl saß und Rat hielt. Neben ihm standen christliche Würdenträger, Militärs, Verwaltungsbeamte, alle an typischer Körperhaltung und den Gegenständen erkennbar, die sie in den Händen hielten. Sie standen symbolisch für die Weisheit, die der Imperator von ihnen erhielt, und stellten keine spezifischen Personen dar. Ambrosius wusste, dass Gratian darauf großen Wert legte. Der Hof war ein Hort von Eifersüchteleien, Neid, Missgunst, Gier, dem Ringen um Macht und Einfluss. Macht definierte sich durch die Nähe zum Kaiser. Gratian musste die verschiedenen Strömungen gut im Auge behalten und durfte niemanden allzu sehr bevorzugen, musste flexibel bleiben, seine Gunst verteilen, umschichten, geben und entziehen. Eine bestimmte Person, ein identifizierbares Individuum in etwas »Ewigem« wie einem Mosaik darzustellen, würde diesem Prinzip widersprechen.
    Dann fiel der Blick des Bischofs von Mailand auf ein Detail, das ihm bisher entgangen war. Er holte tief Luft und versuchte, sich seinen Ärger nicht ansehen zu lassen, doch er musste um seine Selbstbeherrschung ringen. Nein, auch von den Zeitenwanderern hatte der Kaiser hier niemanden in personam darstellen lassen. Kein Rheinberg, kein von Geeren, niemand.
    Aber da unten, zu den Füßen des Kaisers, war die Darstellung von Wellen erkennbar. Und in diesen Wellen, inmitten römischer Triremen, schwamm, aus blaugrauen Steinen sorgfältig und plastisch zusammengesetzt, das Gefäß der Dämonen, das die Zeitenwanderer Saravica nannten, nach einer nicht allzu weit von Trier entfernten kleineren Siedlung an einem westlich gelegenen Fluss.
    Das Schiff war deutlich zu erkennen. Die Handwerker hatten es sich nicht einmal nehmen lassen, mit sehr feinem Steinstaub, eingelegt in den noch feuchten Lehm, den sich kräuselnden Rauch nachzuempfinden, der aus den Schornsteinen des Schiffes emporstieg. Nein, es war gar nicht nötig, jemanden als Person darzustellen, denn die Symbolkraft dieses Schiffes war mehr als ausreichend.
    Ambrosius starrte die unfertige Arbeit mit brennenden Augen an und spürte das unbändige Verlangen, einen Hammer zu ergreifen und mit aller Macht auf das noch frische Kunstwerk einzuschlagen, das Bildnis zu zerschmettern und damit symbolisch diese Verewigung des Einflusses der Zeitenwanderer aus dem Gedächtnis aller zu tilgen.
    Ambrosius holte noch einmal tief Luft und machte einen Schritt zurück. Seine Brüder saßen in einer Ecke und setzten ihre belanglosen Gespräche fort. Sie hatten nichts gemerkt.
    Der Bischof wandte sich ab, jetzt noch ungeduldiger als vorher. Er wusste, dass Maximus ihm noch einen weiteren Gefallen schuldete, wenn er dereinst den Purpur trug.
    Einen Gefallen, der etwas mit einem großen, schweren Hammer zu tun hatte.
    Er wappnete sich mit Geduld. So unergründlich die Wege des Herrn manchmal auch sein mochten, so war es aber auch unausweichlich, dass am Ende alle Versucher und Häretiker unterliegen würden. Es war diese Gewissheit, aus der Ambrosius seine Kraft und Zuversicht schöpfte, und sie half ihm auch, seine Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. Es gelang ihm sogar, jenseits der Darstellung Anerkennung über die gute Handwerksarbeit zu empfinden, die nur leider für eine irregeleitete Nachricht missbraucht wurde.
    Nichts, was man nicht wieder ändern konnte.
    Es dauerte nicht lange, dann wurden Ambrosius und zwei seiner Brüder, Lucius und Hardinus, zum Kaiser vorgelassen. Ein Bediensteter führte sie schweigsam durch die Gänge des Palastes, bis sie in den Arbeitsräumen des Imperators angekommen waren. Ambrosius betrat diese mit allen Anzeichen des Respekts. Er wollte Gratian nicht bekämpfen, zumindest hier und heute nicht, sondern ihm eine Chance geben, die Charakterstärke zu zeigen, die ihm sein alter Lehrer Ausonius einst vermittelt hatte.
    Wie zu erwarten war, war

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