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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sich verabschiedeten und getrennte Wege gingen. Es war ihm sofort klar, wen er zu verfolgen hatte, und als Tennberg sich Richtung Hafen auf den Weg machte, eilten die beiden Jungen ihm sofort hinterher. Der Plan des Marcellus war, den Aufenthaltsort des Deserteurs zu bestimmen, um danach sofort auf der Valentinian Meldung zu erstatten. Africanus und Köhler würden wissen, was zu tun war.
    Die Dunkelheit machte sich in den Seitengassen bemerkbar. Während die Hauptstraße vom Schein zahlreicher Fackeln und Lampen erleuchtet wurde, ließ die Illumination in den abzweigenden Wegen nach. Der Schatten Tennbergs war immer schwieriger auszumachen, sodass die Jungen enger aufschließen mussten, als ihnen lieb war. Die Tatsache, dass sich Josaphat auch bei Dunkelheit mit schlafwandlerischer Sicherheit durch seine Heimatstadt – und vor allem das Hafengebiet – bewegte, erwies sich als unschätzbarer Vorteil. Das spendierte Abendessen, so fand Marcellus, war eine ausgezeichnete Investition gewesen.
    Plötzlich griffen harte Fäuste von hinten an sein Hemd. Marcellus schlug unwillkürlich um sich, seine kleine Faust klatschte auf einen muskulösen Arm, doch dann pressten sich mächtige Finger schmerzhaft in seine Schultern. Tränen schossen dem Jungen in die Augen und er schrie auf.
    »Schrei du nur. Niemand hört auf Straßenjungs, die sich zu weit vorgewagt haben !«
    Marcellus wurde herumgewirbelt, konnte den mächtigen Schatten des Mannes nicht genau ausmachen. Auch Josaphat hatte es erwischt, doch er wehrte sich nicht, ließ sich vielmehr wie ein nasser Sack fallen. Ein zweiter Mann beugte sich über ihn, wollte ihn auf die Füße setzen, da stöhnte der Hafenjunge auf.
    »Mir ist so schlecht«, jammerte er. Marcellus sah, wie Josaphat sich nach vorne beugte, seine rechte Hand mit dem Körper bedeckte, den ausgestreckten Zeigefinger tief und mit Willen in seinen geöffneten Mund steckte, laut würgte und mit einem großen, machtvollen Schwall sein Abendessen auf die Tunika seines Häschers kotzte.
    »Verdammt! Ah! Welch ein Gestank! Scheiße !« , fluchte der Getroffene, machte unwillkürlich einen Satz zurück.
    Das war sein Fehler.
    Josaphat riss sich aus dem schwachen Griff des Befleckten, wirbelte herum und verschwand in der Dunkelheit. Der über und über mit Erbrochenem bedeckte Häscher wollte ihm nachstellen, gab aber schon nach wenigen Schritten auf, denn der Hafenjunge war in den stockdunklen Gassen verschwunden.
    Der Mann fluchte erneut, heftig und laut. Während alledem hatten die Hände des anderen Mannes sich wie Schraubstöcke um die schmalen Schultern des Marcellus gelegt. Keine Chance auf Entkommen – und der Trick mit dem Kotzen würde kein zweites Mal funktionieren, dessen war sich Marcellus sicher. Jos schien derlei schon öfters erlebt zu haben, so schnell und gewieft war seine Reaktion gewesen.
    Dann schälte sich die Gestalt eines Dritten aus der Dunkelheit.
    Tennberg.
    Der junge Deserteur sah Marcellus abschätzig an.
    »Er ist es. Ich habe es gleich geahnt, als ich ihn in der Taverne entdeckt habe. Er muss mich erkannt haben .«
    »Der andere Junge ist entkommen, Herr«, sagte der bekotzte Häscher mit unterwürfigem Ton. »Er hat …«
    »Ich rieche es. Säubere dich und komme dann zum Unterschlupf. Den hier nehmen wir mit. Der Hafenjunge wird sich irgendwo verstecken und niemand wird seine Worte ernst nehmen. Keiner hört auf dieses Gesindel. Und niemand weiß, wo wir stecken. Dass wird den hier haben, ist das Wichtigste .«
    »Was soll mit ihm geschehen ?« , fragte der kräftige Mann, der Marcellus im Blick hatte.
    Tennberg warf dem Jungen erneut einen verächtlichen Blick zu.
    »Das ist Dahms’ kleiner Schatz. Wir werden ihn verhören. Wenn er geredet hat, wird er beseitigt. Noch eine Kinderleiche in irgendeiner Kloake wird niemanden interessieren. Und wir können unsere Arbeit fortsetzen .«
    »Die Expedition nach Aksum wird bald aufbrechen. Sollen wir sie noch in Alexandria abfangen ?« , fragte der andere Mann. Tennberg wirbelte herum und verpasste ihm einen Tritt.
    »Idiot !« , zischte er. »Was kommt als Nächstes? Willst du unsere Pläne auf Plakate schreiben und überall anschlagen? Sei froh, dass wir das Balg sowieso umbringen wollten. Schwachkopf! Und jetzt geh und reinige dich, du stinkst zum Kotzen .«
    Der Verdreckte wandte sich stumm ab. Marcellus fühlte sich hochgehoben und über die Schulter des Mannes geworfen. In seinem Magen ruhte ein eisiger Klumpen der Angst. Er

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