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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Besitz des Staates, um genau zu sein. Rheinberg hatte sich nach seinem Lebensweg erkundigt und in höflicher, ruhiger Eilfertigkeit hatte Felix diesen geschildert. In Sklaverei geboren, war er in den Genuss einer guten Bildung gekommen, da auch seine Eltern im Besitz des Staates, Schreiber und Tutorin gewesen waren. Er hatte Mathematik und Geometrie und Philosophie gelernt und einige Zeit als Privatlehrer für diverse hohe Staatsbeamte gearbeitet, vor allem in der Unterweisung ihrer Kinder. Dann hatte er in der Reichsverwaltung gewirkt, bis er schließlich dem Stab des Heermeisters zugeteilt wurde. Da er auf die sechzig zuging, war man der Ansicht gewesen, ein etwas geruhsamerer Posten sei nun angemessen, und alles in allem, so war Rheinbergs Eindruck gewesen, hatte der alte Mann kein schlechtes Leben gehabt.
    Aber er war ein Sklave.
    Rheinberg hatte große Probleme mit diesem Konzept. In der Siedlung der Zeitenwanderer bei Ravenna gab es bald keine Sklaven mehr. Jene fähigen Männer und Frauen, die ihnen aufgefallen waren, als das Trockendock ausgehoben wurde, waren erworben und sofort freigelassen worden. Die Mannschaft, vor allem jene, die den sozialistischen Ideen nahe standen, hätten Sklaverei direkt vor ihrer Nase nicht geduldet, und Rheinberg war nur zu gerne bereit gewesen, ihnen da weit entgegenzukommen. Es war die Sklaverei, die seiner Ansicht nach dem technischen und ökonomischen Fortschritt Roms entgegenstand. Sie abzuschaffen, gehörte zu den langfristigen Zielen seines Reformprogrammes.
    Die größte Irritation aber war nicht einmal Felix, das alte Faktotum, das ein großes Maß an Ruhe, Selbstsicherheit und Bedachtsamkeit ausstrahlte. Rheinberg behandelte ihn mit Respekt, wie er auch nie unfreundlich oder herrisch gegenüber einem der Bediensteten auftrat, die sich fast alle aus Sklaven rekrutierten. Felix schien seinen neuen Herren zu schätzen, seine freundliche Art und seine Tendenz, Verstöße gegen die Ordnung des Hauses milde zu bestrafen. Seit Rheinberg das Haus bezogen hatte, war niemand mehr ausgepeitscht worden oder gefesselt oder sonst wie gequält. Die Atmosphäre war eine leichte, angenehme, und genau danach begehrte es Rheinberg nach einem langen Tag in der Schlangengrube römischer Staatspolitik.
    Die größte Irritation hieß Aurelia.
    Sie war ein Geschenk.
    Nein, kein Geschenk der Götter, sondern ein Geschenk im wörtlichen, pragmatischen Sinn. Militärpräfekt Renna, der seine Beförderung auf den exaltierten Posten nicht zuletzt seiner Unterstützung Rheinbergs zu verdanken hatte, hatte sich nicht nehmen lassen, Dankbarkeit zu zeigen. Von einem der angesehensten Sklavenhändler des Reiches hatte er eine ideale Sklavin für seinen Freund Rheinberg erworben: schön, jung, gebildet und natürlich sehr gehorsam und gut erzogen. Aurelia war als Sklavin geboren worden und in ihren Vorfahren war so ziemlich alles vertreten, was das Römische Reich zu bieten hatte. Ihr Vater war ein aus Dakien stammender Sklave gewesen, die Mutter eine Sklavin aus Persien. Den Vater hatte sie nie kennengelernt – er war noch vor ihrer Geburt verkauft worden –, doch ihre Mutter hatte ihr von den eigenen Vorfahren erzählt, die aus noch abenteuerlicheren Ecken des Weltkreises stammen sollten. Aufgewachsen im Haushalt eines römischen Beamten, waren ihre Intelligenz und Schönheit früh entdeckt und gefördert worden. Als ihr Besitzer in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, musste er seinen wertvollsten Besitz zu Geld machen, um die Schuldeneintreiber zufriedenzustellen. Aurelia hatte zu den wertvollsten Gütern gehört und war dementsprechend verkauft worden, gerade zu dem Zeitpunkt, als Renna nach »etwas Passendem« für Rheinberg Ausschau zu halten begonnen hatte.
    Aurelias Gesichtszüge zeigten den persischen Einschlag ihrer Mutter, schmalen Knochenbau, mandelförmige, braune Augen. Die schlanke Gestalt war wohlproportioniert und mit ihren zweiundzwanzig Jahren war sie zwar gute fünf Jahre jünger als Rheinberg, hatte aber ihr gesamtes bisheriges Leben vor allem das getan, was sie beim Verkauf neben ihren körperlichen Vorzügen so wertvoll gemacht hatte: gelernt.
    Sie sprach und schrieb Latein und Griechisch und sprach den persischen Dialekt ihrer Mutter fließend. Sie konnte Rechnen und hatte Lektionen in Lagerhaltung und Haushaltsführung erhalten. Sie besaß ein beeindruckendes organisatorisches Talent, was selbst der alte Felix neidlos anerkennen musste. Sie wurde früh mit der Verwaltung

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