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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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und mich wie Werra und Fulda schließlich nach ausführlicher Trauformel vor dem Altar zur Weser verschmelzen. Anschließend setzen wir uns gegenseitig unsere reifenprofiligen Verlobungsringe auf, die damit zu Hochzeitsringen aufgewertet werden. Möge das reifige Ringprofil für unendlich viele Kilometer auf dem nun offiziell beginnenden gemeinsamen Lebensweg halten.
    Nach dem Gottesdienst folgen die üblichen Hochzeitsfotositzungen und Fotostehungen sowie die dorfüblichen Rituale und Feierlichkeiten vor und im Saal. Die Brillanz des Abends erreicht ihren ersten Höhepunkt mit der Eröffnung der Tanzfläche durch die engagierte Band: Bei Ganz in Weiß , einem wunderschönen Slowfox, tanzen wir die ersten Schritte in die Ehe.
    Auf unserem Fest tanzen wir uns richtig aus. Endlich sind wir Herr über die Musik! Manch ein Tanz artet in ein Showtanzen aus, weil die Gäste uns lieber zuschauen, als selbst das Parkett zu strapazieren. Aberdas ist mir nur recht. Umso länger können wir zusammen die Tanzfläche weiträumig für viele Folgen und Figuren nutzen.
    Die Feier verläuft planmäßig, herrlich juchzig. Als ich hinterher erfahre, dass es eine Brautentführung geben sollte und diese nur nicht stattgefunden hat, weil mein Gnubbelchen sich weigerte und lieber den lange erwarteten Cha-Cha-Cha mit mir tanzen wollte, gefriere ich kurzzeitig. Solche Art von Scherzen hätte ich nicht verstanden; vermutlich hätte ich sogar die Hochzeitsdekoration verwüstet.
    Fortan nenne ich meine Frau übrigens auch gerne »die Mau« oder schlicht »Mau«, als Anrede, was nichts anderes ist als eine Abkürzung für »meine Frau«.
    Das, was die Menschen mit so merkwürdigen Wörtern wie Flitterwochen oder Honigmond bezeichnen, darf natürlich für mich als Weltenbummler erst recht nicht fehlen. So brechen die Mau und ich nach der Hochzeit auf, um unsere Zeit für uns allein zu genießen. Ein Flugzeug bringt uns dahin, wo ich mich mehr beheimatet fühle als zu Hause: nach Amerika, genauer: in den Südwesten der USA.
    Nach einem langen Flug mit herrlichen Ausblicken auf das Packeis im Norden Amerikas und die Wüsten im Südwesten landen wir auf dem L. A. International Airport, wo wir unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Von dort geht es erst mal nach Hollywood, wo ich 1987 beim YMCA wohnte. So kann ich dieses Abenteuer mit der bereits 1987 getätigten Reise gefühlt verknüpfen.
    Um das Gefühl der Fortsetzung dieser damaligen Reise zu festigen, fahre ich zudem eine ganz bestimmte Straßenkreuzung in der Gegend an, an der eine andere Route endete und an der ich schon einmal gewesen bin. Das ist ein besonderes Ritual. Straßen, die ich schon einmal im Leben gefahren bin, finde ich in der Regel wieder. Und stets ist es so, als sei ich erst gestern dort gewesen.
    Nachdem ich so die Sechserkreuzung von Crescent Drive, Beverly Drive und Sunset Boulevard wiedererkannt habe, muss ich noch die Sechserkreuzung, an der der Beverly Drive sich mit der Lomitas Avenue und dem Canon Drive kreuzt, aufsuchen. Das ist eine meiner Lieblingsstellen in dem riesigen Häusermeer von Los Angeles.
    Nach einem kurzen Stopp geht es auch gleich weiter. Denn unser Flug hatte zwei Stunden Verspätung, und es steht auf dem Plan, noch heute den Yosemite-Nationalpark zu erreichen. Der Tag hat heute 33 Stunden, 24 reguläre und 9 weitere durch die Zeitverschiebung nach Kalifornien.
    Wenn ich in ein fremdes Land fliege, flüchte ich grundsätzlich erst einmal aus den wirren Städten, in denen die Reisen immer beginnen müssen, weil da die Flughäfen sind. Anfang und Ende jeder Flugreise schmerzen wie Geburt und Tod. Vor allem wegen der vielen chaotischen Menschenmassen und nicht selten langen Warteschlangen. Daher brauche ich schnellstmöglich ein Stille und Erhabenheit ausstrahlendes Naturerlebnis. Deswegen die Flucht in einen Nationalpark.
    Und da man dafür auch etwas zu essen braucht, steht vor der ersten Besichtigungstour auch immer der Einkauf von Grundproviant wie Getränken, Obst und Knabberkram auf dem Programm. Und es muss unbedingt ein »Kmart« sein, in dem der erste amerikanische Einkauf getätigt wird. Denn nur in »Kmarts« kenne ich mich aus. Da habe ich 1987 meist eingekauft. Da sich uns einfach kein »Kmart« zeigen will, fahre ich unermüdlich weiter.
    »Warum bloß muss es unbedingt so ein blöder »Kmart« sein?«, fragt mein Gnubbelchen. »Ich habe jetzt Hunger, wir brauchen mal eine Pause!«
    »Wieso Pause? Du hast doch die ganze Zeit Pause. Erst

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