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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Kolonne her die Hornisten in ihre Mundstücke bliesen. Das Signal zum Abrücken.
    Ausgerechnet jetzt.
    Volkert fühlte die sehnsüchtige Verzweiflung in sich aufwallen, wollte sich nicht von der Stelle bewegen, wollte das Schicksal und Gott und das Universum anflehen, beschimpfen, verfluchen und um Gnade bitten. Doch der Sturm der Gefühle, der ihn förmlich zu zerreißen drohte, führte zu keinem Wunder und keinem Trost. Julia sah, wie es ihren geliebten Mann innerlich quälte, sie holte tief Luft, löste sich gänzlich von ihm, lächelte, wischte die Tränen fort.
    »Denk an dein Versprechen, Thomas. Ich liebe dich. Darauf verlasse dich .«
    »Ich liebe dich. Darauf verlasse dich auch .«
    »Du wirst leben und zurückkehren .«
    »Du wirst auf mich warten und unser Kind zur Welt bringen .«
    Julia nickte. »Dann wissen wir jetzt beide, was zu tun ist .«
    Volkert lächelte. Er kannte dieses Funkeln in ihren Augen. Wenn sich Julia, die Tochter des Marcellus, etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann würde sie niemand davon abbringen.
    Und für diesen Charakterzug war er ihr in diesem Augenblick sehr, sehr dankbar.
    Er beugte sich vor, ein letzter, sanfter Kuss. Er ließ das Gefühl der samtweichen Berührung noch einmal ganz von sich Besitz ergreifen, dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab, bestieg sein Pferd, das getreulich an seiner Seite gewartet hatte, und ritt zurück zur Kolonne.
    Als er sich schließlich umsah, war Julia in der Menge der Schaulustigen verschwunden. Doch er wusste, dass sie ihn ansah, er spürte ihre Blicke und genauso spürte er die Entschlossenheit, die hinter diesen Blicken lag.
    Erneut bliesen die Hornisten.
    Männer trieben die Pferde an.
    Die Kolonne machte sich langsam auf den Weg. Menschen winkten. Kinder zeigten aufgeregt auf die Wagen, die Zeitenwanderer, die glänzenden Schilde, die Pferde, die Standarten.
    Bertius gesellte sich an die Seite seines Dekurios. Aller Vorwurf war aus seinen Augen verschwunden.
    »Eure Frau?«
    Volkert zögerte erst, dann nickte er stumm. Ja. Bei allen Göttern des Römischen Reiches, sie war seine Frau.
    »Ihr werdet sie wiedersehen. Ich habe so was im Gefühl. Hat mich bisher noch nie getäuscht .«
    Volkert sah den dicken Legionär an, wunderte sich über die Wärme in seiner Stimme, das Verständnis, die Zuversicht, die er spendete.
    »Das sind sehr freundliche Worte für jemanden, der dafür verantwortlich ist, dass du an dieser Expedition teilnehmen musst«, sagte Volkert.
    Bertius nickte gemessen.
    »Wenn jeder ohne Schuld ist, wen hat man dann noch, dem man verzeihen kann ?«
    Volkert sagte nichts. Er drehte sein Gesicht nach vorne, holte tief Luft.
    Es ging nach Osten, in unbekannte Gefilde und drohende Gefahren.
    Thomas Volkert hatte keine Angst.
    Zumindest redete er sich das ein.

Kapitel 16
     

    Josaphat wies Marcellus auf das große Gebäude hin.
    »Schau mal! Davon haben wir in Alexandria echt viele !«
    Marcellus schaute die Kirche hoch und nickte. Er war jetzt wirklich müde. Die Idee, mit dem Hafenjungen auf Entdeckungsreise zu gehen, war vor rund einer Stunde noch viel attraktiver gewesen als jetzt. Doch Josaphat, trotz seiner abgerissenen Kleidung und der Tatsache, dass er nicht nur im Hafen arbeite, sondern dort wahrscheinlich auch hinter irgendwelchen Kisten schlief, hatte sich als jemand erwiesen, der besonders fasziniert von Sakralbauten war – Tempel, Kirchen, Obelisken, religiöse Monumente jeder Gottheit, Josaphat kannte sie alle.
    Marcellus hatte etwas Spannenderes erwartet. Kirchen und Tempel kannte er aus Ravenna. Nein, auch zu dem mittlerweile fast dreizehn Jahre alten Jungen waren die Geschichten der Seeleute über das »eigentlich interessante« Alexandria durchaus vorgedrungen – nicht die Stadt der Priester und Administratoren, der Händler und Reeder, sondern das Alexandria der …
    Nun, man musste es unumwunden sagen: der nackten Frauen.
    Je nackter, desto besser.
    Für jemanden wie Josaphat, der offenbar auf den Straßen der Metropole aufgewachsen war, schien dieses Thema nicht ganz den Reiz zu haben, wie Marcellus erhofft hatte. Obgleich er seinen neu gewonnenen Freund mit sanfter Bestimmtheit immer wieder auf diesen Aspekt hinsteuerte, vor allem dann, wenn sie einen weiteren Monumentalbau erreicht hatten, war Josaphat offenbar nur in geringem Maße davon zu überzeugen, Thema und Besuchsorte zu wechseln. Außerdem wurde es dunkel, Marcellus bekam Hunger und Durst und der lange Tag hatte ihn auch durchaus

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