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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sich zu treffen. Als Besitz eines anderen kann dies nur eine Illusion sein, begrenzt durch die Willkür dessen, der diesen Besitz ausübt .«
    »Trefft Ihr eigenständige Entscheidungen für Euch selbst ?«
    »Ja.«
    »Der Kaiser befiehlt Euch nichts? Oder damals, vor der Zeitenwanderung, Euer Herr in der fernen Zukunft?«
    Es war bemerkenswert, wie elegant Aurelia die Dialektik der Zeitreise in einem Satz zusammenzufassen vermochte.
    »Doch, ich befolge diese Befehle .«
    »Und die Männer Eurer Mannschaft? Sind sie Euch nicht in allem absolut unterworfen und wird jede Gegenrede hart bestraft, jeder Ungehorsam sofort geahndet ?«
    »Das ist wahr .«
    »Also widerspricht Euer Leben in jeder Hinsicht der Natur des Menschen .«
    Rheinberg presste die Lippen aufeinander. Dann schüttelte er erneut den Kopf.
    »Nein, denn es gibt einen wichtigen Unterschied .«
    »Welchen?«
    »Ich habe die Wahl. Ich kann die Dienste des Kaisers jederzeit verlassen, meinen Abschied nehmen, etwas Gold zur Seite schaffen und mir irgendwo einen Bauernhof kaufen oder einen kleinen Küstensegler, ein neues Leben beginnen. Ich hätte auch nicht in die Dienste meines Kaisers eintreten müssen, ich wurde nicht dazu gezwungen. Ich tat es auf freien Stücken .«
    »Tatet Ihr es nicht, um Eurem Vater zu gefallen? Wart Ihr ihm nicht in allem gehorsam ?«
    Diese Frau, so befand Rheinberg, hörte viel zu gut zu und hatte ein viel zu gutes Gedächtnis. Er musste im Verlaufe der Wochen einiges über seine persönliche Vergangenheit geäußert haben, und offensichtlich hatte sie nicht ein Wort vergessen.
    Unangenehm.
    »Ich wollte ein gehorsamer Sohn sein«, gab Rheinberg zu. »Aber es hätte auch anders gehen können. Meine Schwester Helga etwa hat sich dem Willen meiner Eltern widersetzt und einen Werftarbeiter geheiratet, dessen politische Ansichten meinem Vater nicht gefielen – um es vorsichtig auszudrücken .«
    Erinnerungen an Helga und ihren Mann Karl erfüllten ihn für einen Moment. Er vermisste seine Schwester. Es gab sogar Augenblicke, in denen er Karl vermisste, da er ihn an seine Heimat erinnerte, wenngleich an die eher unerfreulichen Aspekte. Was wohl aus dem Krieg geworden war – oder werden würde? Rheinberg stellte fest, dass er mit der Dialektik der verschiedenen Zeitebenen offenbar weitaus größere Probleme hatte als Aurelia.
    »Nein, du verwirrst mich nicht«, fuhr er entschieden fort, als Aurelia erneut einen Einwand vorbringen wollte. »Ich habe immer unter Zwängen agiert, aber ich hatte immer die Wahl, mich diesen zu entziehen. Einer Sklavin aber bleibt nur die Wahl der Flucht, worauf der Tod steht, oder der Tod selbst .«
    »Es bleibt die Flucht nach innen .«
    Rheinberg sah sie verständnislos an.
    »Kein Herr kann meine Gedanken kontrollieren. Ich kann dort völlige Freiheit erleben .«
    Rheinberg hob abwehrend die Hände.
    »Das ist Sophisterei«, erklärte er bestimmt. »Eine Ausrede, eine Illusion. Die Freiheit des Menschen äußert sich in seiner Beziehung zur realen Welt, nicht zur Fantasie seiner Vorstellungskraft. Freiheit bedeutet, dass wir das, was die Welt uns bietet, benutzen, um daraus etwas zu erschaffen, was uns dient – auf welche Art auch immer. Und daraus ergeben sich grundsätzliche Rechte, wie das Recht auf Eigentum .«
    »Ich bin Eigentum .«
    »Aber ich verletze dein Recht, indem ich dich besitze. Du hast kein Eigentum. Wie kann ich ein Recht haben, das sich darauf stützt, dass ich es dir vorenthalte? Das wäre unmoralisch .«
    Aurelia sah Rheinberg einen Moment an und seufzte.
    »Was für eine Konsequenz zieht mein Herr also daraus ?«
    »Dein Herr zieht die Konsequenz, die er von Anfang an hätte ziehen sollen .«
    »Er verstößt mich ?«
    »Ver…?«
    Rheinberg fehlten die Worte, was, wie er einräumen musste, ihm in Aurelias Gegenwart viel zu häufig geschah.
    Er holte tief Luft.
    »Verstoßen ?« , fragte er noch einmal.
    »Ja.«
    »So siehst du das ?«
    »Ja.«
    »Möchtest du nicht die Freiheit ?«
    »Ich erkenne keinen Unterschied zwischen Freiheit und Sklaverei. Mir geht es gut .«
    »Aber nur, weil du bisher Glück mit deinen Besitzern hattest.«
    Aurelia nickte.
    »Was wäre passiert, wenn du beim Verkauf deines vormaligen Besitzers nicht über Renna an mich geraten wärest? Nehmen wir an, ein gieriger alter Mann hätte dich erworben, ein ungnädiger, selbstsüchtiger Herr. Er hätte begonnen, dich für jede Nichtigkeit zu schlagen und immer, wenn es ihm danach gelüstete, …«
    Rheinberg

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