Kaiserkrieger: Der Aufbruch
nachlässig und leichtsinnig, aber noch nicht völlig verblödet .«
»Kann man einbrechen ?«
Africanus schürzte die Lippen. »Es sind massive Holztüren. Hier gibt es viele Diebe auf nächtlichem Raubzug. Die großen Lagerhäuser sind stabil gebaut und fest verschlossen, mit dicken Riegeln und Eisenschlössern. Der größte Feind ist hier das Feuer, aber das braucht zu lange und ist kaum kontrollierbar. Und wir würden einen ziemlichen Lärm veranstalten. Die Feuerwache wäre sofort zur Stelle. Die Männer sind sehr aufmerksam .«
»Nein, wir konzentrieren uns auf den Vordereingang. Wie schalten wir die drei Wachen aus, ohne dass sie Alarm schlagen ?«
»Messer !« , sagte Africanus sofort und machte die charakteristische Handbewegung von links nach rechts über seine Kehle.
»Sie werden merken, wenn sich unsere Leute anschleichen. Zwei sind offenbar nicht betrunken«, gab Behrens zu bedenken.
»Dann unsere beiden Bogenschützen«, sagte Africanus. Zwei seiner Männer hatte er genau wegen dieser Begabung ausgewählt. Sie hielten sich im Hintergrund bereit.
»Zwei Bögen heißt im besten Falle zwei Tote«, kritisierte erneut Behrens.
»Wir schalten erst die beiden Nüchternen aus. Wir warten, bis der Trinker seine Amphore intus hat. Wenn seine Kameraden fallen, wird er mit etwas Glück spät reagieren oder erst gar nicht begreifen, was los ist. Dann ist genug Zeit, auch ein paar Pfeile in ihn zu versenken .« Africanus grinste. »Die Lage ist günstig. Sie stehen alle drei im Licht. Meine Männer können in Ruhe zielen und das in idealer Reichweite. Es kann gar nichts schiefgehen .«
»Das aus dem Mund eines Offiziers und mir läuft jedes Mal ein kalter Schauer den Rücken hinunter«, murmelte Behrens kaum hörbar.
Köhler konnte ihn gut verstehen, aber es war für die derzeitigen Umstände der beste Plan. Er nickte Africanus zu.
Die beiden Schützen waren sofort in Stellung. Ihnen wurde geheißen, sich Zeit zu lassen. Das passte gut, denn der Trinker nahm noch einen langen Schluck aus der Amphore, bis er sie fast senkrecht über seinen Mund hielt. Dann ließ er sie mit einem lauten Rülpsen, das über den ganzen Platz hallte, wieder sinken. Als ob dies der Befehl gewesen sei, lösten die Bogenschützen die beiden Pfeile von der Sehne.
Einer traf mitten in die Brust. Der Mann kam nicht einmal mehr dazu, die Arme zu heben, um in einer instinktiven Reaktion den Pfeil zu umklammern. Er fiel wortlos zu Boden.
Der andere traf ebenfalls sein Ziel – aber nur in der Schulter. Der Wachmann hatte sich im letzten Augenblick zur Seite gedreht. Es kam, wie es kommen musste: Er stieß einen lang gezogenen, hohen Schmerzensschrei aus. Dann hatten die beiden Schützen bereits nachgelegt: Ein weiterer Pfeil fällte den Verletzten endgültig und der Betrunkene, der offenbar gar nicht verstanden hatte, was vorgefallen war, starb ebenfalls schnell.
Jetzt galt es, keine Zeit mehr zu verlieren.
Sie sprangen auf wie ein Mann. Keine Befehle waren nötig, alles Wichtige war abgesprochen. Africanus war als Erster bei der Tür, prüfte den Riegel. Sie war unverschlossen.
Er zögerte nicht, stieß die Tür auf, drang ein. Köhler folgte ihm dichtauf, die Pistole gezogen, dann Forstmann, Behrens, alle mit der Waffe im Anschlag. Es war dunkel in der Lagerhalle, aber man sah, dass in der Mitte des großflächigen Raumes Licht flackerte. Große Transportkisten, gebundene Ballen, verstellten den direkten Blick.
In beide Richtungen.
»Was ist da los, Titus ?« , brüllte eine Stimme.
Africanus holte tief Luft.
»Mir ist eine blöde Kiste auf die Füße gefallen !« , brüllte er zurück.
»Idiot!« Gelächter erklang.
Die Männer nickten sich zu, gingen vorwärts, die Deckung weidlich ausnutzend. Dann erhaschte Köhler einen ersten Blick. Auf einer freien Fläche drei Ständer mit Öllampen. Einige in Mäntel eingewickelte Gestalten, schlafend.
Marcellus, auf einen Stuhl gebunden. Er blutete aus der Nase, das Gesicht war angeschwollen. Er atmete, das war zu erkennen, doch bei Bewusstsein war er nicht.
Heißer, überwältigender Zorn stieg in Köhler auf. Er fühlte, wie seine Waffenhand zu zittern begann, spürte die Versuchung, hier und jetzt all diese Männer mit gezielten Schüssen zu Boden zu strecken. Dann legte Behrens ihm die Hand auf den Unterarm.
»Ruhig«, formten seine Lippen lautlos. Anschließend zeigte er auf eine der Gestalten. Der Schlafende hatte ihnen sein Gesicht zugewandt.
Köhler gestikulierte zu
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