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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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    Godegisel kommentierte das nicht. Er kam aber nicht umhin, dem alten Mann recht zu geben. Gegen die vereinte römische Armee hätten die Goten keine Chance gehabt. Es wäre eine blutige Schlacht geworden, aber am Ausgang hätte es keinen Zweifel gegeben.
    »Maximus will das Reich durch einen Bürgerkrieg zerreißen. Mein Bruder Valentinian hat immer wieder vor dieser Möglichkeit gewarnt und alles getan, um derlei zu verhindern. Er übergab mir den Osten, wohl wissend, dass sein Sohn Gratian den Westen erben würde. Meine Aufgabe als Gratians Onkel wäre es gewesen, meinen Neffen zu beschützen und anzuleiten, anstatt ihn durch meine Unvorsichtigkeit und Überheblichkeit dermaßen im Stich zu lassen .«
    Valens schüttelte betrübt den Kopf.
    »Nein, Godegisel«, sagte er leise. »Ich habe keine so sonderlich gute Figur abgegeben. Ich bin es nicht wert, dass an dem Tag, an dem du mich gefunden hast, Zenturio Alchimio und seine Männer gestorben sind. Ich habe sie genauso verraten, wie ich meinen Neffen verraten habe .«
    Der Exkaiser hatte gesehen, dass sich Godegisel bei der Nennung des Namens versteift hatte. Alchimio war durch das Schwert der Goten gefallen, wie alle verbliebenen Soldaten von Valens’ Leibgarde.
    Valens hob eine Hand.
    »Keine Vorwürfe, junger Mann. Ich sagte doch, ich nehme die Schuld auf mich. Du hast getan, was zu tun war. Wäre ich an deiner Stelle gewesen und bei klarem Verstand, hätte ich nicht anders gehandelt. Alchimios Blut klebt an meinen Händen, viel mehr davon als an deinen .«
    Godegisel wusste nichts zu entgegnen. Er hatte bereits in früheren Gesprächen versichert bekommen, dass der ehemalige Kaiser ihm nichts nachtrug, aber in diesem Zusammenhang hatte er es noch nicht bekräftigt. Worauf wollte der alte Mann hinaus?
    »Jetzt fragst du dich sicher, warum ich dir das alles erzähle, oder ?« , fragte Valens weitsichtig. »Das ist ganz einfach. Wenn ich das richtig gesehen habe – und sollte ich mich irren, dann verzeihe meine forschen Worte bitte bereits jetzt –, dann bist du über die Pläne des Maximus genauso wenig begeistert wie ich. Ich frage dich: Hast du eindeutige Befehle der Deinen, Maximus’ Anweisungen zu befolgen und ansonsten nur hier zu sitzen und einen alten Trottel wie mich nicht an Einsamkeit verenden zu lassen ?«
    »Mein Befehl war, Euch dem Maximus zu bringen und dann nach Gutdünken, aber immer das Wohl meines Volkes im Sinne, zu handeln. Offiziell kann ich keine Funktion innehaben, denn mit dem Vertrag von Thessaloniki ist die gotische Nation, soweit es die Überlebenden der Schlacht betrifft, erloschen .«
    Valens nickte. »Ja, sehr schlau. Loyale römische Bürger sind wir nun, nicht wahr ?« Er stieß ein leises, meckerndes Gelächter aus.
    »Ich bin mir über den Grad der Loyalität und seine Ausrichtung nicht völlig im Klaren«, gab Godegisel zu. Valens sah ihn mit verengten Augen an, presste die Lippen aufeinander. Dann stellte er seinen Kelch zur Seite und beugte sich in verschwörerischer Haltung vor.
    »Ich habe darüber nachgedacht. Meine Loyalität ist klar. Sie gilt Rom. Sie gilt dem rechtmäßigen Kaiser. Beides habe ich einmal verraten und mich dabei gleich selbst. Ein zweites Mal wird mir dieser Fehler nicht unterlaufen .«
    »Was habt Ihr im Sinn ?«
    »Ich möchte von hier verschwinden und das so schnell wie möglich. Wir werden hier nur schwach bewacht, eher … beobachtet, will ich meinen. Es sollte uns gelingen, vor allem bei diesem Wetter, im Schutze der Dunkelheit zu entwischen, einen Fischer hinreichend zu bestechen und nach Gallien überzusetzen, um flugs zum Hofe zu reisen und Gratian über die Ziele und das Ausmaß der Verschwörung in Kenntnis zu setzen.«
    »Uns? Wir?«
    Valens blickte zu Boden. »Ich bin alt und wahrscheinlich nicht auf der Höhe meiner Kräfte«, sagte er leise. »Ich benötige Hilfe. Alleine schaffe ich es nicht. Was denkst du, Gote? Willst du zurück in Richtung Heimat oder hier weiter die Zeit totschlagen – wohlmöglich noch Jahre, je nachdem, wann die Verschwörer nun zuzuschlagen gedenken ?«
    Der junge Mann wandte seinen Blick von Valens ab, starrte wieder in den diesigen, britannischen Tag und erinnerte sich seiner Gedanken, die er eben noch gewälzt hatte. Er erkannte mehr und mehr, dass der Vorschlag des ehemaligen Kaisers seine Probleme am ehesten zu lösen imstande war. Und hatte der Richter den Gefangenen nicht seiner Obhut übergeben? Godegisel ertappte sich dabei, wie die Aussicht,

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