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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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ich auch alle Hinweise, doch mal zum Arzt zu gehen, ab. Denn viele Psychiater und Psychologen sind für mich Menschen, die einfach keine Ahnung haben können, wie manche Menschen funktionieren, die zu ihnen kommen. Das habe ich mal gesehen, in einem Film. Der hieß Einer flog übers Kuckucksnest !
    Ich brauche keine Hilfe von Menschen, die mich nicht verstehen können oder wollen, weil sie ihre Sicht der Dinge über mich drüberstülpen und mich dann zerstören würden. Die Hilfe, die ich suche, scheint es nicht zu geben. Jedenfalls nicht ohne diese großen Nebenwirkungen. Das ist übrigens eine der wenigen Meinungen, die die Locken mit mir in dieser Angelegenheit teilt. Zum Glück hat sie mich daher nie zu so einem Menschen gebracht. Und ich will da auch nicht hin. Die stellen dann irgendeine Diagnose, weil sie irgendetwas bei der Krankenkasse abrechnen wollen. Da habe ich leider kein Vertrauen, wenn ich an die vielen Fehldiagnosen denke, die selbst da passieren, wo man es hätte besser feststellen können, wenn man einfach mal genauer hingeschaut hätte, wenn man sich einfach mehr Zeit genommen hätte.
    Ich fühle mich in letzter Zeit immer mehr völlig missverstanden. Das liegt daran, dass die Erwartungshaltung anderer an mein Verhalten mit meinem zunehmenden Alter wächst: »Junge, du bist jetzt keine neunzehn mehr! Langsam müsstest du doch mal …«, höre ich immer wieder.
    Eine Krise jagt die andere. Ich weiß nicht, warum das alles passiert. Alle wollen sie angeblich nur das Beste für mich, doch was das ist, weiß nur ich selber.

Winkel oder Würfel?
    Mittlerweile sind die Pläne zur Schaffung eines eigenen Anwesens der Ruhe weit fortgeschritten. Ende 2003 liegen zwei Entwürfe vor, wie unser Heim, unser »Silencia«, wie wir es nennen, aussehen soll: »Würfel« und »Winkel«. Der Würfel ist ein Entwurf, in dem im Erdgeschoss das familiäre Gemeinschaftsleben stattfinden soll. Dort sind eine große Küche und ein riesiges Wohnzimmer mit Kamin, Essbereich und einem Schreibtisch für private Arbeitsprojekte untergebracht. Im Obergeschoss sind vier Rückzugsräume, das Elternschlafzimmer, ein kleines, dienstliches Arbeitszimmer und zwei Kinderzimmer, geplant. Demzufolge gibt es unten nur ein kleines Bad mit Dusche und WC für den Tagesbetrieb und oben ein großes Bad mit zwei Waschbecken, so dass alle Familienmitglieder genug Platz haben.
    Der Winkel ist ein Entwurf, bei dem im Obergeschoss mein atelierartiges Arbeitszimmer, das privat und dienstlich genutzt werden würde, und die zwei Kinderzimmer untergebracht sind, während das Schlafzimmer im Erdgeschoss verbleibt. Die Idee hier ist, die abendlichen und nächtlichen Rückzugsbereiche der Kinder von den elterlichen zu trennen, indem die Kinder oben wohnen und Papa oben vorallem tagsüber arbeitet. Und unten finden Familie, Freizeit, die gemeinschaftlich gestaltet wird, und das Schlafen der Eltern statt.
    Ich erinnere mich nur allzu gut an das Highlife von Tantchen, die mit mir auf derselben Etage wohnte. Die laute Musik von Adam and the Ants, AC/DC und anderen, die sie früher immer spielte. Ich war verzweifelt, wenn ich mich in meinem Zimmer konzentrieren wollte. Damals litt ich so sehr unter dieser oft auch provozierend ausgeübten Lärmfolter, dass irgendwann nur noch die finale Lösung, die Zerstörung der Plattensammlung, weiterhalf. Danach war Ruhe. Endlich!
    Und so etwas möchte ich nicht noch einmal mit meinen eigenen Kindern erleben. Am liebsten würde ich daher etwas bauen, das es erlaubt, später einmal ein mögliches Highlife erwachsen werdender Kinder vom Leben der Eltern etagenweise zu trennen. Deshalb plädiere ich für die Winkellösung, in der sich die Lärmfolter nicht als Katastrophe mit meinen eigenen Kindern wiederholen kann. Dann könnten die Kinder später einmal oben Freunde empfangen, während ich unten schlafen kann. Und die Bäder sind ebenfalls getrennt. Kinder oben, Eltern unten.
    Die Mau ist strikt dagegen: »Peter, wenn wir das Haus so bauen, dann sehe ich dich kaum noch. Dann ziehst du dich in dein Atelier zurück. Dann brauchen wir unten kein großes Wohnzimmer mehr. Dann findet keine Familie mehr statt. Dann können wir uns genauso gut auch wieder scheiden lassen, hast du das verstanden? Ich habe dich geheiratet, damit wir das Leben gemeinsam gestalten. Wenn du dich dann da oben nur noch zurückziehst, dann kann ich mir auch gleich einen anderen suchen!«
    »Dann geh doch!«, sage ich und gehe einfach weg. Nach

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