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Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Kaiserkrieger: Der Aufbruch

Titel: Kaiserkrieger: Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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Marcellus seitlich unter die Schultern und die Kniekehlen und hob ihn hoch. Der Junge stöhnte leise auf, doch lag dann komfortabel in den mächtigen Armen des Unteroffiziers.
    Neumann sah Marcellus lächelnd an. »Das wird wieder. Du warst tapfer. Trierarch Rheinberg wird dir einen Orden verleihen .«
    Marcellus schüttelte den Kopf. »Ich habe Magister Dahms enttäuscht. Er hat mir gesagt: ›Keine wilden Abenteuer.‹ Und jetzt das hier .«
    »Wenn Dahms motzt, hört er was von mir«, sagte Köhler mit belegter Stimme. »Du hast für uns Tennberg entdeckt. Das ist in Gold nicht aufzuwiegen. Ordentliche Arbeit.«
    Marcellus nickte tapfer, dann sah er Köhler fragend an. »Ich darf wirklich nicht mit nach Aksum? Ich habe mich doch bewährt !«
    Köhler grinste. Der junge Mann war schnell.
    »Du hast eine wichtigere Mission. Tennberg, die anderen Gefangenen und die Neuigkeiten, die mit ihnen zu tun haben, müssen so schnell wie möglich nach Trier. Die Valentinian bricht morgen früh auf, mit Volldampf .«
    Forstmann konnte sich nicht beherrschen und stieß ein Schnauben aus.
    »Du wirst mitkommen. Rheinberg wird Fragen haben. Und du musst gesund werden. Ich bringe dir was aus Aksum mit. Hast du einen besonderen Wunsch ?«
    Marcellus lächelte. Müdigkeit, die Schmerzen und der Branntwein forderten ihren Tribut. Sein Blick verschleierte sich. Doch er öffnete den Mund und antwortete noch, eher er einschlief:
    »Schildpatt. Ein Messer mit einem Griff aus Schildpatt. Wie eine der berühmten Stelen.«
    Köhler warf Neumann einen Blick zu. »Was Sie dem Jungen auch für Ideen in den Kopf setzen .«
    Der Arzt lächelte ungeniert. »Sie haben gefragt, das war die Antwort. Er hätte ja auch um eine hübsche aksumitische Sklavin bitten können .«
    Köhler grunzte.
    Mit seiner schlafenden Last auf den Armen machte er sich auf den Weg zum Schiff.

Kapitel 20
     

    »Es ist so weit .«
    Godegisels Stimme war kaum zu hören, als er dem schlafenden Valens ins Ohr flüsterte. Eine einsame Talgkerze erhellte das Schlafgemach des ehemaligen Kaisers nur schwach. Sie wollten die Wachen nicht frühzeitig auf sich aufmerksam machen.
    Es war kurz nach Mitternacht, und draußen lag ein dichter Nebel über der Landschaft. Das hatte Vor- und Nachteile, und Godegisel dachte noch einmal darüber nach, als er dem älteren Mann aufhalf und ihm dabei assistierte, sich für die Flucht vorzubereiten.
    Der Nebel würde die Sicht der Wachen sehr beschränken. Godegisel traute sich zu, den Weg bis zur Straße auch ohne gute Sicht zu finden, er war ihn in den letzten Tagen immer mal wieder entlangspaziert. Markante Steine, besonders krumm gewachsene Bäume, alles hatte er sich eingeprägt. An manchen Stellen hatte er mit weißem Kalkstein Markierungen angebracht. Doch, die Straße würden sie erreichen.
    Der Nebel würde aber auch jedes Geräusch, das sie machten, weit tragen. Ein Flüstern erschien dann wie Gebrüll. Ein Knirschen wie eine Lawine. Hier draußen, fernab der großen Siedlungen, gab es keine anderen, nächtlichen Geräusche, die die ihren überdecken würden. Die gelegentliche Eule, der umherstreifende Fuchs – aber das war es auch schon. Die Wachen, die sich halblaut unterhielten und die Beine vertraten. Nicht umsonst hatten sie sich diese Zeit für ihr Unterfangen ausgesucht: Die Schweinewache, die Zeit in der Nacht, in der jeder Wachsoldat am meisten mit der Müdigkeit kämpfen würde.
    Godegisel sah auf seine Stiefel, fest umwickelt mit Stoffstreifen, um die Schritte zu dämpfen. Auch Valens machte sich bereits an seinen Stiefeln zu schaffen. Alles Metallische, das sie trugen, war ebenfalls in Stoff eingeschlagen oder gepolstert. Das galt auch für sein Schwert, das niemand ihm abgenommen hatte. Nichts durfte klirren oder scheppern. Sie hatten nur diese eine Chance, dessen waren sich beide Männer bewusst. Selbst die Münzen in den Beuteln waren mit Stoffstreifen vermischt worden, sodass sie auch bei schnellen Bewegungen keinen Laut geben würden. Sie hatten, das war zumindest ihre Hoffnung, an alles gedacht.
    Godegisel drängte Valens nicht. Sie mussten gründlich vorgehen. Als der ehemalige Kaiser fertig war, erhob er sich und ließ sich vom Goten kontrollieren. Dann tat er das Gleiche bei dem jungen Mann und dessen Kleidung und Ausrüstung. Erst als beide damit zufrieden waren, dass alles gut gesichert schien, nickten sie sich zu. Ab jetzt, spätestens beim Verlassen des Hauses, kein Wort mehr, nur noch Handzeichen. Beide

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