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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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mein Land, den heimischen Garten. Laufe durch die angrenzenden Felder. Bis ich nicht mehr kann und mich niederfallen lasse. »Peeeeeeter!« schreiend folgt mir meine Frau. Womöglich könnte ich ja zur nahegelegenen Bahnlinie unterwegs sein und mich im Affekt vor einen dort vorbeikommenden Zug werfen, wie ich später erfahre.
    Schließlich findet sie mich im Dreck liegend auf dem Stoppelfeld. Ich starre sie an. Wortlos. Meine Sprache ist wie immer in solchen Stresssituationen erstarrt. Ich bin verstummt. Ich finde keinen Zugang mehr zu Worten. Meine Kommunikationsautobahn ist überlastet. Sieist so voll, dass sich keine Worte mehr einfädeln können. Stillstand. Stille.
    Dann durchbricht Martina das Schweigen: »Ich liebe dich!«, sagt sie auf einmal zu mir. Wie immer starre ich ihre Erdbeernase an. Nur das sanfte Säuseln des Windes erhellt das Dunkel der Stille.
    Irgendwann sagt sie: »Peter, du weißt, dass ich es überhaupt nicht mag, wenn man nicht mit mir redet! Wenn du jetzt nicht redest und mir endlich sagst, was los ist, dann …« Weiter kommt sie nicht mehr. Denn: Brutal fädeln sich meine Worte in die verstopfte Kommunikationsautobahn ein:
    »Ich werde es finden. Hier stimmt irgendwas nicht. Ich weiß nicht, was es ist, aber es zerfrisst mich. Die Frustration ist riesengroß, dass mich lebenslang niemand verstehen will!«
    »Dein Verhalten ist nicht zu verstehen!«
    »Waaaaaaarummmmmmm?«, trägt der Wind meine verzweifelnde Stimme fort.
    Wieder Stille. Gläserne Stille. Denn es ist alles wie Glas, das man durchschauen kann, das zwischen dem Innen und dem Außen liegt. Unsichtbar. Ich erinnere mich an einen Vogel, der am Fenster sterben musste. Der wollte da einfach nur langfliegen, aber plötzlich gefror die Luft. Beständig fliege ich gegen etwas, das unsichtbar da ist. Ich begreife es nicht, genauso wenig wie dieser Vogel.
    Niemand ahnt, was wirklich los ist. Die Verzweiflung ist unermesslich gewachsen. Warum will niemand die Intelligenz nutzen, die ich anbieten kann? Früher dachte ich, das läge am Neid, an der Gefährdung von Pöstchen und Positionen anderer. Heute denke ich, da spielt noch etwas ganz anderes, etwas weitaus Tiefgreifenderes eine Rolle. Aber was? Das herauszufinden, dürfte schwieriger sein, als das Aufstellen einer neuen Theorie über den Aufbau des Weltalls oder eine Weiterentwicklung der Plattentektonik. Dies ist schon lange geschehen, doch hören will es keiner, weil ich kein Professor werden konnte und durfte. Weil es im universitären Betrieb vordergründig nicht um die Sache geht, sondern wie anscheinend überall um Menschen. Ich spüre, dass ich dort zukünftig genauer hinschauen muss. Ich spüre, dass dort die Lösung zu finden ist. Aber wie? Und überhaupt was?
    Nachdem all diese Gedanken durch meinen Kopf geturnt sind, sage ich zu meiner Frau:
    »Ich dich auch!«
    »Liebst du mich wirklich?«
    Immer wieder diese elenden, quälenden Fragen: »Was ist Liebe?« – »Liebst du mich wirklich?« Was Liebe wirklich ist, darauf dürfte es keine objektiven Antworten geben. Nur subjektive. Ich werde also niemals erfahren, wie mich meine Frau liebt. Und sie wird niemals erfahren, ob ich sie wirklich auch so liebe, wie sie glaubt und hofft, dass ich sie liebe.
    In die Stille hinein sagt die Mau: »Ich liebe dich wirklich!«
    Ich verbaffe. Dass sie das in dieser Situation so einfach sagen kann! Das ist schon bewundernswert, ich könnte mich im Moment kaum selbst lieben.
    Da durchzuckt mich ein innerer Blitz:
    »Bedingungslos?«, frage ich sie fordernd.
    »Bedingungslos?«, echot sie. »Das ist ganz schön viel, was du da verlangst. Nicht einmal deine Mutter liebt dich bedingungslos. Ich müsste dich also mehr lieben als jeder andere Mensch auf der Welt!«
    »Hmhm!«, bestätige ich kopfnickend.
    »Okay, ich will es versuchen«, flüstert sie. Ein Kuss besiegelt dieses Versprechen.
    Es folgt eine schwere Zeit für mich. Eine Zeit des Begreifens der neuen Situation. Dass anstelle der vollständigen Papamamas, der Omaopas, nur noch die Locken, die Oma, da sein soll. Ich bin viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt, als dass ich noch Platz in meinem Arbeitsspeicher für andere Sachen außer der Mau und der Firma habe. Denn diese Dinge sichern mir die Liebe und das Einkommen. Das Überleben.
    Viele Menschen wollen mir helfen, wobei sie sich leider oft »verhelfen«. Das bedeutet, dass sie es mit ihrer Art, mir helfen zu wollen, nur noch schlimmer machen. Und genau aus diesem Grund lehne

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