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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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der hunnische Vormarsch zurzeit genau befand. Es ging darum, einen Gegenangriff zu planen, die Hunnen außerhalb der römischen Grenzen aufzuhalten und damit das Schlimmste für das Reich zu verhindern.
    Volkert konnte nicht sagen, dass ihm bei diesem Auftrag sonderlich wohl war. Die Angst, bei dieser gefährlichen Mission zu sterben und Julia niemals wiedersehen zu dürfen, war genauso schmerzhaft wie die Erkenntnis, dass er sich auf Monate noch weiter von seiner Geliebten entfernte, als er jetzt schon war.
    Er verdrängte den Gedanken und versuchte, sich auf das Naheliegende zu konzentrieren. Es war früh am Morgen und recht feucht und kühl. Atem stieg in hellen Wolken aus den Nüstern seines Pferdes, eines kräftigen Braunen, der ihn willig trug und gutmütig zu sein schien – vielleicht etwas zu gutmütig für ein Kavalleriepferd, aber Volkert wollte sich nicht beschweren. Besser, als von einem wilden Hengst bei jeder passenden Gelegenheit in den Dreck geworfen zu werden.
    Nicht, dass das jetzt so einfach war wie noch vor wenigen Monaten. Denn zusammen mit den gefederten Wagen hatten die Infanteristen auch Steigbügel mitgebracht, die leicht an den Sätteln befestigt werden konnten. Sie würden es den deutschen Soldaten unter anderem erlauben, reitend vom Pferderücken aus ihre Gewehre abzufeuern. Eines der Maschinengewehre wiederum war auf einem eigens dafür bereitgestellten Einachser montiert worden, gezogen von zwei Hengsten, die einen noch gelasseneren Eindruck machten als Volkerts Tier – wohl nicht zuletzt deswegen ausgesucht, weil sie möglicherweise das Geknatter des Maschinengewehrs am ehesten zu ertragen bereit waren.
    Der Aufbruch war nahe. Es gab immer noch einige wenige Reiter, die ihre Einheiten nicht gefunden hatten. Die Expeditionsleitung war bereits am Ende der Straße zu sehen, sie redete noch mit einigen Honoratioren der Stadt. Es waren Priester anwesend, die das Vorhaben segneten – jene der alten römischen Religionen ebenso wie der christlichen Kirche. Volkert selbst war am vorhergehenden Abend von einigen Kameraden zu einem Gottesdienst für Mithras, den Gott des Krieges, eingeladen worden.
    Er hatte abgelehnt. Es war ihm nicht übel genommen worden.
    Von der nahen Stadt bewegte sich eine Kolonne ganz anderer Art auf die abrückenden Legionäre zu. Schaulustige versammelten sich an diesem fast schon frühlingshaften Tag. Sie ahnten wohl, dass dieser Aufbruch etwas Besonderes war, nicht mit den üblichen Manövern zu vergleichen. Obgleich die Order gegeben worden war, über den Zweck der Mission Stillschweigen zu bewahren, gab es genug Männer wie Bertius, die aus ihrer Abkommandierung zu dieser Expedition noch etwas Gutes hatten machen wollen und in den Tavernen der Stadt damit angeben würden. Es gab hier keine Hunnen, weit und breit nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kunde vom Zweck der Expedition dieser allzu weit vorauseilen würde, war eher gering. Und so wurden sie zu einem gesellschaftlichen Ereignis.
    Spaziergänger, Leute in Wagen, ein paar Straßenhändler, die noch schnell etwas verkaufen wollten – einen Glücksbringer vielleicht oder einen zusätzlichen Beutel für die zu erwartende Beute. Ein wenig Geld wechselte den Besitzer, doch Volkert lehnte die Avancen der Geschäftsleute ab. Er verfügte nur über wenig Bargeld und hielt sein spärliches Salär beisammen. Er hatte im Hinterkopf das Bedürfnis, zu sparen, um eines Tages, wenn das Schicksal ihn wieder mit Julia zusammenführen sollte, nicht völlig mittellos dazustehen.
    Er versuchte abermals, den Gedanken an die Geliebte fortzudrängen, doch er blieb hartnäckig. Fast meinte er sogar, ihre Stimme zu hören.
    »Thomas, du wirst verrückt«, murmelte er leise zu sich selbst.
    »Thomas!«
    Doch, er wurde wahnsinnig. Er hörte Stimmen! Das war Julia, weit entfernt, als ob sie aus dem Äther zu ihm sprechen würde. Volkert griff sich an die Stirn, schloss einen Moment die Augen, konzentrierte seinen Willen. Das fehlte ihm jetzt noch, dass er an seinem Verstand zu zweifeln hatte! So etwas konnte er gar nicht gebrauchen!
    »Thomas! Thomas!«
    Volkert öffnete die Augen.
    Nein, verrückt war er nicht.
    Er drehte sich auf seinem Pferd um, die Augen groß, voller Unglauben, ein Sturm der Gefühle tobte plötzlich in seiner Brust. Aufregung, wilde Hoffnung, starke Sehnsucht, unbändiges Verlangen, alles zusammen und noch viel mehr.
    Aber das konnte nicht sein.
    Volkert sah sich um, aber er konnte bei all den Menschen

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