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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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auch größerer Geldmittel beauftragt und hatte eine Hand fürs Wirtschaften. Bei den Einkäufen für das Haus ging sie mit fast militärischer Strategie vor und schien damit das Budget des Heermeisters so effizient zu nutzen, wie dieser es selbst niemals geschafft hatte. Ohnehin hatte er sich seit seiner Ankunft in dieser Zeit kaum um Finanzen gekümmert. Es schien, als sei dies durch die Ankunft der Aurelia auch gar nicht mehr notwendig.
    Das war immer noch nicht irritierend. Es war entlastend. Rheinberg schätzte es nicht, eine persönliche Sklavin zu besitzen. Felix und die anderen Bediensteten des Hauses waren Besitz des Staates, sie aber gehörte allein ihm. Renna wusste wohl, warum er das getan hatte. Wollte er Rheinberg testen? Aurelia, als sein Besitz, konnte sich ihm in nichts widersetzen. Bei allen moralischen und ethischen Überzeugungen war Rheinberg immer noch ein junger Mann. Er hatte Renna für das Geschenk gedankt, aber gleichzeitig klargemacht, dass er der Frau die Freiheit zu geben gedachte, sobald sich eine günstige Gelegenheit dafür ergab, die den Militärpräfekten nicht beleidigte. Renna hatte verständnisvoll genickt und es ihm überlassen. Sie sei ja jetzt sein Eigentum, er könne mit ihr anstellen, was er für richtig halte.
    Da begann die Irritation.
    Zum einen war Aurelia eine Schönheit. Zum zweiten war sie gehorsam und folgsam. Und zum dritten ertappte Rheinberg sich dabei, wie er die Entscheidung, ihr die Freiheit zu geben, wieder und wieder aufzuschieben begann.
    Und wenn er darüber nachdachte, fand er zu seiner allergrößten Irritation heraus, dass der Grund für sein zögerliches Verhalten so offensichtlich war, wie er nur sein konnte: Er wollte nicht, dass Aurelia ihre Freilassung zum Anlass nahm, das Haus zu verlassen.
    Ihn zu verlassen.
    Rheinberg dachte genau darüber nach, als er an diesem Abend sein Anwesen betrat und sich müde umsah. Jeden Abend das gleiche Ritual: Die Sklaven nahmen ihm den schweren Mantel ab, brachten ein Tablett mit gekühltem Wein, wiesen ihn darauf hin, dass das Abendmahl gerichtet sei, und fragten, ob er besondere Wünsche habe. Er nahm all dies mit der gleichen geistigen Abwesenheit zur Kenntnis wie immer und wusste, dass er insgeheim nur nach Aurelia Ausschau hielt. Diese würde unweigerlich auftauchen, wenn er sich zum Abendmahl hingesetzt hatte. Er saß, lag nicht. Die römische Angewohnheit, liegend zu essen, hatte er sich nicht aneignen können. War er eingeladen, ließ es sich nicht vermeiden, aber dies war sein Haus und seine Sklaven kümmerte es nicht.
    Er hätte sie jeden Abend rufen können, ihn zu begrüßen. Seine Scheu, den eigenen Willen durchzusetzen, war wenig verwunderlich. Was hätte sonst deutlicher gemacht, dass er der Herr und sie sein Besitz war? So wahrte er den Schein ihrer Unabhängigkeit, den er brauchte, um nicht dauernd darüber nachzudenken, warum er nicht zum Magistrat ging und sogleich ihre Freilassung dokumentieren ließ, ihr ein großzügiges Handgeld auszahlte oder, noch besser, eine angemessene Stellung verschaffte, die ihren Fähigkeiten entsprach. Und so belog er sich selbst. Er wusste es und doch agierte er dabei so hilflos wie alle …
    … verliebten Jungs.
    Rheinberg hob den Kelch vom Tablett, das ihm von einem schweigsamen Bediensteten gereicht wurde, und nahm einen Schluck. Ein anderer Sklave reichte ihm eine Schüssel mit warmem Wasser und ein Handtuch. Er reinigte sich Hände und Gesicht. Das Wasser war angenehm parfümiert. Das Handtuch noch in den Händen, schlenderte er entspannt durch das Atrium bis in den Speiseraum, der durch Öllampen schwach erhellt war. Rheinberg erinnerte sich daran, dass Dahms bei Ravenna an der Erzeugung von Elektrizität und der Konstruktion von Bogenlampen arbeitete, eines der zahlreichen Projekte des umtriebigen Ingenieurs. Er ermahnte sich selbst, beizeiten nach dem Fortschritt in diesen Bemühungen zu fragen. Die Öllampen stanken und ihr Licht war schwach. Immerhin vertrieben sie im Sommer lästige Insekten. Manchmal aber vertrieben sie auch den Hausherrn und das war wohl nicht ganz Sinn der Sache.
    Er räusperte sich, als er sich vor dem gedeckten Tisch niederließ. Am Anfang hatte Felix, der auch jetzt im Hintergrund darauf wartete, ob sein Herr einen Wunsch hatte, noch Tischmusik aufspielen lassen. Rheinberg, der den ganzen Tag über geredet und zugehört hatte, von vielen Menschen bedrängt worden war und selbst viele Menschen hatte bedrängen müssen, hatte genug

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