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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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erhob sich.
    »Ich bin müde. Morgen nehme ich dich mit zum Magistrat. Du erhältst von mir ein Handgeld, eine großzügige Summe, und wenn es dein Wunsch ist, werde ich mich nach einer Anstellung, gerne auch bei Hofe, für dich verwenden. Überlege es dir in Ruhe. Ich werde dich auch nicht von heute auf morgen aus dem Haus werfen. Du hast da nichts zu befürchten. Ich lege mich jetzt zur Ruhe .«
    Aurelia nickte nur, das fein geschnittene Gesicht sehr nachdenklich.
    Rheinberg ging.
    Er forschte in sich hinein. Fühlte er sich jetzt besser? Erleichtert? Beschämt? Wehmütig?
    Das wurde ihm nicht klar.
    Er würde wohl doch noch einen Becher Wein trinken.
    Oder zwei.

Kapitel 19
     

    »Dieser Bengel lässt einfach keine Ruhe !«
    Köhler stieß einen Fluch aus und stupste Neumann an, der in der Koje über ihm schnarchte. Sie waren beide spät ins Bett gekommen, als sich die Suche nach dem jungen Marcellus als sinnlos erwiesen und man daher beschlossen hatte, auf das Tageslicht des kommenden Morgens zu warten. Köhler war wütend und frustriert zu Bett gegangen, und in dieser Stimmung wachte er auch auf, als ihn die groben Hände der Schiffswache aus seinem viel zu kurzen Schlaf rissen.
    »Was soll das bedeuten ?«
    Der römische Soldat ließ von Köhler ab. Dann schwangen sich zwei haarige Beine direkt vor dem Gesicht des Hauptbootsmannes aus dem Stockbett. Unterdrücktes Gemurmel von oben zeigte, dass auch der Arzt sich seine Nachtruhe anders, vor allem ausgiebiger vorgestellt hatte.
    »Der Trierarch bat mich, Euch zu wecken«, sagte der Soldat entschuldigend. »Da ist ein Junge, ein Hafenjunge, der steht am Pier und will unbedingt an Bord. Wir wollten ihn abwimmeln, aber er besteht darauf. Africanus meinte, er wisse vielleicht etwas über Marcellus, und lässt ihn gerade in die Kajüte des Trierarchen bringen. Ich sollte Euch wecken .«
    Jeder Ärger war sofort verflogen. Köhler streifte sich ein Hemd über und stopfte es sich in die Hose, als Neumann sich zu Boden gleiten ließ und ihm nur zunickte. Der Bootsmann eilte hinter dem Soldaten ans Achterdeck der Valentinian, wo die Konstrukteure des Schiffes die Unterkunft des Trierarchen eingebaut hatten.
    Als sie den Raum betraten, fanden sie Africanus bereits vor, ähnlich müde, aber mit einem aufmerksamen Glänzen in den Augen. Vor ihm stand ein Junge, in etwa von Marcellus’ Alter, kräftig, offenbar eines der zahlreichen obdachlosen Kinder, die am Hafen lebten und sich mit Gelegenheitsjobs oder Taschendiebereien durchs Leben schlugen. Als Köhler eintrat, warf sich der Junge vor ihm auf die Knie. Köhler griff mit einer seiner mächtigen Hände nach ihm und zog ihn mit einer kräftigen Bewegung wieder auf die Beine.
    »Hier wird nicht gekniet«, grummelte er.
    »Er heißt Josaphat. Er wollte unbedingt dich sprechen«, erzählte Africanus lächelnd.
    »Mich?« Köhler kniff die Augen zusammen. Der Junge war erkennbar am Ende seiner Kräfte. Köhler zog ihn zu einem Stuhl und setzte ihn drauf. »Du kennst mich ?«
    »Nein, ja, nein – Marcellus hat mir von Euch erzählt, Herr .«
    »Marcellus. Du bist ihm begegnet ?«
    »Wir waren … unterwegs. Ich habe ihm die Stadt gezeigt .«
    Köhler unterdrückte einen Fluch. Jungs. Er wäre jetzt noch wütender, wenn er nicht genau wüsste, dass er selbst in diesem Alter noch viel schlimmere Dinge angestellt hatte.
    »Wo ist Marcellus ?«
    Und dann sprudelte es aus dem Jungen heraus. Ihr gemeinsames Essen in der Taverne und das seltsame Verhalten seines neuen Freundes. Dann, wie sie in der Gasse, bereits auf dem Heimweg, aufgegriffen worden waren. Josaphat hatte ein bemerkenswertes Gedächtnis für Namen und Gesichter, was wahrscheinlich in seiner Situation überlebenswichtig war. Als er mit seiner Schilderung fertig war, wusste Köhler mehr, als ihm lieb war.
    »Tennberg!«
    Neumann, der zur letzten Hälfte von Josaphats Schilderungen dazugestoßen war, sprach den Namen wie ein Schimpfwort aus.
    »Was will der Verräter hier ?« , stellte Africanus die logische Frage.
    »Er ist sicher nicht auf eigene Rechnung unterwegs«, mutmaßte Köhler. »Er lebt, das ist erstmal eine wichtige Information. Das heißt, auch von Klasewitz wird wohl noch aktiv sein. Und die Tatsache, dass er sich in Alexandria aufhält, lässt zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder verbirgt er sich hier mit seinem Herrn und Meister oder er ist hier, um Unfrieden zu stiften – etwas liegt in der Luft .«
    »Wenn die Schilderung des Jungen zutrifft«,

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