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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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diese regnerische Insel verlassen zu dürfen, ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht zauberte.
    Valens deutete diese Regung richtig. Er lehnte sich wieder zurück und klatschte in die Hände.
    »Einen Fischer bestechen, ja ?« , sagte Godegisel nun, verließ seinen Platz am Fenster und setzte sich zu Valens. »Womit genau?«
    Valens lächelte. »Nun, ich habe sicher kein Gold bei mir. Und da meine freundlichen Gastgeber für alle meine Bedürfnisse sorgen, haben sie es auch nicht für nötig befunden, mich mit eigenen Mitteln auszustatten. Aber sei ehrlich: Dein Richter hat dich ganz ohne Geld auf den Weg geschickt ?«
    »Dieser Weg war weit. Und meine Männer brauchten auch noch etwas für den Rückweg .«
    Die Tatsache, dass Godegisel seine gotischen Begleiter in Gallien zurückgeschickt hatte, war im Nachhinein betrachtet ein Fehler gewesen.
    Valens nickte verstehend. »Als selbstloser Anführer, um das Wohl Eurer Männer besorgt, hast du ihnen alles Geld überlassen .«
    »Nun …«
    »Nein?«
    »Nicht ganz.«
    »Was ist dir geblieben ?«
    »Zehn Solidi.«
    »Ah, Gold. Für zwei davon wird uns jeder Fischer übersetzen, für einen dritten möglicherweise sogar eine Weile den Mund halten .«
    Valens sah Godegisel lauernd an. Der junge Mann kratzte sich am Kopf. Dann grinste er.
    »Besser, als hier herumzusitzen und philosophisch zu werden, nicht wahr ?« , sagte er schließlich.
    »Philosophie führt zur Schwermut«, erklärte Valens bestimmt.
    Godegisel sah ihn forschend an. »Wer aber sagt mir, dass Ihr nicht in Kürze wieder in jene versinkt und nicht mehr ansprechbar erscheint, Euch möglicherweise gar nicht mehr an unseren Plan erinnern werdet ?«
    »Ich. Selbst, wenn ich abwesend erschien, so war ich doch hellwach. Und für unsere Bewacher will ich diesen Eindruck noch eine Weile pflegen. Aber im Geheimen, lasst uns unsere Vorbereitungen treffen. Hier, ich fange sogleich an: Ich habe einen genauen Plan der Standorte und der Wachzyklen aller Soldaten erstellt, mit denen wir in den letzten Wochen zu tun hatten .«
    Valens zog ein Dokument hervor. Godegisel machte große Augen.
    Der Exkaiser hatte nicht gelogen. Er war aufmerksamer und wacher gewesen, als es selbst Godegisel erwartet hätte. Und er hatte seinen Vorschlag und dessen Ausführung von langer Hand geplant.
    Godegisel beugte sich über das Papier.
    Spätestens jetzt war er Feuer und Flamme.
    Und er schwor sich, nie wieder einen römischen Kaiser zu unterschätzen …

Kapitel 18
     

    Rheinberg hatte einen Palast.
    Ein anderes Wort fiel ihm nicht ein, als er diesen Abend, bei einbrechender Dunkelheit, in das Refugium zurückkehrte, das man ihm als Heermeister des Reiches in Trier zugewiesen hatte. Das weitläufige Anwesen bestand aus einem Haupthaus und einigen Nebengebäuden und war nach Ansicht Rheinbergs mit dem bloßen Begriff »Stadtvilla« nur unzureichend beschrieben. Für ihn war es ein Palast.
    Es war keinesfalls so, dass er in seinem bisherigen Leben schlechte Unterkünfte gewohnt gewesen war. Sein Vater hatte es zu bescheidenem Wohlstand gebracht und seiner Familie ein schönes, kleines Haus gebaut, in dem Rheinberg, bevor er zur Militärakademie geschickt wurde, sogar ein eigenes Zimmer bewohnt hatte. Später, im Rahmen seiner militärischen Laufbahn, hatte er nach bestandener Prüfung die Privilegien einer Offiziersunterkunft genossen, immer etwas besser und geräumiger als die der weniger hochrangigen Kameraden. Nie luxuriös und groß, aber immer ausreichend, vor allem für Rheinberg, dem Selbstdisziplin und Bescheidenheit von frühester Kindheit an eingebläut worden waren.
    Dies aber war ein Palast.
    Der Hausvorsteher, das Faktotum, hieß Felix und war ein alter, ehrwürdiger Mann, der den Haushalt organisierte und dafür zu sorgen hatte, dass es einem hochgestellten Herrn an nichts fehlte. Rheinberg fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart. Das lag nicht an Felix selbst, der die Zuvorkommenheit und Höflichkeit in Person war, von sanftem Auftreten, immer aufmerksam, freundlich, dienstbeflissen. Es hing sicher damit zusammen, dass Felix ein älterer Herr war, distinguiert, mit einem gepflegten, weißen Backenbart, eine ehrwürdige Erscheinung, die unwillkürlich Respekt hervorrief – ein Respekt, der ihm von den anderen, sehr zahlreichen Bediensteten auch entgegengebracht wurde. Wenn Rheinberg nicht zu Hause war, führte er das absolute Kommando.
    Es hing aber vor allem damit zusammen, dass Felix ein Sklave war. Sklave seit Geburt. Im

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